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Einige Schlaglichter auf das neue Programm der Melanchthon-Akademie

„Wir begrüßen Katja Kriener im pädagogischen Team der Melanchthon-Akademie herzlich. Seit dem 1. November.2010 arbeitet sie mit einer halben Pfarrstelle im theologischen Fachbereich. Wir freuen uns über ihre große Erfahrung im Dialog von Juden und Christen. Mit zweiter halber Stelle ist sie Frauenreferentin im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, koordiniert und vernetzt Menschen, Gruppen und Institutionen, die sich mit Frauenfragen, feministischer Bibelauslegung und Theologie befassen“. Das steht auf den ersten Seiten des neuen Programms der Akademie für das zweite Halbjahr 2011. Als „Visitenkarte“ der neuen Kollegin in der evangelischen Erwachsenenbildungsakademie Kölns sieht deren Leiter, Pfarrer Dr. Martin Bock, im Gespräch eine wichtige, neue Veranstaltung für Frauen im Akademieprogramm, die Kriener gemeinsam mit den Frauenbeauftragten der Kirchenkreise Köln Mitte und -Rechtsrheinisch, Heike von Hagen und Sabine Richarz, anbietet: Das Rheinische Frauenmahl Köln, das am Sonntag, 20. November, von 17 bis 21 Uhr Frauen in der evangelischen Trinitatiskirche Köln, Filzengraben 4, zu „Kölner Tischreden zur Zukunft von Kirche und Gesellschaft“ auffordert. Mit dabei sind unter anderen: Elfi Scho-Antwerpes (2. Bürgermeisterin der Stadt Köln), Gisa Klönne ( Schriftstellerin), Ulrike Gebhardt (Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Lindenthal) und Katajun Amipur (Journalistin und Islamwissenschaftlerin). Alle interessierten Frauen sind herzlich eingeladen zu diesem ersten „Rheinischen Frauenmahl“!
Ein ganz wichtiges Thema für die Akademie in diesem zweiten Halbjahr 2011 ist außerdem das deutschlandweit im Zuge der „Lutherdekade“ ausgerufene „Jahr der Taufe“. Hierzu hat die Melanchthon-Akademie ein ganzes „Angebotspaket geschnürt“ – nachzulesen hier.

Architektur und Selbstbestimmung
Wie alle Programme der Melanchthon-Akademie ist auch dieses wieder grafisch sorgfältig und thematisch passend gestaltet: Es greift architektonische Details und Spuren des Behaust- und Unbehaustseins auf, mit Fotos von Treppen, Geländern, Türen und Mauerwerk. Die korrespondierenden Texte regen an, jenen heilsamen und beunruhigenden Kräften des Wohnens, des Gestaltens und Wahrnehmens nachzugehen, die Bildung und Bauen verbinden. Die Fotos stammen von Werner Heidenreich, die Zitate hat Prof. Peter Busmann ausgewählt. Damit sind schon gleich mehrere Schwerpunkte des neuen Akademieprogramms genannt: „Die Nachfrage nach alternativen Wohnprojekten steigt, denn selbstbestimmtes Wohnen trotz gesundheitlicher Einschränkungen (MS/Demenz) ist der Wunsch vieler Menschen“, so eine Ankündigung. Das „selbstbestimmte Wohnen“ rückt aber auch bei ganz und gar gesunden Menschen von „50 plus“ immer mehr in den Blickpunkt. „Dieses Thema entwickelt sich langsam zu einem Roten Faden für unser Programm“, sagt Bock – und meint damit nicht nur die grafische Gestaltung des neuen Programmhefts. Die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie über die Erfahrungen von Wohngruppen für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen werden beispielsweise erstmals am Freitag und Samstag, 23. und 24. September, in der Akademie präsentiert und in einer Podiumsdiskussion erörtert, Praxisworkshops geben Anregungen zur Umsetzung unterschiedlichster Wohnmodelle bei dieser Tagung in Zusammenarbeit mit der Universität zu Köln, der Stiftung trias und dem Generali Zukunftsfonds.
Der Architekt Prof. Peter Busmann hat die Zitate des neuen Programms ausgewählt. Er ist nicht nur – unter anderem – der Architekt der Kölner Philharmonie und des Museums Ludwig, er hat auch die Kunst-Installation Ma’alot des israelischen Künstlers Dani Karavan am Heinrich-Böll-Platz vor exakt 25 Jahren mitinitiiert. Karavans Arbeit wird bis zum 20. September noch in einer – von der Melanchthon-Akademie mitorganisierten – Ausstellung in der evangelischen Lutherkirche, Martin-Luther-Platz 2-4, gewürdigt, Weiteres dazu hier.

