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Einführung des neuen Citykirchenpfarrers: Viele Menschen hießen Bertold Höcker willkommen

Die Verwandlung geschah über Nacht. „In einer mystischen Sekunde wurde ich beim Übergang vom 31. August zum 1. September vom Oberkirchenrat zum Pfarrer“, berichtet Dr. Bertold Höcker, neuer Citykirchen-Pfarrer an der evangelischen  Antoniterkirche – als das Presbyterium ihn die zweieinhalb Jahre lang vakante Citykirchen-Pfarrstelle der Antoniterkirche zum Nachfolger von Pfarrer Kurt-Werner Pick wählte.

„Näher bei den Menschen“
Er freut sich darauf, „wieder näher bei den Menschen zu sein“. Denn während seiner Arbeit als Oberkirchenrat in der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kiel hatte Höcker nach eigenen Worten hauptsächlich mit Bischöfen und der schleswig-holsteinischen Landesregierung zu tun.
Zweieinhalb Jahre lag die Kölner Citykirchen-Arbeit mehr oder weniger auf Eis nach der Abberufung von Kurt-Werner Pick wegen unüberbrückbarer Meinungsverschiedenheiten mit der Evangelischen Gemeinde Köln. Zweieinhalb Jahre, in denen nach einem Nachfolger gesucht wurde, zum Schluss sogar bundesweit, weil sich in den Reihen der Evangelischen Kirche im Rheinland keine geeigneten Bewerberinnen und Bewerber fanden.
Nun also Höcker, gelernter Orgelbauer, Theologe, bis zum Antritt der Stelle in Köln Dozent für Gregorianik und Liturgiewissenschaften an der Musikhochschule Lübeck und Pfarrer für Citykirchenarbeit in der Kieler Stadtkirche St. Nikolai. Höcker hat sich intensiv mit Fragen der gleichgeschlechtlichen Lebensweise in Kirche und Gesellschaft auseinandergesetzt, war Erster Vorsitzender der Aids-Hilfe Kiel, stellvertretender Vorsitzender der Mitarbeitervertretung des Nordelbischen Kirchenamts und hat als Redakteur der „Nordelbischen Stimmen“ gearbeitet.
Mit einer Viertelstelle begann er 1998 seine Citykirchenarbeit an St. Nikolai, wo er Sondergottesdienste für Entscheidungsträger in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur sowie Konzerte und Ausstellungen initiierte.

Protestantisches Profil deutlich machen
Ein Mann mit Macherqualitäten und Visionen also, der nun in Köln „protestantisches Profil deutlich machen und den protestantischen Glauben als Religion der Freiheit erfahrbar machen will“. Die Stadtpredigt-Reihe wird er auf jeden Fall fortsetzen. Und natürlich wird er auch den streitbaren katholischen Theologen Eugen Drewermann einladen. Den Titel für die Predigt-Reihe, die Höcker anstoßen will, hat er auch schon gefunden: „Was hält die Gesellschaft heute zusammen?“ Prominente „Prediger“ sind bereits angefragt. Interessante Abende versprechen die Konzerte, die Höcker plant. Für protestantische Ohren nicht alltägliche gregorianische Choräle werden in der Antoniterkirche erklingen. Dazu kommen besondere Heilungs- und Begegnungsgottesdienste: „Heil und Heilung sind besondere protestantische Akzente, die wir setzen werden“, so der neue Citykirchen-Pfarrer.

Von der Citykirchenarbeit können alle profitieren
Stadtsuperintendent Ernst Fey ist sicher, den richtigen Mann auf die richtige Stelle berufen zu haben. „Herr Höcker und ich haben bereits vielversprechende Gespräche geführt über dieses Experimentierfeld für neue Formen gemeindlicher Zusammenarbeit.“ Fey verwies darauf, dass man in Zeiten schmaler Kassen mit der Wiederbesetzung der Citykirchen-Stelle ein finanzieller Kraftakt nötig gewesen sei. Schließlich hätten die Gemeinden dafür auf Geld verzichten müssen. Aber am Ende seien alle davon überzeugt gewesen, dass die Arbeit an der Antoniterkirche „jeder Gemeinde etwas bringt“. „Wir haben tolle Ideen“, so Pfarrer Hans Mörtter, Vorsitzender des Presbyteriums der Evangelischen Gemeinde Köln, „aber leider können wir so gut wie nichts finanzieren.“ Vor ganz anderen Problemen steht Höcker im Moment noch. Er lebt in einem Hotelzimmer mit 72 Umzugskisten, weil die Pfarrwohnung noch renoviert wird.

„Herzlich willkommen!“
Am Sonntag, 5. September, wurde Bertold Höcker in einem feierlichen, musikalischen Gottesdienst von Stadtsuperintendent Ernst Fey und dem Superintendent des Kirchenkreises Köln-Mitte, Rolf Domning, in sein Amt eingeführt. Die Voten seitens der Pfarr-Kolleginnen und -Kollegen, von Mitarbeiterinnen und Verbands-Vertretern waren so zahlreich und herzlich wie der schier nicht enden wollende Gratulanten-Strom beim Empfang danach. Die Botschaft war klar: „Herzlich willkommen!“

Text: Rahmann/Al-Mana
Foto(s): ran