Vertreter aus Gemeindeleben und Politik kamen in der Jesus-Christus-Kirche Kalk zusammen, um Kurt-Friedrich Kassing als Pfarrer und seine Frau Gisela als Gemeindesekretärin in den Ruhestand zu verabschieden. Die Entpflichtung nahm die Superintendentin des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, Andrea Vogel, vor.
Gebürtiger „Ruhri“ aus Altenessen
„Kalk- wie kannst Du da nur hingehen“ hörte Kurt Friedrich Kassing, als er 1980 seine Pfarrstelle in der damaligen Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Kalk antrat. Die „Schäl Sick“ war ihm bereits vorher aus seiner Zeit als Pfarrer im Hilfsdienst in der (damals noch selbstständigen) Gemeinde Humboldt vertraut. Als gebürtigem „Ruhri“ aus Altenessen war Kassing ein Industrie- und Arbeitervorort als Wohn- und Arbeitsort nicht unbekannt. „Ich habe mich immer hier wohlgefühlt, durch die ähnliche Sozialstruktur hat man wohl eine Wellenlänge mit den Bewohnern“ konnte er schnell feststellen. Auch Studium, Examen und Vikariat hatte er, mit einem Zwischenspiel in Heidelberg, in der Industriestadt Wuppertal abgeleistet.
Herausforderungen im sozialen Bereich
In 30 Dienstjahren erlebte Kassing zahlreiche Veränderungen im Gemeindeleben: Im Stadtteil mit hohem Anteil nichtdeutscher Einwohner sank die Zahl der Gemeindeglieder, vor allem die Zahl der Familien mit Kindern ging zurück. „Ab einem gewissen Niveau ist Kalk für junge Familien nicht mehr attraktiv“ musste Kassing im Lauf der Jahre konstatieren. Die Schließung der großen Industriebetriebe wie Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) und CFK in den achtziger und neunziger Jahren brachte neue Herausforderungen und Strukturveränderungen mit sich: Das Angebot im sozialen Bereich ist vielfältig und reicht von der Nachbarschaftshilfe „Herz und Hand“ über eine Hausaufgabenbetreuung bis zum Kinderzirkus „miniMumm“, in dem auch Kassings eigene Töchter aktiv waren. Die Gemeinde hat mit Frank Kemper einen eigenen Jugendleiter, letztes „Kind“ der Jugendarbeit ist ein Tischfußballprojekt (wir berichteten).
Spuren im Bezirk hinterlassen
„Er hat nicht nur in der Gemeinde Spuren hinterlassen, sondern auch im Bezirk“ lobte Hans-Peter Irmer, Presbyteriumsmitglied und Vorsitzender des Kalker Bürgervereins, Kassings Wirken. Dem Bürgerverein war Kassing selbst als Mitglied verbunden getreu seiner Erfahrung „Die Menschen hier sind gesprächsgbereit, wenn man sich ihnen nicht gleich im kirchlichen Habitus nähert“ legte er immer Wert auf gute Zusammenarbeit mit städtischen Stellen und örtlichen Vereinen.
Regen Zulauf aus der Gemeinde hatte auch, so Irmer, der Gesprächskreis „Gott und die Welt“, den Kassing gegründet hatte und der auch für Menschen mit Schwellenangst vor der Kirche attraktiv war. Gäste beim Abschiedsgottesdienst waren nicht nur Personen des Gemeindelebens, sondern auch Bezirksbürgermeister Markus Thiele und Rainer Kreke von der Stiftung „KalkGestalten“.
Kurzer Weg zwischen Büro und Pfarrer
„Ich dachte erst: Ob das wohl gut geht, mit meinem Mann in einer Gemeinde zu arbeiten“ erinnert sich Gisela Kassing im Gemeindebrief an ihre 23-jährige Arbeit als Gemeindesekretärin. Aber letztlich waren wohl viele Menschen froh über die kurzen Wege zwischen Büro und Pfarrer. „Meine Frau war die Drehscheibe für die Gemeinde“ lobte Kassing die Arbeit seiner Frau, auch sein Kollege Dietrich Kamphenkel, als zweiter Pfarrer in der Gemeinde für die Arbeit in den Seniorenheimen sowie dem Kalker Krankenhaus zuständig, bestätigte ihr „viel Engagement, Liebe und Verständnis“ bei der Arbeit. Auch sie wurde während des Gottesdienstes in den Ruhestand verabschiedet.
Während Gisela Kassings Sekretariatsstelle wieder ausgeschrieben werden soll, wird Kurt Kassings Pfarrstelle nicht wieder besetzt. Seit dem 1. Januar 2011 hat die Gemeinde mit der Evangelischen Kirchengemeinde Humboldt fusioniert und wird von Hans-Harro Eder und Kamphenkel gemeinsam betreut. Zurzeit ist Pfarrer Otmar Baumberger aus Dellbrück für die Gemeindeleitung bevollmächtigt, bis im Frühjahr 2012 ein neues Presbyteriums gewählt wird.
Foto(s): Annette von Czarnowski