Religiöse und kulturelle Identität – und die Tragweite geistiger Traditionen in Europa
Im Gespräch hebt Martin Bock den Ansatz einer Veranstaltung am Donnerstag, 8. September, hervor: „Lernt unsere Gesellschaft endlich aus dem, was in Oslo geschehen ist?“, fragt er, und meint damit die Ausgrenzungsmechanismen und deren oft verheerenden Folgen, die entstehen, wenn sich eine Gesellschaft einfach nur auf ihre „Leitkultur“ zurückzieht. Ähnlich fragt die Veranstaltung, die er am8. September gemeinsam mit Hans Wolfgang Weber anbietet: „Gibt es eine kulturelle Identität Europas?“ Zu erwarten sind dabei: politische Antworten auf wichtige Fragen unserer Zeit, etwa die nach der künftigen Gestaltung von Wirtschaftsordnung oder nach dem Umgang mit Migration: Welche Werte sind für Europa charakteristisch? Aus welchen kulturellen Traditionen stammen sie? Kann man Europa als Wertegemeinschaft betrachten und welche Rolle spielen jüdische, christliche und muslimische Wurzeln für Europas Identität oder Identitäten? Welches Ausmaß an kultureller Vielfalt fordert und fördert die geistige Tradition Europas?
Bock sieht diese Veranstaltung in engem Zusammenhang mit einem weiteren Angebot am Mittwoch, 16. November, wenn der Präses i.R., Pfarrer Manfred Kock, der Kölner Rabbiner Jaron Engelmayer und Professor Thomas Naumann (angefragt) versuchen wollen, den „Beitrag von Judentum, Christentum und Islam zu einer neuen deutschen Identität“ zu definieren, wobei sie sich vor allem die Frage stellen werden: „In Verantwortung vor Gott und den Menschen“ oder „Leitkultur“? Das Deutsche Volk, so heißt es in der Präambel des Grundgesetzes, hat sich dieses Gesetz gegeben „im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen“. Seit geraumer Zeit nun mehren sich die Stimmen, die nach einer neuen „Leitkultur“ rufen, die – über das Grundgesetz hinaus – allein fähig sein soll, nicht nur Christen und Juden in ihren verschiedenen Denominationen, sondern auch und gerade den Islam in die bestehende Gesellschaft, ihre Traditionen und Werthaltung zu integrieren. Lassen sich Christentum und Judentum jedoch als „jüdisch-christliches“ Legitimitätsreservoir und Stabilisatoren deutscher Identität vereinnahmen? Und kommt, was immer mit der in der Rede von der „Leitkultur“ angemahnten deutscher Identität gemeint sein mag, diese in Zukunft daran vorbei, sich auch dem Beitrag der Muslime zu öffnen?

Heilung und Gesundheit
Wie immer, lädt die Akademie auch in diesem Halbjahr zu verschiedenen Tagungen ein. Am Dienstag, 29. November in Zusammenarbeit mit dem Schulreferat des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region, der Bibel- und Liturgieschule im Erzbistum Köln, dem Referat für Interreligiösen Dialog im Erzbistum Köln und dem Verein “ Gemeinschaft Evangelischer Erzieher“ heißt es: „Heal the world – Die Welt heilen. Bildung im Herz des Judentums, Christentums und Islams“. Thema ist die Tatsache, dass alle drei großen Schriftreligionen die Bildung unter die Perspektive der Heilung, Aufrichtung und Wiederherstellung der Schöpfung stellen.. Die Tagung will die eigene und die gemeinsame Bildungs-Verantwortung, die sich der Gefahr der Fremdbestimmung und Ökonomisierung im gesellschaftlichen Diskurs bewusst ist, in den Blick nehmen.
Am Freitag und Samstag, 4. und 5. November, bietet die Akademie eine weitere Tagung an: „Das Geheimnis der Gesundheit – Grenzen und Chancen der Medizin heute“. Diese Tagung erörtert Überlegungen zu einem ganzheitlichen Gesundheitsverständnis („Was es bedeutet, gesund zu sein“, Klaus M. Meyer-Abich), zeigt spektakuläre Heilerfolge mit alten Methoden („Das Geheimnis der Heilung“, Joachim Faulstich) und diskutiert die Konsequenzen für die gesundheitliche Aufklärung. Workshops mit praktischen Anwendungen runden das zweitägige Programm ab. Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Verein Lebenswert e.V.

Interreligiöse und interkulturelle Jahrestage
Außerdem begeht die Stadt Köln in diesem Halbjahr mehrere besondere interkulturelle und interreligiöse Jahrestage, an denen auch die Melanchthon-Akademie beteiligt ist: Seit zwei Jahren hat der Rat der Religionen der Stadt Köln die Trägerschaft für das Gebet der Religionen übernommen. Repräsentanten aus Judentum, Christentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus und der Bahaireligion, die den Rat der Religionen bilden – in dem seit seiner Gründung auch der Evangelische Kirchenverband Köln und Region präsent ist -, gestalten das Gebet der Religionen und laden ein, daran teilzunehmen. Das jeweils eigene Gebet wird im Angesicht der anderen zu Gehör gebracht. Dadurch wird jede Religion erkennbar und gemeinsame Anliegen deutlich. In diesem Kontext lädt die Melanchthon-Akademie am Dienstag, 18. Oktober zu einer Veranstaltung ein, deren Ort noch bekannt gegeben wird.
Fünf Jahre Kölner Friedensverpflichtung: Getragen von Synagogen-Gemeinden, Kirchen und Moschee, ist sie ein gemeinsam verantwortetes Dokument, das im Oktober 2006 im Historischen Rathaus verabschiedet wurde. Seitdem wurde diese Verpflichtung in Ehrenfeld, Chorweiler, Ostheim und Meschenich konkretisiert. Zum fünften Geburtstag am Montag, 10. Oktober, ab 16.30 Uhr soll der Text der Verpflichtung als szenische Lesung auf der Schildergasse (Höhe Antoniterkirche) in den öffentlichen Raum gesprochen werden.
Die Interkulturelle Woche in Köln: Seit 25 Jahren gibt es sie jedes Jahr – eine Woche, in der durch Veranstaltungen, Begegnungen, Konzerte und Podien das interkulturelle Zusammenleben in den Mittelpunkt gestellt wird. Die Eröffnungsveranstaltung am 10. Oktober will zu diesem Jubiläum mit Film, Performance und Begegnung im neuen Rautenstrauch-Joest-Museum am Neumarkt nach vorne blicken und der Jugend Platz einräumen.

Schauspiel, Philosophie, darstellende Kunst
Auch kulturell ist die Akademie aktiv wie immer: Die Kulissengespräche begleiten auch Karin Beiers letzte Saison als Intendantin des ausgezeichneten Kölner Schauspiels hautnah zu allen neuen Inszenierungen: am 15. September, am 20. Oktober und am 3. November.
Und: „Der Bereich Philosophie wächst“, stellt Dr. Martin Bock fest und verweist dabei vor allem auf die Veranstaltungen von Merle Wieschhoff.
Erstmals lädt die Akademie am 8. Oktober außerdem mit „Christus-Bilder“ in eine aktuelle Ausstellung im Museum Kolumba ein: Die biblische Christus-Gestalt bietet viel Spielraum für visuelle Imaginationen, denn das Neue Testament verrät nichts über das Aussehen Jesu. Vor allem aus der künstlerischen Erfindungskraft resultiert daher der Fundus an Christus-Bildern, der sich seit alters herausgebildet hat. Daraus – das werden Seminar und Führung in Kooperation mit der Evangelischen Stadtakademie Düsseldorf zeigen – schöpfen die Kunstschaffenden seit dem Umbruch von er Neuzeit zur Moderne. Fleisch, Licht und Symbol spielen nach wie vor eine tragende Rolle, aber in modern gewandelter Fassung veranschaulichen sie den menschgewordenen Gott auf zeitgenössische Weise.

Das ganze Programm
Dies waren nur einige Schlaglichter auf das – wie immer – weit umfassendere Programm der Melanchthon-Akademie…. Es gibt noch weitaus mehr zu entdecken, als hier aufgeführt werden kann! Darum dürfte es das beste sein, Sie besorgen sich das neue, kostenlose Programm selbst in der Evangelischen Melanchthon-Akademie, Kartäuserwall 24b, in der Kölner Südstadt. Oder Sie schauen online mal nach: http://www.melanchthon-akademie.de Dort können die Kurse – zu denen man sich vorher anmelden sollte! – auch online gleich gebucht wreden.
Und wenn Sioe es nicht bis in die Südstadt schaffen: Sie können sich das Programm als pdf-Dokument auch gleich hier ansehen – aber, Achtung: Es umfasst 156 Seiten!

Text: MAK/AL
Foto(s): Melanchthon-Akademie