Bei seiner Amtseinführung als neuer evangelischer Seelsorger der LVR-Klinik Köln wurde Pfarrer Volkher Preis von einem Team begrüßt, in dem er dank seiner zweimonatigen Einarbeitungszeit vorab schon angekommen war. Im Rahmen eines Gottesdienstes Ende April betrauten ihn Superintendentin Andrea Vogel und Pfarrer Karsten Leverenz, Sprecher des Amtes für Krankenhausseelsorge, nun offiziell mit seinen Aufgaben.
Die LVR-Klinik in Köln-Merheim ist eine Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie und Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln. Volkher Preis wird außerdem für den in Porz angeschlossenen Bereich der Forensik zuständig sein. Über die Zusammenarbeit freuten sich besonders die katholischen Kollegen: Seelsorger Manfred Becker-Irmen und Gemeindereferentin Birgitta Daniels-Nieswand begrüßten ihn mit herzlichem: „Schön, dass du da bist!“ im neuen Amt – und im Team für die Patientinnen und Patienten sowie für die Mitarbeitenden.
„Hören können“ ist auch Seelsorge
„Eine Klinik ist wie eine Gemeinde, wenn auch mit mehr Kommen und Gehen“, fasste Superintendentin Andrea Vogel Preis‘ zusammen. Sie betonte, wie wichtig es gerade in diesem Umfeld sei, die eigene innere und äußere Ruhe zu finden. „Seelsorge heißt immer auch, hören zu können“, erklärte sie und überreichte Volkher Preis seine bereits dritte Amtsurkunde: „Jede einzelne der bisherigen Aufgaben hatte ihre eigenen Herausforderungen und Fragestellungen.“
Pfarrer Volkher Preis ist 53 Jahre alt, stammt aus dem Oberbergischen. Sein beruflicher Schwerpunkt lag bisher vor allem auf der Arbeit mit Kindern und jungen Erwachsenen. In seiner ersten Gemeinde in Troisdorf blieb er über zehn Jahre und war „besonders in der Arbeit mit den Konfirmanden engagiert“, erzählt er. „Wir haben in dieser Zeit das „Konfi Camp“ am Mittelmeer ins Leben gerufen und damit ein richtig schönes und erfolgreiches Projekt auf die Beine gestellt.“ Anschließend wechselte Preis als Religionslehrer an das Berufskolleg Porz: „Manchmal war ich der einzig Evangelische in meinem Unterricht – abgemeldet hat sich während meiner Zeit dort aber niemand.“
„Es ging und geht um das Leben“
Genauso wie jetzt im psychiatrischen Klinikalltag, ging es in der Berufsschule um das Leben im Allgemeinen – nur mit anderen Schwerpunkten. Seine Klasse bestand häufig ausschließlich aus jungen Männern unterschiedlicher Kulturen, „was den Ton untereinander nicht immer höflich, aber ehrlicher machte als im Beisein von Schülerinnen“, sagt Preis rückblickend. „Sie dürfen alles fragen, was Sie wissen wollen“, war seine Ansage an sie, „und tatsächlich ging es oft um ganz Grundsätzliches: Partnerschaft, Aufklärung, Lebensperspektiven, Eltern werden und andere Dinge, über die zuhause anscheinend nicht gesprochen wurde.“
Volkher Preis ist selbst Vater von zwei Mädchen im Teenageralter. Er nahm seine Aufgabe sehr ernst, seinen Schülern des Berufskollegs „ein gelungenes Leben zu eröffnen“, wie er sagt. Schon während der Zeit dort begann er eine Zusatzausbildung als Gestalt- und Körpertherapeut und sieht sich jetzt offen und neugierig für die Aufgaben in der LVR-Klinik: „Hier in der Psychiatrie ist vieles viel existenzieller. Die Gottesdienste sind vielleicht auch deshalb sehr intensiv und momentan ein Schwerpunkt meiner Arbeit.“ Grundsätzlich fehle es psychisch Erkrankten oft an Unterstützung und Anerkennung durch ihre Mitmenschen.
Ausnahmebereich Forensik: So viel Leben und Freiheit, wie möglich
Gerade in der Porzer Männerforensik ist es für Pfarrer Volkher Preis deshalb wichtig, die Welt von außen mit hineinzubringen. „Hier leben Menschen mit ganz unsicherer Zukunft, denen auch unter den gegebenen Umständen so viel Leben und Freiheit wie machbar möglich sein soll.“ In der LVR-Klinik sieht Pfarrer Volkher Preis sich an der richtigen Stelle. Aus der Bibel nimmt er das Versprechen mit, nicht allein gelassen zu werden und sieht in den Kontakten zu Patientinnen und Patienten, die oft über viele Jahre andauern, die große Chance, positiv zu begleiten: „Die psychische Krankheit ist ja nicht der ganze Mensch!“
Foto(s): Claudia Keller