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Pfarrer Daniel Rösler und Superintendentin Andrea Vogel

„In das Leben der Menschen hineinsprechen“ – Daniel Rösler als neuer Pfarrer in Brück-Merheim eingeführt

Nein, verbergen möchte er seine Herkunft nicht. Könnte er auch gar nicht. Schon nach wenigen Worten ist klar: Mit Rheinwasser wurde Pfarrer Daniel Rösler nicht getauft. Aus Brake an der Unterweser stammt der neue Seelsorger in Brück und Merheim. Bis zum Abitur lebte er mit zwei Geschwistern in einer Pastorenfamilie in Nordenham. Das liegt bei Bremerhaven. Und unüberhörbar norddeutsch klang dann auch die Predigt, die Rösler in der Merheimer Petruskirche hielt, nachdem ihn Superintendentin Andrea Vogel in sein Amt als Pfarrer in den beiden rechtsrheinischen Stadtteilen eingeführt hatte.

Ein langes Kennenlernen

„Ich habe darauf gewartet, dass es endlich beginnen darf. Darauf, dass ich hier an diesem Ort endlich leben und wirken darf. An jenem Ort, den ich schon vor vielen Monaten ganz still und leise als Lieblingsort für meinen Pfarrdienst ausgemacht hatte“, warf er einen Blick auf seine jüngste Vergangenheit. Das Presbyterium hatte sich die Wahl nicht leicht gemacht. Das Verfahren bis zur Wahl des neuen Pfarrers hatte sich über Monate hingezogen. „Es gab viele Bewerber“, nennt Rösler im Gespräch einen Grund. In der Rückschau gewinnt er dem Verfahren aber etwas sehr Gutes ab: „Wir hatten während des Verfahrens ausreichend Zeit, uns kennenzulernen.“ Das erleichtere ihm, seiner Frau Aline und seinem zweijährigen Sohn Lukas das Einleben in der neuen Gemeinde.

Rheinische Vergangenheit und Passion

Obwohl, er komme ja nicht in „unbekanntes Land“. Etliche Jahre hat er in Bonn Theologie studiert und danach an der Universität gearbeitet. Tätig war er auch als Leiter der Ökumenischen Choralschola Köln von 2009 bis 2011 an der AntoniterCityKirche. Dort pflegt man den Gesang gregorianischer Choräle nach den ältesten erreichbaren Handschriften. Regelmäßig singt auch heute noch die Schola in Gottesdiensten in der AntoniterCityKirche. Der 42-Jährige hat also durchaus auch eine rheinische Vergangenheit. Und seine Frau stammt aus Koblenz. Während seines Studiums hat er immer wieder über den Tellerrand seines Hauptfachs hinaus geschaut. Die Musik ist seine Passion. „Mit ihr kann man die Freude über die frohe Botschaft mit anderen Mitteln verkünden.“

Die Musik

Die Musik stellt Rösler auch in den Mittelpunkt seiner Predigt. Er erinnert sich an ein Konzert des Improvisationsorchesters der Hochschule für Musik und Tanz jüngst in der Brücker Johanneskirche: „Wer hier einen Dirigenten erwartete, der in gewohnter Weise bekannte Konzertliteratur dirigierte, der wurde an jenem Abend mehr als überrascht. Die Musiker saßen über die ganze Kirche verteilt. Die Verantwortung lag nicht bei einer Person, sondern bei allen. Wechselnde Dirigenten hatten lediglich die Funktion, das Hörbare zu begleiten. Mit wenigen Impulsen, Gesten und Zeichen demjenigen Musiker Raum zu geben, der sich gerade mit seiner Improvisationsgabe einbrachte. Jedem wurde dieses Amt zugetraut.“ Und weiter: „Ich spürte: Nicht in der Vorherbestimmtheit unseres Handelns, sondern im Vertrauen auf die Verschiedenheit unserer Gaben entsteht etwas Neues. Jene Gestaltungskraft nämlich, die aus allen Unterschieden heraus eine übergreifende Gemeinschaft formt, die Harmonie und Heimat erzeugt, ohne dabei das ganz Eigene aufgeben zu müssen.“

Verschiedene Gaben. Ein Geist.

Der Predigttext war das 12. Kapitel des 1. Korintherbriefes. „Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr.“ Pfarrer Rösler fuhr fort: „Schon früh wird Paulus erkannt haben: Die Gemeinde verdankt sich nicht der Leistung Einzelner in ihren verschiedenen Gaben, Ämtern und Kräften. Er wird gespürt haben, wie viel Kraft im Gemeindeleben verloren geht, wenn einzelne Befindlichkeiten den Rhythmus aller vorgeben. Konkurrenz belebt eben nicht das Geschäft, sondern schafft Unruhe. Disharmonien an den Wurzeln des Gemeindelebens, an denen doch all das wachsen sollte, was wir Heimat, Geborgenheit, Hoffnung und Vertrauen nennen.“

Zum Schluss empfahl der Pfarrer der Gemeinde, den Wegen zu vertrauen, „auf die der Herr uns weist – und das im Wissen darum, auf dem Glaubensfundament seiner schützenden Hände getragen und behütet zu sein. Für dieses Gefühl möchte ich mich hier in Köln-Brück-Merheim einsetzen.“ Und er möchte „in das Leben der Menschen hineinsprechen“. Norddeutsch sympathisch, versteht sich.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann