You are currently viewing Eine Vision vom Gemeindeleben – wie der Leitbildprozess aussehen kann. Impressionen aus Longerich

Eine Vision vom Gemeindeleben – wie der Leitbildprozess aussehen kann. Impressionen aus Longerich

Die Aufgabe war schwierig. Sehr schwierig. Eine Vision vom Gemeindeleben in fünf Jahren sollte zu Papier gebracht werden. Nicht schriftlich. Nein, Pastorin Bianca Neuhaus und Pfarrer Hermann Kotthaus wollten Gemälde sehen. Die beiden Moderatoren vom Amt für Gemeindentwicklung leiteten eine Konferenz mit knapp 40 Teilnehmern der Immanuel-Gemeinde in Longerich im Kölner Norden.

Das Gemeindeschiff flott zu machen, das war Ziel der Konferenz. So hatte es in der Einladung geheißen. Und zum Anreiz wurde dort gleich eine Empfehlung des französischen Poeten Antoine de Saint-Exupéry mit geliefert: Wenn jemand ein Schiff bauen will, dann sollte er nicht Holz beschaffen und Werkzeuge vorbereiten, sondern die Menschen die Sehnsucht nach dem endlosen Meer lehren. Wünsche und Sehnsüchte mussten den Teilnehmern der Gemeindekonferenz nicht groß gelehrt werden. Die brachten sie zu der sich auf eineinhalb Tage angesetzten Veranstaltung zahlreich mit. Doch jetzt sollten aus den unterschiedlichsten Träumen Bilder entstehen, wie das Gemeindeleben von Immanuel im Jahr 200X – oder sagen wir doch spätestens in fünf Jahren – aussehen soll. Eine schier unlösbare Aufgabe, wenn man keine Zeichentalente in seiner Arbeitsgruppe hat.

Sollen wir nicht unser G weiter entwickeln? Zunächst stieß der Vorschlag auf wenig Gegenliebe. Als zu nüchtern und zu steif galt vielen das stilisierte G des Gemeindelogo. Doch schließlich machte sich der erste Teilnehmer der Gruppe doch daran. Statt blau bekam das G die Farben des Regenbogens, das Ende war auch kein steifer Pfeil sondern eine offene Hand und in dem dicken Bauch tummelten sich bald Vögel und bunte Schmetterlinge. Smilys als Synonym für lachende Menschen konnten schließlich alle aus der Gruppe beisteuern. Aber nicht nur fröhliche Menschen waren gefragt, auch traurige mit hängenden Mundwinkeln und welche mit überdimensionalen Ohren, offen für die Nöte anderer und bald schon reichte die weiße Fläche nicht aus für die vielen bunten Tupfer. Wie diese Arbeitsgruppe präsentierten auch die anderen Gruppen Bilder mit buntem Leben und mit Licht oder dem Kreuz im Mittelpunkt.

Nach dem Zeichnen war das Formulieren gefragt. Eine Redaktionsgruppe sollte zwei knackige Leitsätze formulieren und auf den Punkt bringen, was in den Bildern ausgedrückt war. Gleichzeitig wurden im Konferenzplenum Etappenziele erarbeitet, wie die Visionen Stück für Stück in die Realität umgesetzt werden könnte.
„Unser Gemeindeleben ist ein buntes Fest, bei dem jeder Mensch willkommen und bei dem Gott der Gastgeber ist“. Vorschlag Nummer eins der Redaktionsgruppe. Doch der Daumen des Plenums ging nach unten. Ein buntes Fest! Immer Party! Das war einigen dann doch zu anstrengend. Und wo sollten sich die Traurigen wieder finden, die Menschen mit ihren großen Nöten? Neuer Versuch und noch ein Versuch und die Zeit verstrich.

Schließlich verständigt sich die Konferenz auf diese Leitgedanken: „Unser Gemeindeleben ist bunt, vielfältig und strahlt aus: Gott lädt alle Menschen ein. Wir lachen und trösten, reden und hören zu, streiten und versöhnen, helfen und lassen helfen, bieten und finden Ruhe, tanzen, singen und beten und (er) leben so Gottes Gegenwart.
Zwei gewaltige Sätze, wie in Stein gemeißelt. Aber genau das sollen sie nicht sein! Die Konferenz war sich sicher: Das ist nur ein Stimmungsbild, eine Momentaufnahme, eine Orientierung.

Die Leitsätze müssen sprachlich weiter entwickelt werden. Viel wichtiger aber ist: Sie müssen mit Leben erfüllt werden. Dazu wurden viele Vorschläge gemacht, diskutiert und konkrete Projekte formuliert. Gewünscht werden für die Immanuel-Gemeinde etwa die Wiederbelebung der Idee des Kirchcafes´ ebenso wie regelmäßigere Themengottesdienste. Eine Arbeitsgruppe will die Freude am Singen im Gottesdienst wecken, eine andere wieder klassischere Erntedankfeste mit dem Bezug zu den Früchten der Erde organisieren.

Ein „Runder Tisch Immanuel“ soll zur Belebung von Kontakten und zum Gedankenaustausch zwischen unterschiedlichen Kreisen und Einrichtungen beitragen. Geplant sind attraktivere Schaukästen, um bei Gemeindeglieder und unseren Nachbarn größere Aufmerksamkeit für die vielfältigen Veranstaltungen zu wecken. Und schließlich wird ein einheitliches Logo gewünscht für die Gemeinde und ihre Einrichtungen. Mit einigen dieser Projekte hat sich inzwischen bereits das Presbyterium befasst. Das alles zeigt: Gewartet wird nicht lange. 200X ist vielleicht schneller da als mancher denkt.

Text: Hans-Willy Bein
Foto(s): Immanuel-Gemeinde Longerich