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„Endlich muss ich nicht mehr gute Fotos suchen“

„Ich habe dieses Foto wegen des schönen Herbstlaubs ausgewählt“, sagt eine Lehrerin. Sie habe sich an genau solch buntem Laub erfreut, als sie nach Köln gefahren sei, zur Fortbildung des Schulreferats. Gutgelaunt sitzt die Teilnehmerin mit knapp 20 Kolleginnen im Seminarraum des Hauses der Kirche und ist gespannt auf das, was kommt: die Vorstellung der neuen Fotosammlung für den Religionsunterricht, die beim Evangelischen Schulreferat des Kirchenverbands Köln und Region erschienen ist. Gemeinsam sollen Einsatzmöglichkeiten der 75 Fotos umfassenden Sammlung erprobt werden. „Interessant, dass der Kollegin auf dem Foto das Laub aufgefallen ist“, merkt später eine andere Teilnehmerin an. „Ich habe nur gesehen, dass das Bild einen Friedhof zeigt.“

Intensiver Zugang zur Gedankenwelt
Ein Bild schafft Assoziationen, spricht Empfindungen an und kann von verschiedenen Personen zur selben Zeit durchaus anders „gesehen“ werden oder auch von derselben Person zu unterschiedlichen Zeiten anders bewertet werden. Ein Foto hilft, Gedanken zu ordnen oder auszudrücken, es kann den Einstieg in ein Thema erleichtern oder dessen Kernaussage wie im Brennglas zusammenfassen. Lehrer arbeiten gern mit Fotos, weil sie genau dies wissen. Sie schätzen, dass Fotos einen schnelleren und intensiveren Zugang zur Gedankenwelt der Kinder schaffen als die Sprache allein. Umso erstaunlicher eigentlich, dass seit Jahrzehnten nur noch veraltete Fotos als Unterrichtsmaterial zur Verfügung standen.

Eine Idee wird geboren
Aus dieser Not geboren kam Ute Glaser vor etwa vier Jahren die Idee, aktuelle Fotos zu machen und eine neue Fotosammlung für den Religionsunterricht zu erstellen. Die Journalistin und Lehrerin, die auch als Fotografin tätig ist, begeisterte Rainer Lemaire, Mitarbeiter des Schulreferats Köln und Lehrer, sowie Lehrerin Kerstin Eder für ihre Idee und so wurde gemeinsam das Konzept erstellt, die Bildauswahl getroffen und Einsatzmöglichkeiten der Fotos erprobt.

Vor allem Menschen
Herausgekommen ist ein Konvolut von 75 Fotos, die sich als pdf-Dateien auf einer CD befinden und auch für großformatigen Druck geeignet sind. Um den Nutzern die Orientierung zu erleichtern, sind die Motive der Fotosammlung sieben Themenfeldern zugeordnet: „Miteinander leben“, „Gottes Schöpfung“, „Wege gehen“, „Neues wagen“, „Angst, Wut, Trauer“, „Freude, Liebe, Glück“ und „Gewalt – Zuwendung“. Zu sehen sind neben Naturszenen und Tieren vor allem sehr, sehr viele Menschen: junge und alte, allein oder miteinander, fröhlich oder verzweifelt, weiß oder schwarz, tobend oder durch Behinderung eingeschränkt. Auf vielfältige Weise spiegeln die Fotos die heutige Alltagswelt der Schüler und Schülerinnen wider. Zwar wurde die Auswahl speziell für den Gebrauch im Religionsunterricht der Primarstufe konzipiert, doch lassen sich die Bilder darüber hinaus auch in anderen Zusammenhängen nutzen: im Kindergarten, in Jugend- und in Konfirmandengruppe, im Ethikunterricht und sogar im Deutsch- oder Sachkundeunterricht, wo sie als Schreib- und Gesprächsanlässe dienen können.

Fotos führen ins Thema
Dass die Fotosammlung sich auf vielfältige Weise immer wieder neu im Unterricht verwenden lässt, vermittelte das Autoren-Trio bei der Fortbildung nicht nur theoretisch. Vielmehr ließ es die Teilnehmerinnen mit Fotos, Kopien, Scheren, Kleber und Stiften einige der Unterrichtsideen sogleich praktisch ausprobieren. So gestalteten die Lehrerinnen zum Thema Schöpfung anhand eines schwarzweißen Fotoausdrucks, der einen alleingelassenen Hund zeigte, bunte Gegenbilder einer besseren Welt, sie legten mit einigen Fotos die biblische Geschichte von Ruth nach und verdeutlichten mit anderen die Aussage eines Psalms. Überrascht stellten die Lehrerinnen fest, wie sehr die Fotos sie ins Thema führten und die Auseinandersetzung mit ihm förderten.

Anregungen zum Gestalten
Wer die Fortbildung verpasst hat, kann auf das Begleitheft zurückgreifen, das das Trio zur Fotosammlung textete und das mit der CD ein festes Duo bildet. Im Begleitheft sind Methoden und Unterrichtsideen zur Arbeit mit der Fotosammlung in aller Kürze übersichtlich zusammengestellt. Es gibt Anregungen zum gestalterischen Umgang mit Fotos wie „Andere Umgebung erschaffen“, „Verklanglichen“, „Umgestalten“ oder „Verfremden“, und es gibt Tipps dazu, wie sich mit Wort oder Schrift mit den Bildern arbeiten lässt: „Gedanken-Streifen“, „Leerstellen finden“, „Schreibgespräch“ oder „Sprechblasen“ heißen einige dieser Ideen. Praktisch für schnelles Arbeiten: Alle 75 Fotos sind im Begleitheft als Miniaturen abgebildet, sodass Lehrkräfte sich für eine Schulstunde auch eine individuelle Fotoauswahl aus den sieben Themen-Ordnern im Nu zusammenstellen können.

Rechte werden nicht verletzt
„Endlich muss ich jetzt nicht mehr lange nach guten Fotos suchen“, meint eine Lehrerin geradezu erleichtert am Ende der Fortbildung. Im Internet habe sie sich oft von einer Seite zur nächsten geklickt und dann meist doch kein hundertprozentig passendes Foto gefunden. Außerdem könne sie die Motive der Fotosammlung nun guten Gewissens benutzen, weil keine Rechte verletzt würden – weder von abgebildeten Personen noch von Fotografen. Eine Kollegin stimmt zu und wünscht zugleich: „Können Sie nicht noch einmal eine Fortbildung zur Arbeit mit diesen Fotos anbieten?“

Erhältlich
Ute Glaser (Fotos)/Kerstin Eder, Ute Glaser und Rainer Lemaire (Text): Fotosammlung für den Religionsunterricht, enthält eine CD mit 75 Fotos (großformatig druckfähige pdf-Dateien) sowie ein Begleitheft mit Methoden und Unterrichtsideen zur Arbeit mit Fotos, 20 Euro (zzgl. 3 Euro Versandkosten)
Erschienen bei und Bezug über: Schulreferat des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region, Kartäusergasse 9–11, 50678 Köln, Telefon (0221) 33 82-274 und -278, schulreferat@kirche-koeln.de

Text: Kai Köhler
Foto(s): Kai Köhler