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„Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus“: Europa und der Protestantismus waren Thema der Reformationsfeier 2007

Das Zusammenwachsen Europas und der Beitrag der Protestanten standen im Mittelpunkt der zentralen Reformationsfeier des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region in der vollbesetzten Trinitatiskirche. Etliche Gäste mussten sich wegen des großen Andrangs mit Stehplätzen zufriedengeben.


Die Frage nach dem Fundament des Hauses Europa
Stadtsuperintendent Ernst Fey stellte in seiner Begrüßung die Frage „Was ist Europa heute?“ wie die ganze Reformationsfeier des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region 2007 bewusst unter das biblische Votum: „Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ (1. Kor. 3,11) Damit sei die Frage nach dem Fundament des Hauses Europa gestellt – konkret, aktuell und politisch. „Kann in Europa ein anderer Grund gelegt werden als Christus?“ Und: „Was kann der Protestantismus heute zu einer zusammenwachsenden Staatengemeinschaft beitragen?“

Köln und Europa
Diese Vorlage nahm Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes in ihrem Grußwort auf. Unter politischen, sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten gebe es zur Einigung Europas keine Alternative. Zur Lösung länderübergreifender Probleme reichten nationale Strategien längst nicht mehr aus. Auf die Frage nach der globalisierten Welt seien europäische Antworten gefordert. In diesem Zusammenhang erinnerte Scho-Antwerpes an die 21 internationalen Städtepartnerschaften Köln, davon 14 in Europa. Sie forderte einen Beitrag der Bürgerinnen und Bürger und – damit verbunden – der gesellschaftlichen Gruppen am Zukunftsmodell Europa. Hier seien auch die Kirchen gefragt. Der Protestantismus könne ein wertvolles Gut in den europäischen Einigungsprozess einbringen: „Nämlich seine wertschätzende Deutung vom Höchstwert des Respekts vor der Menschenwürde, von der Einzigartigkeit jeglicher menschlicher Individualität und von der Verantwortung des Einzelnen vor Gott.“

Die Reformation und Europa
Die Predigt im Gottesdienst zum Reformationstag hielt Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter aus der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche. „Wir bleiben Luther treu, indem wir sein großes Übersetzungswerk achten und kein Wortmuseum daraus machen. Die Reformation war die Entdeckung des Individuums, seine Befreiung aus Fremdbestimmung und religiöser Bevormundung, auch heutiger. Das gehört zu Europas Erbe“, erklärte die Bischöfin, die deren Predigt-Thema natürlich ebenfalls „Europa und der Protestantismus“ war.

Die Zukunft Europas
Angesichts zweier Weltkriege im vergangenen Jahrhundert sei die Einsicht gewachsen, dass es eine lebensgefährliche Seite habe, nationale Grenzen und Identitäten hochzuhalten. Nationale Identitäten müssten in eine neue, größere Identität hineinwachsen. „Die friedensstiftende Kraft des Evangeliums muss gerade hier n politische Münze umgewandelt werden“, forderte die Bischöfin. Das Zusammenleben unterschiedlicher Religionen sei die zentrale Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Die europäische Kultur habe sich in schweren Auseinandersetzungen einen Grundbestand an Werten erkämpft, errungen, erdacht und erwirkt: „Solidarität mit den Nächsten, Menschenrechte für alle, Friedensbereitschaft und Freiheit der Gedanken.“ Auf diesem Fundament müsse sich die Zukunft Europas entwickeln.

Europäische Gäste in Köln
Bei der Reformationsfeier des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region 2007 wurden demonstrativ nicht nur Teile der Liturgie außer auf deutsch auch in englischer, französischer und rumänischer Sprache gelesen, es waren auch Gäste europäischer Partnerkirchen zu Gast, etwa Alison Micklem und Reverend Howard Sharp aus der United Reformed Church und Administrating Reverend Phil Jump von der Baptist Church Liverpool.

9.5 protestantische Thesen zu Europa
In diesem Jahr hatte die Melanchthon-Akademie schon Wochen vorher die zentrale Reformationsfeier mit einer Vielzahl von Veranstaltungen rund um das Thema „Europa und der Protestantismus“ begleitet. Pünktlich zum 31. Oktober 2007 legte die Akademie des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region nun auch ein Papier vor, überschrieben mit „9.5 protestantische Thesen zu Europa“, das derzeit auch in den Kreissynoden des Verbands diskutiert wurde und wird.

Text: Rahmann/AfPÖA
Foto(s): Rahmann