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Energieforum Altenberg: Kirchen in NRW könnten 40 Millionen an Energiekosten sparen

„Für mich hat sich die Tagung gelohnt“. Dorothea Wülfrath aus Wuppertal strahlt. Zwei volle Tage hat die ehrenamtliche Baukirchmeisterin an der Fachtagung „Energie und Kosten sparen – Auf dem Weg zu meiner Kirche mit Zukunft“ in Altenberg teilgenommen. Eingeladen hatten die Evangelische Kirche im Rheinland und das Erzbistum Köln in Kooperation mit der Energieagentur Nordrheinwestfalen.

Sisal-Teppich statt kalter Füße
„Bei uns ist es im Gottesdienst zu kalt“ , klagten Tagungs-BesucherInnen aus Wuppertal-Hatzfeld, so auch Dorothea Wülfrath. Kein Wunder: In Wuppertal wurde vor einem Jahr mit Blick auf die dramatisch zurückgehenden Einnahmen der Kirchengemeinde angeregt, die Raumtemperatur in der Kirche – auch während des Gottesdienstes –  zu senken. Obwohl das Thermometer immer noch 19 Grad zeigt, frieren die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher nun, denn die Kirche aus dem Jahr 1964 ist ausgesprochen fußkalt. Beim Vortrag von Energieberater Christian Dahm von der Energieagentur Nordrhein Westfalen über die speziellen Bedingungen und Probleme der Kirchenbeheizung, ist Wülfrath dann ihr ganz persönliches Energiespar-Licht aufgegangen: Am Beispiel der von Dahm vorgestellten Dominikaner-Kirche in Münster entdeckte sie: Ein einfacher, zudem ökologisch verträglicher Sisal Teppich kann womöglich Abhilfe schaffen.

Es gibt keine hoffnungslosen Fälle
Natürlich sind die Probleme in jeder Kirchen anders und oft ein wenig komplizierter. So kompliziert, dass es ohne Architekten, Ingenieure, Denkmalpfleger und Bauphysiker nicht geht. „Kirchen sind zu allem gebaut, aber nicht zum Heizen. Sie haben oft Energiekennwerte jenseits von Gut und Böse“, machte Energieberater Christian Dahm auf die besondere Problematik der Beheizung von Kirchen aufmerksam. Dennoch gibt es nach der Erfahrung des Energiespar-Fachmanns keine hoffnungslosen Fälle: Schon durch den Einbau von Windfängen oder Feuchtefühlern oder durch optimiertes Aufheizen des Kirchenraumes lassen sich die Energiekosten oft deutlich senken.

Priritäten setzen
„Es kann doch nicht nur darum gehen, die Heizkosten der Kirche pro Quadratmeter zu berechnen. Sollten wir uns nicht mal Gedanken machen, wie hoch eigentlich die Heizkosten pro Gottesdienstbesucher sind und die Kirche notfalls im Winter zumachen und ins Gemeindezentrum gehen?“, fragte ein Tagungsteilnehmer angesichts vielerorts geringer Gottesdienstbesucherzahlen. Er regte die Diskussion nach Prioritäten in der Erhaltung, Sanierung und Unterhaltung von kirchlichen Gebäuden an. Bei Energieberater Dahm lief er damit offene Türen ein: „Es kann sinnvoller sein, in den Kindergarten zu investieren und dort Menschen für die Gemeinde zu gewinnen, als alle Aufmerksamkeit in die Sanierung einer Kirche zu stecken, die sonntags nur schwach besucht ist.“, so Dahm.

Anregungen zum Engergiecheck
Weil Kirchengebäude in der Regel aber nur 15 bis 20 Prozent der Energiekosten in einer Kirchengemeinde ausmachen, konnten die Telnehmer viele Anregungen zum Engergie-check in anderen gemeindeeigenen Gebäuden mitnehmen. Sie reichen von Maßnahmen der Wärmedämmung, über Nachrüstung mit Energiesparlampen und Tipps zur Verringerung von Stand-By-Verlusten bei Bürogeräten bis zur Erneuerung der Heizungsanlage und einer möglichen alternativen Finanzierung für die Energieversorgung.

Wer sparen will, muss investieren
Allerdings: Wer sparen will, muss zuvor häufig investieren. „Die Tipps kommen für unsere Gemeinde zwei Jahre zu spät. Jetzt sind unsere Kassen leer“, bedauerte Günter Kühlen aus Köln-Holweide. Ob und wie Gemeinden sich kostensparende Maßnahmen leisten könnten, ob und wie sich Spar-Investition langfristig rechnen – auch da berät die Energieagentur. Entscheiden allerdings müssen die Presbyterien dann selbst.

Kostenlose Beratung
„Was kostet es, wenn Sie zu uns kommen und uns beraten?“, fragte Dorothea Wüfrath zum Schluss. Und bekam eine Antwort, die sie noch einmal strahlen ließ: “ Gar nichts. Wir kommen kostenlos.“ Denn die kostenlose Beratung gehört zum Auftrag der staatlichen Energieagentur. „Viele von den rund 7.500 Kirchengemeinden im Lande gehören seit Jahren zur Kundengruppe der Energieagentur NRW,“ erklärte deren Leiter, Prof. Dr. Norbert Hüttenhölscher. Erfahrungen aus den bisherigen Beratungen zeigen, dass mit teilweise einfachen Mitteln lohnenswerte Einsparpotentiale von bis zu 30 Prozent erreichbar sind. Das theoretische Einsparpotential bei Kirchengemeinden beider Konfessionen liegt nach Hüttenhölschers Einschätzung allein in NRW bei rund 40 Millionen Euro jährlich. Und mit ein paar Hundert Euro oder gerne auch mehr will Dorothea Wülfrath demnächst dabei sein. Zum Wohl ihrer vom Sparzwang gebeutelten Gemeinde.

Leitfaden „Energiesparen in Kirchengemeinden“
Tipp: Die Energieagentur NRW steht Kirchgemeinden für eine unentgeltlichen Energieberatung im Blick auf ökologisch und ökonomisch sinnvolle Maßnahmen zur Engerkostensenkung zur Verfügung. Auch der Leitfaden „Energiesparen in Kirchengemeinden“, der die komplizierten energietechnischen Zusammenhänge in kirchlichen Gebäuden erläutert und Handlungsoptionen anbietet, wurde auf der Tagung vorgestellt. Er richtet sich an die in den Kirchengemeinden für die Bereiche „Bau und Gebäudeerhaltung“, „Technik“ und „Finanzen“ zuständigen Presbyterinnen und Presbyter. Der Leitfaden kann unentgeltlich bei der Energieagentur NRW bezogen werden.

Weitere Informationen
Aufgrund des Beschlusses der Landessynode 1990 hat die Kirchenleitung der EKiR die „Richtlinien für die Vergabe des Energiesparfonds der Evangelischen Kirche im Rheinland zur Förderung energiesparender Maßnahmen in Kirchengemeinden, Kirchenkreisen und kirchlichen Einrichtungen“ erlassen.
Die Richtlinien sind hier nachzulesen

Weitere Infos aus der Energieagentur NRW unter
http://www.ea-nrw.de
http://www.wissensportal-energie.de
http://www.indikatoren-nrw.de

Text: Karin Vorländer
Foto(s): Karin Vorländer