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„Engagierte Menschen können ‚was verändern“. Podiumsgespräch zum Thema „Familienleben“ anlässlich des Kirchentages

Vom Kabarett zu familiären Visionen über Hochzeitslieder zum Mitsingen bis zum erotischen Gottesdienst im „Zentrum der Liebe“: Vielfältig sind die Angebote des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentages (DEKT), die im weitesten Sinne das Thema Familie im Blick haben werden. Neben dem „Zentrum Kinder“ in der Altstadt und dem „Zentrum Jugend“ am Tanzbrunnen gibt es unter anderem Diskussionen zur Fortpflanzungsmedizin, zur Früherziehung und dem Miteinander der Generationen. DEKT-Mitarbeiter Ulrich T. Christenn informierte während eines Impulsgespräches, zu dem AntoniterCityKirche und das Domforum am vergangenen Montag in die Antoniterkirche geladen hatten, über alles, was der Kirchentag Familien anzubieten hat.



„Familien in Krisen sind kein Randproblem mehr“
Über alles, was Familien in Köln fehlt, berichtete Helga Blümel. Die Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Köln und Region (vormals Amt für Diakonie), prangerte an, dass ein Viertel aller Kölner Kinder in Familien aufwachsen, die unter Armut leiden. Zu den finanziellen Sorgen aufgrund von Arbeitslosigkeit kämen oftmals Suchtprobleme, Gewalt und Antriebslosigkeit. „Familien in Krisen sind kein Randproblem mehr“, so Blümel. Eine Hauptursache sieht sie in der Arbeitslosigkeit: „Hätten wir mehr Beschäftigung, müssten wir über viele Probleme, die wir heute haben, gar nicht diskutieren.“ Die Diakonie-Sprecherin forderte mehr Qualität in Erziehung, Bildung und Betreuung: „Wir müssen den Kindern dieser Familien Freude vermitteln, in diese Gesellschaft hineinzuwachsen.“ Neben den Eltern seien da auch die Erzieherinnen und Lehrer gefragt: „Da, wo engagierte Menschen auftauchen, kann sich was verändern.“ Vielversprechend seien viele Ansätze in den Diakonie-Tageseinrichtungen für Kinder in den verschiedenen sozialen Brennpunkten.

Gewünscht: stärkere Vernetzung von Schulen und Kindergärten
In ihrer Forderung nach Qualität, wollte der Familienbeauftragte der Stadt Köln, Peter Hoffstadt, die Diakonie gerne unterstützen. Allerdings verwies er auf die leeren Kassen der Stadt. Das Problem, dass scheinbar immer mehr Familien unter Armut leiden, wollte Hoffstadt so nicht stehen lassen: Von den 98.000 Kölner Haushalten mit Kindern unter 18 Jahren, bekämen 5000 Hilfe vom Jugendamt. „Das ist immer noch eine Minderheit“, so Hoffstadt. Um Kinder zu fördern, wünschte er sich eine stärkere Vernetzung der Berufsgruppen in Schulen und Kindertagesstätten.

Ein Schritt in die richtige Richtung sind Familienzentren
Dies bekräftigte auch Helga Blümel, die in den neu entstehenden Familienzentren „einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung“ sieht. Kindertagesstätten, die sich zum Familienzentrum weiter entwickeln, wollen Eltern und Kinder mit vielfältigen Angeboten beraten und begleiten und werden dafür vom Land NRW gefördert. Politik und Verbände hätten erkannt, „dass wir für Familien etwas tun müssen“, meinte Hoffstadt. Auch Blümel begrüßte die politische Bereitschaft, Dinge zu bewegen. „Allerdings müssen wir dabei alle Altersgruppen berücksichtigen“, sagt Helga Blümel mit Blick auf ältere Kinder. Hier könne auch der Kirchentag wichtige Impulse geben.

Nächste Diskussion zu Thema „Altsein“ im Domforum
„Familienleben“ war das dritte von insgesamt acht Gesprächen, die gesellschaftspolitisch auf den Kirchentag vorbereiten wollen. „Altsein“ ist das Thema am Montag, 18. März, 17 Uhr, im Domforum. Dann diskutieren Peter Krücker vom Caritasverband für die Stadt Köln, Professor Ursula Lehr vom Deutschen Zentrum für Altersforschung und Dr. Elisabeth Sticker vom Psychologischen Institut der Universität zu Köln miteinander in der Reihe „Kirche und Gesellschaft in Köln“.

Text: Martin Schönhals
Foto(s): Martina Schönhals