Es flossen auch Tränen beim letzten Gottesdienst, den die evangelische Gemeinde in der Emmauskirche im Erftstädter Stadtteil Gymnich feierte. Die Entwidmung des Gotteshauses war schon im Sommer 2021 durch das Presbyterium beschlossen worden. Nun war es so weit, dass die Mitglieder der Gemeinde nach 42 Jahren von ihrer Kirche Abschied nehmen mussten. Pfarrerin Sabine Pankoke fragte sichtlich bewegt im Gottesdienst: „Was sagt man, wenn das Herz schwer ist? Wenn Erinnerungen an Taufen, Konfirmationen oder Hochzeiten, aber auch an Klage und Trauer im Raum stehen.“
Sie blickte zurück auf 1982, als die evangelische Gemeinde im Frühling die ersten Gottesdienste in der Emmauskirche feierte. Der Grundstein, sichtbar im Kirchenraum, zeigt den Bibelvers aus Johannes 17,21: „Sie sollen alle eins sein, wie du, Vater in mir bist und ich in dir.“ Künstlerin Ute Gagel gestaltete das Kreuz über dem Altar. Ein Zeichen für Christus und die Orientierung durch den Glauben, das nach dem Gottesdienst zur Entwidmung nun feierlich aus dem Raum getragen wurde. Die Antependien gestalteten damals Gemeindemitglieder. Auch sie sind nun, wie Osterkerze und Taufbecken nicht mehr Teil des Kirchenraumes, wurden in Stille von Mitgliedern des Presbyteriums hinausgetragen.
Wege der Trennung und des Abschieds, die zunächst schmerzhaft sind, führen doch letztlich zur Hoffnung
Am Wochenende vor dem Gottesdienst gab es Gelegenheit, sich in Ruhe von der Kirche zu verabschieden. Das Besondere dieser Kirche sei gewesen, so schildert Sabine Pankoke, dass sich mit dem Bau des Gotteshauses die evangelischen Christen in Gymnich zum ersten Mal richtig als Teil der Stadt gefühlt hätten. „Nach dem Krieg ließen sich viele evangelische Flüchtlinge und Vertriebene im katholisch geprägten Gymnich nieder. Und mit der Kirche war dann endlich klar: Jetzt gehören wir dazu.“ Eine lebendige Ökumene war da längst etabliert, gehörte bis heute zum Gemeindeleben – immerhin hatte die evangelische Gemeinde ab 1948 die katholische Kirche St. Kunibert für Gottesdienste nutzen können, die Verbindung blieb auch nach 1982 eng.
Sabine Pankoke wirkte 30 Jahre in der Gemeinde, davon 27 Jahre als Pfarrerin. Im kommenden Juni geht sie in den Ruhestand, dann ist Pfarrerin Friederike Schädlich alleinige Ansprechpartnerin. Eine weitere Veränderung innerhalb der Evangelischen Kirchengemeinde Lechenich, die auch schon von ihrem Gemeindezentrum Friesheim Abschied genommen haben.
Doch die Hoffnung zu verlieren, ist keine Option, wie Pfarrerin Pankoke in ihrer Predigt klar verdeutlichte: „Die Mitgliederzahlen in der evangelischen Kirche sind rückläufig, der Stellenwert der Kirche verändert sich – und doch macht Christus uns Mut, neue Wege zu gehen.“ Wege der Trennung und des Abschieds, die zunächst schmerzhaft seien, doch letztlich zur Hoffnung führen und zu anderen Menschen, die ebenfalls mit Gott unterwegs sind, erklärte die Pfarrerin eindrücklich. Viele Gottesdienstbesuchende ließen sich in großer Runde vom Abendmahl berühren, sangen das „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“, das auch zur Einweihungsfeier vor 42 Jahren schon erklungen war. Nach der Entwidmung gab es beim Kirchenkaffee einen Austausch an Erinnerungen.
Was nun mit dem Gebäude passieren wird, ist noch nicht klar. Pfarrerin Pankoke sagt: „Die Kirche und das Gemeindezentrum Friesheim stehen zum Verkauf, da seitens der Stadt kein Interesse an den Gebäuden besteht.“
Foto(s): Matthias Pohl