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Eine Orgelführung ist vorbei, weitere kommen – oder können individuell gebucht werden: Orgelspaziergang mit den Antonitercitytours

Drei der wichtigsten Orgeln des evangelischen Köln befinden sich in der Kölner Innenstadt: in der Kartäuserkirche, der Trinitatiskirche und der AntoniterCityKirche. Insbesondere den Tasteninstrumenten dieser drei evangelischen Gotteshäuser widmete sich ein dreistündiger „Orgelspaziergang“. Angeboten wurde er von den AntoniterCityTours, dem Stadtführungs-Angebot der AntoniterCityKirche an der Schildergasse, durchgeführt im Rahmen des Stadtentdeckungsfestivals „Expedition Colonia“. Über fünfzig Teilnehmende folgten den Ausführungen der zwei Referenten: Stadtführer Günter Leitner erläuterte Geschichte und Bedeutung der drei Orte, die Architektur der sakralen Bauwerke und deren Ausstattung – ausgenommen die jeweiligen Orgeln. Deren theoretische und akustische Vorstellung blieb Organist Johannes Quack vorbehalten. Er ist seit 1990 Kantor der AntoniterCityKirche und der Kreiskantor des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte. Von ihm erfuhren die Interessierten, dass das Hauptinstrument in der Kartäuserkirche mit 46 Registern nicht nur die größte Orgel „unter den heute besuchten ist“, sondern überhaupt die umfangreichste im evangelischen Köln. Damit auch umfangreicher als das zwar voluminöser wirkende Instrument in der Trinitatiskirche, das jedoch zwei Register weniger umfasst.

„Es gibt keine schwierigen Instrumente, nur schwierige Stücke“
„46 Register ergeben zwischen 2.500 und 2.600 Pfeifen“, erklärte Quack. Von diesen könnten die Kirchenbesuchenden aber nur einen ganz kleinen Teil sehen. Eine Besonderheit stelle der zentral mittig angebrachte Zimbelstern dar. „Wenn man den betätigt, dreht er sich“, so Quack. Normalerweise. Derzeit sei er aber ebenso außer Betrieb wie ein Großteil des in die Orgel integrierten Glockenspiels. Dieses sehr selten anzutreffende Glockenspiel sei zur Zeit zu achtzig Prozent nicht spielbar. „Die Orgel ist insgesamt in einem ziemlich schlechten Zustand“, so Quack. Sie bedürfe dringend einer Überholung. Quacks anschauliche Erläuterungen bildeten auch für Laien des Orgelspiels einen Gewinn. Er informierte etwa über mechanische und elektrische Wind-/ Tonerzeugung, die Möglichkeiten der Registereinstellung. Ebenso über die Bedeutung der unterschiedlichen Pfeifenlänge: „Je höher die Pfeifen, desto tiefer der Ton. Die längste Pfeife der Orgel in der Kartäuserkirche misst 4,80 Meter, die kleinsten nur wenige Zentimeter.“ Auf die Frage, ob es schwer oder leicht zu spielende Orgeln gebe, antwortete Quack: „Es gibt keine schwierigen Instrumente, nur schwierige Stücke.“ Nicht eben einfach sei es auch, drei Noten-Systeme gleichzeitig zu lesen und neben den Händen die Füße einzusetzen. Dabei sei aber unerheblich, „ob man leicht oder hart auf die Tasten schlägt, der Ton bleibt der gleiche“. Schließlich begab sich Quack auf die Empore, an den Spieltisch der Hauptorgel, und führte eine Improvisation eines Chorals von Buxtehude auf. Auf der Seitenorgel ließ er ein Pachelbel-Stück folgen.

Die Kartäuserkirche gehörte einst zum Bauensemble des Kartäuserklosters
Leitner gab in der 1393 geweihten Kirche der 1334 gegründeten Kölner Niederlassung des Kartäuserordens nicht nur kunsthistorische Erläuterungen. Er ging ein auf Bruno (um 1030 bis 1101), den in Köln geborenen Gründer des Kartäuserordens, und veranschaulichte das Leben der Mönche. „Kartäuserklöster waren und sind Räume der strengen Frömmigkeit und Spiritualität. Die Kartäuser gelten als der strengste katholische Orden schlechthin“, so Leitner. Ihre Lebensform verbinde benediktinische Elemente mit dem Emeritentum der altchristlichen Wüstenväter. In ihrer Weltabgeschiedenheit würden die Mönche als Einsiedler leben. Einige Dinge würden jedoch auch in der Gemeinschaft durchgeführt, beispielsweise Gebete und Frühstück. „Man geht von circa 25 Mönchen aus, Professmönche, die in kleinen Häuschen lebten“, sagte Leitner. „Hinzu kamen 300 Konversen, Laienmönche, die im Konversentrakt lebten, dem historischen Bauteil der heutigen Kartause, dem heutigen ´Haus der Evangelischen Kirche´ in Köln.“ Sie seien für die Haushaltungen zuständig gewesen. Die Kölner Niederlassung des Schweigeordens wurde nach dem Einzug der französischen Truppen 1794 aufgelöst. Die Kirche wurde als Militärlazarett und Hospital genutzt, kam 1922 in den Besitz der Protestanten in Köln. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde sie 1956 wiederaufgebaut. Der jüngste, aus dem Barock stammende Teil des ehemaligen Klosters dient seit 1960 als „Haus der Evangelischen Kirche“ und Verwaltungssitz des heutigen Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region.

Station Trinitatiskirche
Dem Auftakt in der Kartäuserkirche folgte die Station Trinitatiskirche am Filzengraben. Sie ist die erste Kirche innerhalb der alten Kölner Stadtgrenze, die nur für den protestantischen Gottesdienst gebaut worden ist. 1860 eingeweiht, feiern die Evangelische Gemeinde Köln und der Evangelische Stadtkirchenverband Köln und Region 2010 ihr 150-jähriges Bestehen. Ein ganzes Jahr lang. Eine zentrale Rolle spielt dabei die neu eingebaute Orgel. Das erste Instrument war der starken Kriegszerstörung des „evangelischen Doms“ zum Opfer gefallen. Nach dem Wiederaufbau musste man dort mit einem unzulänglichen, „kaum hörbaren“ Provisorium vorlieb nehmen. Nun erklingt in der vom Berliner Baumeister Friedrich August Stüler im altchristlichen Stil entworfenen, klassizistischen Emporenbasilika die Konzert-Orgel „opus 1643“ der Bonner Firma Klais. Sie wurde 1987 für die Aachener Dreifaltigkeitskirche gefertigt. Deren Gemeinde hatte nach Aufgabe der Gottesdienststätte keine Verwendung mehr für das Instrument, und veräußerte es.

Den Endpunkt des musikalischen Spaziergangs bildete die AntoniterCityKirche an der Schildergasse. Die ehemalige Klosterkirche der Antoniter war 1802 den Kölner Protestanten übergeben worden, die sie bis 1805 zu einer evangelischen Predigtstätte umgestalteten.

Ausblick
Der nächste „Orgelspaziergang“ der AntoniterCityTours findet im Frühjahr 2011 statt, erneut im Rahmen der „Expedition Colonia“.

Ein weiteres Angebot der AntoniterCityTours: individuelle Führungen
Wer nicht bis zur nächsten Expedition Colonia warten möchte, kann über die AntoniterCityTours den „Orgelspazierung“ auch individuell buchen. Jedoch eingeschränkt. „Privaten Gruppen bieten wir Führungen mit Orgelmusik nur zur Antoniterkirche und Trinitatiskirche an“, so Annette Scholl von den AntoniterCityTours. Der Preis für dieses spezielle Gruppen-Angebot beträgt rund 300,- Euro – das kann ein besonderes Geschenk sein, oder ein lohnender Ausflug für eine größere Gruppe von Menschen, die sich die Kosten teilen können.
Preiswerter fällt die Vermittlung von Standardführungen zum individuellen Termin und Thema aus. In der Regel belaufen sich die Kosten für solche Angebote derzeit auf insgesamt 130,- Euro je Gruppe – ob Freundeskreis, Kirchengemeindegruppe oder Schulklasse. „Wir ´stricken´ jedes Programm individuell, versuchen auf die einzelnen Wünsche einzugehen“, betont Scholl. Dabei können Interessenten nicht nur auf die im jeweils aktuellen Halbjahresprogramm angekündigten Standardführungen zurückgreifen. Es können darüber hinaus Wünsche auch zu weiteren Themen geäußert werden, beispielsweise „Der Dom auf evangelisch“ oder „Führungen durch das jüdische Köln“.

Die Buchungsanfragen sind zu richten an Antje Löhr-Sieberg: telefonisch 0221/925846-15, per Fax (0221/925846-6) oder Mail:kontakt@antonitercitytours.de ).

„Je früher die Anfrage bei uns eingeht, desto flexibler können wir reagieren“, meint Löhr-Sieberg. Gleichwohl könnten auch kurzfristige Anfragen erfolgreich bearbeitet werden.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich