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Einzigartig in NRW: Kindergartenmuseum in Bergisch Gladbach. Oder: Eine Reise in die Kinderzeit.

Wer eintritt, betritt ein Stück Vergangenheit. Das Öffnen der Tür zum Kindergartenmuseum in Bergisch Gladbach macht den Weg frei für das Betrachten vieler Schätzchen. Es ist das einzige Museum seiner Art in Nordrhein-Westfalen – und noch ein Insider-Tipp. Hier wird die Kinderzeit lebendig. Nicht nur in die eigene, sondern auch die der Eltern und Großeltern. Hubert Hagen, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Bergisch Gladbach, konnte sich bei der offiziellen Eröffnung gar nicht satt sehen, entdeckte manches für ihn als Kind unerschwingliches Kleinod und staunte, „mit wie wenig wir früher zufrieden waren“.

Kein Spielzeug-Museum, sondern Kindergarten-Entwicklung anschaulich gemacht
In Räumen und Vitrinen geben sich nicht nur Käthe Kruse und Schildkröt Puppen ein Stelldichein, sondern auch selbstgebastelte Autos aus Pullmoll-Dosen, handgeschnitzte Figürchen aus Kriegszeiten und hölzerne Schubkarren. Daneben sind auf den rund 200 Quadratmetern, die früher sinnigerweise ein Hort bevölkerte, die Tracht früherer „Fräuleins“ zu sehen, kleine Stühlchen und Topfbänkchen, auf denen manch kleiner Popo mal dringend „musste“.

Im Parterre des Q1 Jugend-Kulturzentrums, Quirlsberg 1, hat das Museum einen eigenen Eingang. Noch ist es ein echter Insider-Tipp. Um einem Irrtum vorzubeugen: Es ist kein Spielzeug-Museum, sondern veranschaulicht die Entwicklung des Kindergartens. „Mit den beiden kleinen Geschwistern Krippe und Hort“, setzt Georg W. Geist hinzu, der Vorsitzender und Gründungsmitglied des Kindergarten-Museum e.V. ist, der 1994 bei Null mit der Arbeit begann. Zunächst im Stillen. Die Mitglieder – derzeit gut 60 – konzentrierten sich aufs Sammeln. Sie trugen Spielzeug, didaktisches Material, Fachliteratur, Spielplatz-Pläne und Einrichtungsgegenstände aus Kindergärten zusammen. Die gut zehn „Vorlaufjahre“ haben das Depot gefüllt. „Wir haben etwa 3.000 Bücher im Fundus – mindestens“, sagt stellvertretende Vorsitzende Konstanze Rehr. „Und jede Menge Fachzeitschriften.“

Nur fünf vergleichbare Museen deutschlandweit
Mit dem Konzept, die institutionelle Kinderbetreuung von Krippe bis Hort ins Zentrum zu rücken, schließt der Verein in der NRW-Museumslandschaft eindeutig eine Lücke. Auch anderswo ist dieses Museumskonzept trotz der 200-jährigen Geschichte des Kindergartens noch Mangelware. Erst fünf andere Kindergartenmuseen gibt es in Deutschland: zwei in Bayern und jeweils eins in Thüringen, Baden-Württemberg und Brandenburg. Bei der Eröffnung wurde daran erinnert, dass auch ein Kölner Museumsbau als Domizil für die Kindergartenschätze in der Diskussion gewesen sei. Doch das Parterre des Q1 Jugend-Kulturzentrums machte das Rennen, was Hausherr und Pfarrer der Evangelischen Gnadenkirche, Thomas Werner, passend fand: Schließlich habe die Evangelische Kirchengemeinde Bergisch Gladbach nach ihrer Gründung bereits 1776 auf dem Quirlsberg parallel Kirchbau und Schulgründung betrieben.

Adresse, Öffnungszeiten
Kindergartenmuseum
Quirlsberg 1 (separater Eingang im Q1 Jugend-Kulturzentrum)
51465 Bergisch Gladbach
Telefon (02202) 24 36 40, Fax (02202) 24 36 41
info@kindergarten-museum.de

Geöffnet: dienstags 10 bis 13 Uhr ganzjährig und nach Vereinbarung
Eintritt: 1,50 Euro, Kinder 0,50 Euro

Es werden Vorträge, Seminare, Fachtagungen, Kurse und die Bereitstellung von Fachliteratur angeboten.

Auch die Internetseite ist liebevoll gestaltet – hier findet man beispielsweise das pädagogische Konzept bekannter Erzieher wie das von  Theodor Fliedner und seiner Ehefrau Friederike, oder von Friedrich Fröbel, wie Fliedner ein bedeutender Repräsentant der Geschichte der Kindergartenpädagogik des 19. Jahrhunderts sowie Maria Montessori und Rudolf Steiner als Vertreter der Reformpädagogik des 20. Jahrhunderts und Schöpfer eigener Kindergartenkonzepte, ein Fotoalbum mit Bildern von Ausstellungen und Exponaten, die Anfahrtbeschreibung und vieles mehr sind hier zu finden.

Text: Ute Glaser
Foto(s): Ute Glaser