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Entdeckungstour zum Jubiläum durch die ungewöhnliche Versöhnungskirche

Am Eingang der Ehrenfelder Versöhnungskirche erhielt jeder Besucher des Tags der Offenen Tür gleich einige Blätter mit Aufgabenstellungen. So sollten die Ankömmlinge etwa die Breite des großen Westfensters mit Schritten abmessen, den Text auf dem Rand des Taufbeckens entziffern oder sich auf die Orgelempore begeben und dort je einen Ton auf den Tasten und den Fußpedalen spielen – um durch eigenes Tun den Unterschied zwischen beiden zu erfahren.

Ungewöhnlicher sechseckiger Grundriss
„Während der Gottesdienste oder wenn hier die verschiedenen Gemeindegruppen zusammenkommen, werden der Kirchenrum und seine Ausstattung ja kaum wahrgenommen“, erklärte Pfarrer Karl-Heinz Iffland den Sinn der „Entdeckungstour“, die in bester protestantischer Tradition eine Aufforderung sei, sich auf den Weg zu machen. Derzeit dreht sich in der Gemeinde alles um das Kirchengebäude mit seinem ungewöhnlichen, sechseckigen Grundriss nach Plänen der Aachener Architekten Friedrich Wilhelm Bertram und Elmar Lang sowie den großen, eindruckvollen Fenstern der Ehrenfelder Künstlerin Elfriede Fulda. Denn die Versöhnungskirche wurde am 31. Mai 1964 eingeweiht, vor 50 Jahren also.

Festgottesdienst und Orgelführung
Jüngst fand aus diesem Anlass ein Festgottesdienst statt, den Iffland gemeinsam mit Siegfried Kuttner, Pfarrer an der Friedenskirche, und dem neuen Gemeindepfarrer Martin Dielmann gestaltete, die Ehrenfelder Kantorei unter Leitung von Joachim Diessner von Isensee führte dazu die Bachkantate „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren" auf. Außerdem bot die Gemeinde eine Orgelführung an, ein Orgelkonzert mit Johannes Quack, ein Erzählcafé und einen Abendmahlsgottesdienst für alle, die in der Versöhnungskirche getauft, konfirmiert oder getraut wurden.

Regenbögen als Symbol für Versöhnung
Stolz wurden auch die beiden vertikal verlaufenen und nun farblich aufgefrischten Regenbögen präsentiert, die vor 25 Jahren aus einer Verlegenheit aufgemalt worden waren: Rohrleitungen hatten Risse in den Innenwänden verursacht. Die Regenbögen symbolisierten die Versöhnung Gottes mit dem Menschen, betonte Iffland. „Das hat mit der Schwulen- und Lesbenbewegung nichts zu tun, das ist älter.“ Nicht alles funktionierte so reibungslos, wie der Pfarrer freimütig zugab: „Die Orgel sollte bis zu diesem Termin eigentlich um ein Register erweitert werden, aber die Orgelpfeifen sind nicht rechtzeitig fertig geworden“, sagt er. Auch habe er die aktuellen Adressen zahlreicher in der Versöhnungskirche getaufter, konfirmierter oder verheirateter Gemeindeglieder nicht in Erfahrung bringen können: „Wir werden unsere Anstrengungen verstärken und das nachholen.“

Mit "Event"-Gottesdienst zufrieden
Mit dem Besuch der Feierlichkeiten ist Iffland, der seit 1976 an der Versöhnungskirche tätig ist und im kommenden Jahr in den Ruhestand gehen wird, aber sehr zufrieden. Solche „Event“-Gottesdienste seien in den vergangenen Jahren stetig attraktiver geworden, während die Besucherzahlen bei den ganz normalen Sonntagsgottesdienset auch in Neuehrenfeld eher rückläufig seien: „Wenn jemand, der regelmäßig sonntags gekommen ist, fortzieht oder stirbt, dann bleibt dieser Platz leer, dann haben wir danach einen Besucher weniger.“

Lage hat sich entspannt
Zur Errichtung der Versöhnungskirche war es gekommen, als nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche Protestanten in den östlich der Subbelrather Straße gelegen Teil Ehrenfelds – auch „Neuehrenfeld“ genannt – zogen, denen der weite Weg zur Friedenskirche nicht zuzumuten war. Zeitweise hatte die Gemeinde rund 11 000 Glieder derzeit sind es etwas mehr als 7000, „Tendenz leicht steigend“, wie Iffland sagt. Als er nach Neuehrenfeld kam, waren noch vier Pfarrer für rund 8.000 Gemeindeglieder zuständig, bevor Martin Dielmann im März seine Stelle antrat, waren Iffland und Siegfried Kuttner längere Zeit auf sich gestellt. Nun habe sich die Lage glücklicherweise entspannt.

Text: Hans-Willi Hermans
Foto(s): Hans-Willi Hermans