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Einer der größten Chöre Kölns ist evangelisch – und feiert 50-jähriges Bestehen: Der Oratorienchor Köln e.V. im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region

Der Oratorienchor Köln feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Der renommierte Klangkörper ist mit seinen gegenwärtig 130 Sängerinnen und Sängern nicht nur einer der größten Chöre der Kölner Region, sondern zählt auch zu den leistungsfähigsten Konzertchören in Nordrhein-Westfalen.


Richtig: „Oratorienchor Köln e.V. im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region“
Das Publikum kennt den Oratorienchor Köln meist jedoch nicht unter seinem vollen Namen. Dieser lautet nämlich „Oratorienchor Köln e.V. im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region“. Zwar verhindert die in der modernen – durch Internet, Handzettel und Plakate gestützte – Öffentlichkeitsarbeit gebotene Prägnanz die Nennung des kompletten Namens. Gleichwohl weist der Chorleiter und Altenberger Domorganist Kirchenmusikdirektor Andreas Meisner gerne darauf hin, dass es sich beim Oratorienchor Köln um einen evangelischen Chor handelt, der bis auf den heutigen Tag auch die Unterstützung der evangelischen Kirche in Köln und Region auf ganz unterschiedliche Art und Weise erfährt.

Ein Blick in ein halbes Jahrhundert Chorgeschichte fördert Eindrucksvolles zutage: Der heutige Chor wurde 1957 vom damaligen Kölner Kirchenmusikdirektor Dr. Gerhard Bork unter dem Namen „Chorgemeinschaft im evangelischen Stadtkirchenverband“ gegründet und widmete sich als evangelischer Chor der „musica sacra“. Im Mittelpunkt standen zunächst barocke Werke von Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel. Ein bemerkenswerter Höhepunkt in der Chorgeschichte war 1965 die Aufführung des „Paulus“ von Felix Mendelssohn Bartholdy im Kölner Opernhaus, die zugleich die erste Aufführung in Köln seit der Verfemung dieses Komponisten durch die Nationalsozialisten in Köln war. Ebenso war 1969 im Kölner Gürzenich erstmals wieder Mendelssohn „Elias“ zu hören. Systematisch erarbeitete sich der Chor ein Repertoire, das sich vom Barock über die Klassik und Romantik bis hin zur damaligen Moderne wie zum Beispiel Günter Raphael und Heinz Werner Zimmermann spannte.

Repertoire erweitert
Nach dem Ausscheiden von Gerhard Bork 1980 leiteten übergangsweise Wolfgang Karius und Paul Nancekievill den Chor, bevor 1986 der Altenberger Domorganist Andreas Meisner am Dirigentenpult Platz nahm. Unter dessen umsichtiger Leitung hat der Chor stets das geistliche Repertoire der Kirchenmusik von Bach, Händel, Mozart und Mendelssohn weiter gepflegt, sich zugleich aber auch zunehmend Kompositionen der Romantik und Spätromantik wie etwa Johannes Brahms, Héctor Berlioz und Gabriel Fauré zugewandt. Auch Werke moderner Komponisten wie Maurice Duruflé, Arvo Pärt, Dimitri Schostakowitsch, Arnold Schönberg und Olivier Messiaen standen und stehen immer wieder auf dem Programm.

Beteiligung an großen Konzerten verschiedener europäischer Städte
War der Oratorienchor Köln in den ersten drei Jahrzehnten vor allem im Großraum Köln präsent, erweiterte sich der Aktionsradius in den letzten Jahren beträchtlich: Anlässlich des Flandern-Festivals in Mechelen/Belgien wurden 1996 Werke von Flor Peeters aufgeführt. 1999 konzertierte der Chor in Zusammenarbeit mit dem Chœur de l’Armée Francaise in der Pariser Kirche La Madeleine mit Werken von Marcel Dupré, Charles-Marie Widor und Rudolf Mauersberger, und im Altenberger Dom beteiligte er sich am Bachzyklus 2000. Auf Einladung der Staatlichen Philharmonie Transilvania gastierte der Chor 2002 mit Gustav Mahlers zweite Sinfonie in Klausenburg/Rumänien. Im Juli 2004 folgte der Chor einer Einladung des Dean of Liverpool. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Cathedral of Liverpool wurde im Rahmen eines Festkonzertes das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart aufgeführt. Seit Anfang 2001 besteht eine freundschaftliche Zusammenarbeit mit dem CHŒUR DE CHAMBRE DE LA CITÉ, Paris.

Evangelische Wurzeln
Bei aller Reisetätigkeit: Der Oratorienchor Köln ist Mitglied des Arbeitskreises Kölner Chöre und hat seit Jahren einen festen Platz im Konzertplan der Kölner Philharmonie. Trotz seines beträchtlichen Beitrages zum öffentlichen Kultur- und Konzertleben hat der Oratorienchor Köln seine protestantischen Wurzeln nicht vergessen: Immer wieder gestalten die Sängerinnen und Sänger des Chores Reformationsfeiern und andere musikalische Gottesdienste mit überregionaler Bedeutung und sangen natürlich auch im Rahmen des Kirchentages in Köln in diesem Sommer. Und immer noch probt der Chor jeden Dienstag in der evangelischen Thomaskirche am Eisstadion.

Ausblick auf 2008
Auf die Zukunft angesprochen, hat Andreas Meisner mit seinem Oratorienchor Köln auch 2008 Großes vor: Im Juni wird es in Zusammenarbeit mit den Kölner Domchören und einigen englischen Chören aus Liverpool insgesamt drei Aufführungen des „War Requiem op. 66“ von Benjamin Britten geben. Die drei Konzerte im Altenberger und im Kölner Dom sowie der Cathedral of Liverpool sollen nicht nur ein musikalischer Hochgenuss werden: sie sind zugleich Beiträge zum Programm „Kulturhauptstadt Liverpool 2008“, zum „Altenberger Kultursommer“ und natürlich – im besten protestantischen Sinne – ein Betrag zur anglikanisch-evangelisch-katholischen Ökumene.

Text: Wolf-Rüdiger Spieler
Foto(s): Spieler