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Erste Nachrichten von der Landessynode 2006: Einladung an alle zum Kölner Kirchentag, Präsesbericht und Vortrag über die presbyterial-synodale Ordnung

Gemeinsamkeiten standen im Mittelpunkt der ersten Grußworte auf der diesjährigen Landessynode in Bad Neuenahr: Hermann Gröhe (CDU), Bundestagsabgeordneter und EKD-Ratsmitglied aus der Evangelischen Kirche im Rheinland beispielsweise verknüpfte das Schwerpunktthema „Toleranz aus Glauben“ der EKD-Synode im November 2005 mit dem Hauptthema der rheinischen Synode 2006, der Kirchenmusik. An der Musik lasse sich vieles über die Entstehung des klaren harmonischen Tons lernen, so Gröhe.
NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers machte seinen Antrittsbesuch bei der Evangelischen Kirche des von ihm regierten Landes auf der Neuenahrer Synode, mehr darüber hier.


Der Präsesbericht: Von Kirchenmitgliedern, Geld und Ökumene, der Familie, Deutschland und der Welt
„Gottlose und geistlose Strukturen – nicht aber Finanznot und demographischer Wandel“ zerstörten die „Grundlage und die Existenzberechtigung unserer Kirche“, sagte Präses Nikolaus Schneider in seinem Bericht zur Landessynode 2006. „Es wäre allerdings völlig verfehlt, von einem aktuellen und plötzlich auftretendem Krisenereignis zu sprechen. Es handelt sich vielmehr um einen schleichenden Prozess des Verlustes von Gemeindegliedern, nicht weil uns etwa die Menschen in Scharen davonliefen – wie leider immer noch da und dort fälschlich berichtet wird -, sondern weil unsere Kirche Anteil nimmt an dem Rückgang der deutschen Bevölkerung in unserem Land: es sterben sehr viel mehr Menschen als geboren werden, wir beerdigen sehr viel mehr als wir taufen.“
Zwar müsse deshalb bei der Evangelischen Kirche als Arbeitgeber über Stellenabbau nachgedacht werden, aber nicht „planlos“, vielmehr „transparent und mit Beteiligung aller kirchenleitender Organe“, sagte Schneider und erinnerte daran, dass der Strukturausschuss kurz- und längerfristige Sparpläne (bis 2012) erarbeitet hat, die rund zehn Millionen Euro sparen helfen und von der Sondersynode im Juni 2006 entschieden werden sollen. Auch der Kinder- und Jugendarbeit drohten „Rückschläge“, sagte er, denn die neue wolle die von der alten Landesregierung beschlossene Kürzung von Sach- und Investitionskosten bei Kindertagesstätten beibehalten.

„Kein ökumenischer Durchbruch“ sei die Begegnung mit dem Papst im August in Köln gewesen, so der Präses weiter, vor allem nicht in Bezug auf das gemeinsame Abendmahl in konfessionsverbindenden Ehen. Das Treffen sei aber eine „Vergewisserung auf dem gewundenen und steinigen Weg der Ökumene“ gewesen. Dabei gebe es zur Ökumene „keine Alternative“, so der Präses. Er kündigte außerdem an, dass sich die Synode 2007 erneut mit dem Thema Abendmahl beschäftigen werde.

 Ein weiteres wichtiges Stichwort im Präsesbericht war Familie: „Gemeinschaftsgerechtigkeit ist für uns heute die Leitvorstellung für das Zusammenleben in Partnerschaften. Unter dieser Prämisse verzichten wir auf Moralisierungen gegenüber den verschiedenen Formen von Familie, die es heute in unserer Gesellschaft gibt. Aber wir halten fest, dass wir Gott, unserem Schöpfer, verantwortlich sind für unser Leben und für das zukünftige Leben auf dieser Erde“, sagte er.

Auch zahlreiche gesellschaftspolitische Themen brachte Schneider in seinem Bericht zur Sprache, etwa  die „Hass- und Hetztiraden des iranischen Staatspräsidenten“ – aus denen er gern Konsequenzen ziehen würde, etwa was „Repräsentanten dieses Staates“ und deren mögliche Teilnahme „in unserem Land an einer Fußballweltmeisterschaft“ angeht. Angesichts von Berichten über stattgefundene Folterqualen im Irak, Afghanistan und Osteuropa forderte er „absolutes Folterverbot“. Besorgt äußerte er sich über die „Sklavenarbeitsverhältnisse“ der weltweiten Globalisierungstendenz. Auch die Entwicklungshilfe macht ihm Sorge: Die Ausstattung des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) mit Kirchensteuermitteln müsse erneut auf die Tagesordnung kommen, denn die EKiR leiste nicht einmal die geforderte Zielmarke von zwei Prozent ihres Kirchensteueraufkommens für den kirchlichen Entwicklungsdienst.

Mit Blick auf die deutschen Verhältnisse stellte Schneider fest, die Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit nach Hartz seien „ineffizient und teuer“ und trügen sogar noch zum Abbau sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze bei. „Die sogenannten Hartz-Gesetze haben im letzten Jahr ein großes Regelwerk in Gang gesetzt – mit problematischen Erfahrungen der Klienten (…) von Ohnmacht, Orientierungslosigkeit und Verlust. Es hat sich als falsch erwiesen, den bewährten Maßnahmen des Förderns, so wie sie von den Kirchen vor allem für Jugendliche und Langzeitarbeitslose durchgeführt wurden, die finanzielle Basis zu entziehen.“ Der komplette Präsesbericht zum Nachlesen hier.

Ebenfalls zu Gast: Kirchentagspräsident Reinhard Höppner
Kirchentagspräsident Reinhard Höppner sieht die Deutschen auch 16 Jahre nach der Wiedervereinigung noch vor großen Aufgaben für das Zusammenwachsen von Ost und West: „Noch immer haben viele den hinzugekommen Reichtum an Kultur und Erfahrung nicht entdeckt“, erklärte der ehemalige Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt am Abend vor der Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland in Bad Neuenahr.
Gleichzeitig warb Höppner für Glaubensgewissheit und Gelassenheit auch in Zeiten gravierender gesellschaftlicher und kirchlicher Veränderungen: „Wenn wir davon überzeugt sind, dass wir eine wichtige Botschaft für die Welt haben, dann gibt es keine unüberwindliche Mauer zwischen dem status quo und dem Land, das er uns zeigen will.“
Im 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag, der auf Einladung der rheinischen Kirche vom 6. bis 10. Juni 2007 in Köln stattfindet, sieht sein Präsident eine gute Möglichkeit, Brücken auch zu den östlichen Nachbarn zu bauen. „Darum wünsche ich mir, dass Sie alle nicht nur Ihre Gemeinden nach Köln einladen, sondern auch Ihre Partnergemeinden und Partnerkirchen in unseren Nachbarländern. Ich wünsche mir, dass die Kirchen ihre Aufgabe des Brückenbaus Richtung Osten auch weiterhin wahrnehmen und unsere östlichen Nachbarn den Kirchentag als eine Chance erleben können, eine Chance zum Zusammenwachsen in dem größer gewordenen Europa. Der Zusammenbruch der Blöcke war ein Geschenk Gottes. Jetzt müssen wir etwas daraus machen. Ihre rheinische Kirche mit ihren vielen Partnerbeziehungen hat dabei viele Möglichkeiten und damit auch eine große Verantwortung“, erklärte Höppner.

Ausblick: Weiterentwicklung der presbyterial-synodalen Ordnung
Bis Dienstag Nachmittag tagen verschiedene gremienübergreifende synodale Arbeitsgruppen, die sich mit der Weiterentwicklung der presbyterial-synodalen Ordnung sowie des Dienst- und Arbeitsrechts beschäftigen. Eine Grundlage bei diesen Beratungen bildet der Vortrag „Weiterentwicklung der presbyterial-synodalen Ordnung – Prinzip und Wandel“ von Hellmut Zschoch, Professor für Kirchengeschichte an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal, der hier als pdf-Text nachgelesen werden kann.

Weitere Infos
Wie arbeitet eigentlich die rheinische Landeskirche?! Ablauf, Zeitrahmen, Tagesordnung… Hier.
Landessynode 2006: Schwerpunktthema Kirchenmusik – Hintergrundinfos dazu hier

Text: EKiR
Foto(s): EKiR