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Einweihung des Neubaus Ernst-Flatow-Haus in Ehrenfeld

Diesen Satz hörte man häufiger bei der Einweihung des Ernst-Flatow-Hauses: „Überall wird abgebaut. Sie bauen auf. Das ist gut.“ Als erster sagte ihn Präses Nikolaus Schneider in seiner Predigt im Festgottesdienst in der Friedenskirche Ehrenfeld neben dem Neubau „Ernst-Flatow-Haus“.

Drei Stadthäuser und 25 Mietwohnungen
„Ein langer Weg mit harter Arbeit liegt hinter uns“, warf Siegfried Kuttner, Pfarrer an der Friedenskirche, einen Blick in die Vergangenheit: „Sicher hatten wir auch schlaflose Nächte. Aber dies ist ein großer Tag in der Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Ehrenfeld.“2006 traf man sich in der Gemeinde zu einem Kolloquium, 2009 wurde der Grundstein gelegt, im Oktober 2010 Richtfest gefeiert. Und jetzt sind die ersten Bewohner in das Mietshaus und Gemeindezentrum eingezogen. 25 Mietwohnungen sind entstanden, darunter drei sogenannte Stadthäuser, in denen man auf zwei Geschossen lebt. Sie werden über separate Eingänge betreten und verfügen über eine ebenerdige Terrasse. Die anderen Zwei- bis Vierzimmerwohnungen sind von 44 bis zu 100 Quadratmeter groß und haben fast alle einen hofseitig gelegenen Balkon. Highlight ist eine 150 Quadratmeter große „Luxuswohnung“.

Zuerst werden die Kredite abbezahlt
Das neue Gemeindezentrum ist 245 Quadratmeter groß. In der Tiefgarage mit 33 Einstellplätzen findet man auch Autos des Car-Sharing-Unternehmens „Cambio“. Die Gemeinde hat ungefähr sechs Millionen Euro investiert. Mit den Mieteinnahmen werden zunächst die Kredite abbezahlt. Danach sind sie eine feste Einnahmequelle der Gemeinde. Das 4.000 Quadratmeter große Grundstück steht an der Ecke Fröbelstraße und Vogelsanger Straße. Dort stand vorher das Pfarrhaus und das Küsterhaus. Gebaut wurde das Ernst-Flatow-Haus nach Plänen des renommierten Architekturbüros Lepel & Lepel. Verwaltet wird das Haus von der Antoniter Siedlungsgesellschaft im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region.

Schwierige Geschichte nicht ausgeblendet
Präses Schneider würdigte in seiner Predigt die Person Ernst Flatows. Der war jüdischer Herkunft. Er konvertierte zum Protestantismus und wurde Pfarrer in Ehrenfeld. Nach der Machtergreifung durch die Nazis war er schweren Repressionen ausgesetzt, nicht zuletzt in der eigenen Gemeinde. Er wurde 1942 in das Warschauer Ghetto deportiert und starb im Holocaust. „Der Judenchrist hatte nicht die Solidarität seiner Kirche. Das Rasserecht war stärker als die Verbundenheit durch die Kirche“, sagte Schneider und betonte: „Das ist eine Schande für die Kirche.“ Flatow sei Opfer der „Deutschen Christen“ geworden, die damals in der Evangelischen Kirche in der Mehrheit gewesen seien. „Dass Sie diese schwierige Geschichte nicht ausblenden, ist ein starkes Zeichen“, lobte Schneider die Ehrenfelder Gemeinde: „Herzlichen Dank für diesen stellvertretenden Dienst für die ganze Evangelische Kirche im Rheinland.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann