„Ein fürchterliches Instrument“
Wie das so ist mit Provisorien, sie halten oft länger als gedacht. In der Christuskirche war das nicht anders. Nach dem Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg stark zerstörten Kirche wurde Anfang der 50er Jahre als Instrument eine provisorische Orgel aufgebaut. Für einige Jahre, hieß es damals. Daraus wurde mehr als ein halbes Jahrhundert. Und es wäre wohl noch einige Jahre bei dem Provisorium geblieben, wenn nicht einige Faktoren zusammengekommen wären. Thomas Pehlken, Kreiskantor im Evangelischen Kirchenkreis Köln-Nord, forderte vor knapp drei Jahren die Evangelische Kirchengemeinde Bergheim-Zieverich-Elsdorf energisch auf, die unbefriedigende Situation zu ändern. „Ein fürchterliches Instrument“, brachte der Kreiskantor seine Meinung zu dem Instrument auf den Punkt. Doch die Mahnung des Musikers alleine hätte wohl nicht ausgereicht, wenn sich nicht vor rund zwei Jahren auch die finanzielle Situation der Gemeinde durch den Weggang von Pfarrer Volker Niesel deutlich gebessert hätte.
Schnäppchen aus dem Internet
„Nachdem feststand, dass der Gemeinde mehr Geld zur Verfügung steht, wurden die Punkte ’neue Orgel‘ und ‚Kirchenrenovierung‘ energisch angegangen“, erinnert sich Pehlken. Sein Part war die neue Orgel, wobei der Gedanke an einen Neubau von vorneherein ausschied: „Eine neue Orgel in mittlerer Größe kostet etwa 400.000 Euro“, rechnet er vor. Dafür wurde der Musiker auf dem Gebrauchtmarkt fündig. „Über das Internet wurde ich auf ein gebrauchtes Instrument in Hemer in der Nähe von Iserlohn aufmerksam“, erzählt er. Ein Schnäppchen, das für 11.000 Euro zu haben war. Im Frühjahr 2008 fuhr eine Abordnung der Gemeinde nach Hemer, um die Orgel in Augenschein zu nehmen. Dann ging alles ganz schnell. Nachdem der Kauf besiegelt war, wurde das Instrument von der Orgelbaufirma Willi Peter aus Köln-Mülheim abgebaut und für etwa sechs Monate in dem Kölner Stadtteil zwischengelagert. Der Orgelbauer hatte zunächst andere Aufträge abzuarbeiten, bevor er die Kleuker-Orgel in der Christuskirche aufbauen konnte.
16 Register und fast 1000 Pfeifen
Im Februar 2009 begannen dann die Arbeiten in der Zievericher Christuskirche. Für das neue Instrument mussten die Empore auf- und einige Betonstufen herausgeschnitten werden. Die aus den 70er Jahren stammende Kleuker-Orgel befand sich in einem guten Zustand und passte von Größe und Klangfarbe sehr gut in die evangelische Christuskirche. Die ursprünglich 15 Register wurden um ein Register erweitert. Fast 1000 Pfeifen erklingen jetzt, wenn die Orgel gespielt wird. Das übernimmt die Kantorin der Kirchengemeinde Doris Im Schlaa. Wichtig aus der Sicht von Pehlken ist das so genannte Rückpositiv, das heißt, ein Teil der Pfeifen befindet sich im Rücken der Organistin oder des Organisten.
Vorbildfunktion für andere Gemeinden
Sollte die neue Orgel ursprünglich schon Ostern 2009 vorgestellt werden, musste dieser Plan doch noch verschoben werden. „Die Orgel stand zwar schon, aber es waren nur einige Register bespielbar“, sagt der Kreiskantor. Die offizielle Einweihung wurde dann auf den Sommer verschoben. „Das war schon ein tolles Erlebnis. Der Klang ist einfach wundervoll“, schwärmt Pfarrerin Almut Giesen. Für Kauf und Einbau hatte die Gemeinde insgesamt rund 60.000 Euro bezahlt. „Ein wirklich guter Preis. Normalerweise rechnet man mit 7.000 Euro pro Register“, sagt Pehlken und hofft, dass das Zievericher Beispiel Nachahmer in vielen anderen Gemeinden findet. „Eine neue Orgel muss nicht zwangsläufig teuer sein. Es gibt auch preisgünstige Lösungen, um den Klang in vielen Kirchen des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region zu verbessern“, appellierte er an die Gemeinden.
Konzertreihe mit unterschiedlichen Schwerpunkten
Um den Gemeindegliedern den Klang und die Möglichkeiten des neuen Instruments vorzustellen, hat die Gemeinde eine Reihe mit drei Orgelkonzerten organisiert. Den Auftakt macht am Freitag, 28. August, ein klassisches Orgelprogramm mit Manfred Heppinger-Kupprat, Organist der katholischen Gemeinde, gefolgt von modernen Tönen mit Frank Stanzl am Freitag, 11. September. Zum Abschluss spielt Thomas Pehlken am Freitag, 25. September, ein Orgelprogramm mit Orchesterbegleitung. Alle Konzerte beginnen um 19 Uhr in der evangelischen Christuskirche Bergheim-Zieverich, Aachener Straße 1.
Foto(s): privat