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Einweihung der neuen Räumlichkeiten am frühchristlichen Baptisterium

Lange wurde dieses Kölner archäologische Juwel unter Wert „verkauft“. Doch nun hat die direkte Umgebung des wohl ältesten Baptisteriums nördlich der Alpen eine angemessen würdige Gestaltung erfahren. Der Vorraum des Taufbeckens aus dem 6. Jahrhundert östlich unterhalb des Domchores (Am Domhof) hat sich in einen „kontemplativen, einfachen Raum“ verwandelt. „Wir haben versucht, ihn zu einem christlichen Raum zu machen“, erläuterte Architekt Ludwig Wappner bei der Einweihungsfeier.

Das 1866 bei Bauarbeiten wieder entdeckte Taufbecken hat lange ein Schattendasein geführt. Daher pochte die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Köln schon früh auf eine angemessene Präsentation des achteckigen, begehbaren Steinbeckens. Um die Angelegenheit stärker im öffentlichen Bewusstsein zu verankern, gründete sich 2006 die Arbeitsgemeinschaft Baptisterium (ArgeBap). Initiatoren waren das ACK-Vorstandsmitglied Rainer Will und Hannelore Bartscherer, Vorsitzende des Katholikenausschusses in Köln. In diesem ökumenisch geprägten Projekt-Kreis ist auch der Evangelische Kirchenverband Köln und Region vertreten. Pfarrer Dr. Martin Bock, Leiter der Melanchthon-Akademie, gehört zu den Mitbegründern.

Christussymbole Alpha und Omega
„Am 9. September 2015 hat die Stadt uns den Rohbau übergeben und wir haben dann die künstlerische Gestaltung übernommen“, erinnerte nun Dompropst Gerd Bachner auf einer Pressekonferenz. In Anlehnung an die ehemaligen Vorhänge des frühchristlichen Baptisteriums kleiden Platten aus gefalzter Baubronze die Wände. „Die Steine im hellen Terrazzofußboden sollen an römisches Mosaik erinnern“, erklärte Wappner. Zur Gestaltung gehört wesentlich die Lichtinstallation „zwei, drei Szenen für das Baptisterium“ des Düsseldorfer Künstlers Mischa Kuball. „Sie greift den Grundriss des Baptisteriums sowie die Christussymbole Alpha und Omega auf.“ Neben dem Taufbecken bilden der Boden, die Wände, die anthrazitfarbene Decke ihre „Spielflächen“. In der Dunkelheit soll die Installation besonders zur Geltung kommen – und auch jenseits des Panoramafensters und imposanten wie luftigen goldbronzenen Gitters wirken.

Spende von Gerhard Richter
Dombaumeister Peter Füssenich sprach von einem verwandelten, archaischen Ort, der zur Domumgebung gehöre. „Seine Funktion hat er nicht mehr. Er ist ein vergangener Taufort.“ Das Ziegelgewölbe, im 19. Jahrhundert als Schutzbau über dem Denkmal errichtet, sei selbst zum Denkmal geworden. „Wir als Domkirche waren für den Innenausbau des Vorraums und der benachbarten Schau-Depots der Dombauhütte zuständig“, erläuterte Füssenich. „Nun geben wir den Raum der Stadt zurück.“ Gekostet hat die Neugestaltung rund 600.000 Euro. Die Summe wurde maßgeblich aufgebracht von der Kulturstiftung Kölner Dom. Zudem leistete der Künstler Gerhard Richter eine beträchtliche Einzelspende.

Band der Taufe für Christen
Bei der Einweihung des neuen Vorraumes erklärte Stadtsuperintendent Rolf Domning: „Ich wünsche mir sehr, dass das Band der Taufe, das uns als Christen zusammenhält, uns durch das Baptisterium hier am Dom noch tiefer verbindet und uns in den gemeinsamen Aufgaben und Diensten für die Menschen in Köln stärkt.“ Oberbürgermeisterin Henriette Reker betonte, dass das Baptisterium ein Ort für alle sei. „Dieser Ort steht für die Taufe, die uns alle verbindet, und für die Ökumene“, unterstrich Bartscherer in ihrer Funktion als Sprecherin der ArgeBap. Diese habe das Bewusstsein für die große Bedeutung des ersten bekannten christlichen Taufortes in Köln geschaffen: „Er ist ein Ort des Glaubens und der Tauferinnerung.“

Kein sakraler Raume
„Das Baptisterium ist kein sakraler Raum, sondern Teil der Domgrabung“, stellte Stadtdechant Kleine fest. Es lade ein, sich der Wurzeln der langen Tradition des Christentums in unserer Stadt zu erinnern. Hier könne man „der eigenen Taufe gedenken und im ökumenischen Miteinander das Sakrament der Taufe bedenken“. Bachner dankte der ArgeBap, „die dem Ort angemessen ökumenisch ausgerichtet ist“, für die jahrelange inhaltliche, auch theologische Begleitung und wissenschaftliche Aufarbeitung des Projekts. Wallner würdigte das Engagement der ArgeBap auch in der Diskussion über Gestaltungsfragen.

Für Interessierte offen
Zunächst steht Kölns ältester Taufort vom 16. April bis zum 1. Mai jeweils samstags (10 bis 14 Uhr) und sonntags (13 bis 17 Uhr) für Interessierte offen. Außerdem kann das Baptisterium innerhalb von regelmäßigen Führungen besucht werden. Solche plant ebenfalls die Melanchthon-Akademie in ihr Programm aufzunehmen.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich