You are currently viewing Erinnern – eine Brücke in die Zukunft. Zum Gedenken an die Befreiung von Nazi-Diktatur und Gewaltherrschaft

Erinnern – eine Brücke in die Zukunft. Zum Gedenken an die Befreiung von Nazi-Diktatur und Gewaltherrschaft

Die aktuellen Geschehnisse im sächsischen Landtag, nachdem der NPD-Landtagsabgeordnete Klaus-Jürgen Menzel die deutsche Schuld am Zweiten Weltkrieg geleugnet hat, überschatteten auch die Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Nationalsozialismus in Köln. Wie schon in den vergangenen Jahren nahm ein breites Bündnis aus demokratischen Parteien, Gewerkschaften und Kirchen den 27. Januar, den Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee, zum Anlass für das Gedenken. Unter dem Motto „Erinnern – eine Brücke in die Zukunft“ stand die Gedenkstunde in der Antoniterkirche. Während in den vergangenen Jahren immer eine bestimmte Opfergruppe im Vordergrund des Gedenkens stand, gedachte man in diesem der Befreiung von Nazi-Diktatur und Gewaltherrschaft.

Menschenverachtende Parolen schüren Ängste, vor allem bei verunsicherten Menschen
Bürgermeisterin Angela Spizig forderte zur Toleranz im Umgang miteinander. Die Greuel des NS-Regimes dürften niemals vergessen werden. „Zu den bewegendsten Momenten bei den Aufgaben meines Amtes gehören die Begegnungen mit ehemaligen Zwangsarbeitern und NS-Opfern, die oft nach langen Jahren wieder nach Köln kommen.“ Spizig erinnerte auch an die NPD-Fraktion im sächsischen Landtag, die sich einer Schweigeminute für die Opfer der NS-Diktatur verweigert hatte. Darüber hinaus dürfe man aber nicht vergessen, so Spizig, dass auch im Kölner Rat und in den Bezirksvertretungen seit der vergangenen Kommunalwahl Vertreter rechter Parteien säßen, deren Gebahren man sehr genau beobachten müsse. Mit ihren menschenverachtenden Parolen schürten sie wieder Ängste und hätten durch den Sozialabbau verunsicherte Menschen für ihre Wahlziele gewinnen können.
Spizig lobte ausdrücklich die „Stolpersteine“, die der Künstler Gunter Demnig vor Häusern in den Bürgersteig einlässt, in denen ehemals Juden wohnten, die von den Nazis deportiert wurden. „Wenn man die Namen auf den Steinen lesen möchte, muss man sich bücken“, so die Bürgermeisterin. „Das ist auch eine Art Verneigung vor den Opfern.“

Nach der Gedenkstunde in der Antoniterkirche gingen die Teilnehmenden zum EL-DE-Haus und legten einen Kranz nieder. Dort erinnerte Professor Horst Matzerath, ehemaliger Leiter der NS-Dokumentationsstelle im EL-DE-Haus, an die Opfer des Nationalsozialismus in Köln.

Schirmherr: Regierungspräsident Jürgen Roters
Schülerinnen und Schüler von Kölner Schulen hatte sich unter dem Motto „Erinnern- eine Brücke in die Zukunft“ mit der NS-Geschichte beschäftigt. Zu den Themen „Fremdenhass“ und „Neonazis“ hatten sie Videos gedreht, musikalische Beiträge und szenische Darstellungen einstudiert. „Es ist wichtig, sich mit dem auseinanderzusetzen, was wirklich passiert ist. Jeder ist dazu aufgerufen, sich dem Thema auch ganz persönlich zu nähern“, erklärte Regierungspräsident und Schirmherr Jürgen Roters.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann