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Eine neue frische Gemeinde mit drei Standorten

Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört: Bis zum letzten Jahr gab es in Hürth die Matthäus-Kirchengemeinde Hürth und die Johannes-Kirchengemeinde Hürth-Gleuel. In einem Festakt feierten beide am 11. Januar in der Martin-Luther-Kirche in Hürth-Mitte offiziell ihre Wiedervereinigung zur Evangelischen Kirchengemeinde Hürth. Damit ist sie die größte Gemeinde des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd.

„Der Himmel ist offen“
In der Martin-Luther-Kirche strahlte anlässlich des Festaktes noch der Weihnachtsbaum mit seinen vielen Lichtern. In seiner Predigt sprach der stellvertretende Superintendent des Kirchenkreises Köln-Süd, Pfarrer Rüdiger Penczek, dann auch von der Weihnachtsbotschaft des offenen Himmels und erzählte von der Taufe Jesus. „Wenn wir als Christenmenschen unterwegs sind, müssen wir begreifen, dass wir niemals fertig sind, sondern dass wir immer auf dem Weg sind als Lernende. Jesus selber war auch ein Lernender, einer, der auf dem Weg war.“ Er ermutigte die junge Gemeinde, sich bei ihrer neuen Identitätsfindung ebenfalls als Lernende zu begreifen. Mit dem Festgottesdienst feiere sie jetzt das „Bergfest“, so Penczek. Zwei Jahre lang habe man viele Gespräche und Verhandlungen geführt, dabei habe der Kirchenkreis den Gemeinden beratend und unterstützend zur Seite gestanden.

Ein Rückblick
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es nur eine evangelische Gemeinde in Hürth. In den 60er Jahren führten wachsende Gemeindegliederzahlen zu der Idee, irgendwann einmal in Hürth vier Kirchengemeinden zu haben und diese sollten nach den vier Evangelisten (Matthäus, Markus, Lukas, Johannes) benannt werden. Es entstanden 1967 jedoch nur zwei neue Gemeinden: die Matthäus-Gemeinde und die Johannes-Gemeinde. Die persönlichen Kontakte der Pfarrer und Mitarbeitenden beider Gemeinden waren in dieser Zeit besonders eng, es gab zum Beispiel gemeinsame Kinderbibeltage und Urlaubsvertretungen. Nach und nach gingen die Mitgliederzahlen jedoch wieder zurück und parallel dazu begann in der rheinischen Kirche eine generelle Spardebatte. So war es nur folgerichtig, die beiden Kirchengemeinden wieder zusammen zu schließen, um die vorhandenen Kräfte zu bündeln. Zunächst besprachen sich die Pfarrerinnen, Pfarrer und Diakone, dann wurden die Presbyterien mit einbezogen und man organisierte gemeinsame Veranstaltungen mit den Gemeindegliedern. Einer, der von Anfang an mit dabei war, ist Diakon Helmut Werner. Natürlich habe es anfangs bei den Mitarbeitenden viele Ängste gegeben, berichtete er. Aber die konnten schnell ausgeräumt werden, denn es sei ja nicht um Einsparungen oder Kürzungen gegangen, sondern darum, eine neue große Gemeinde zu werden.

Drei Standorte
Hürth-Mitte mit Pfarrerin Christiane Birgden entwickelte sich mit den Jahren zu einem Zentrum für Kinder- und Familienarbeit. Das wird auch künftig so bleiben. In Hürth-Efferen wird Pfarrer Tom Hennig weitere pastorale Bereiche abdecken und in Hürth-Gleuel liege ein Schwerpunkt auf Meditationsangeboten und auf dem Themenfeld „Kirche und Kunst“, so Werner. Schließlich habe Pfarrer Jäger in Wien einst Kunst studiert. Nach dessen Pensionierung (noch in diesem Jahr) werde seine Frau, Pfarrerin Ute Grieger-Jäger, diese Arbeit übernehmen. Das Feiern von Schulgottesdiensten sei schon von jeher in beiden Gemeinden zentrale Kernarbeit gewesen, bei zwölf Stadtteilen und der entsprechenden Anzahl von Schulen sollte es in Zukunft noch besser gelingen. „Das ist eine große Stärke von uns, dass wir auch da, wo wir keine Kirche stehen haben, schon den Kindern bekannt sind“, betonte der Diakon. Auch Bürgermeister Walter Boecker lobte in seinem Grußwort die gute Zusammenarbeit mit beiden evangelischen Gemeinden, vor allem in den Bereichen von Schule, Kindergarten und Flüchtlingsarbeit.

Verwaltung und Zukunftsmusik
Aus zwei Kantoreien wird durch die Wiedervereinigung jetzt eine neue, geprobt wird an zentraler Stelle in Hürth-Mitte. Dafür geht die neue Gemeinde jetzt auf die Suche nach einem neuen Namen, denn die über die Stadtgrenzen hinaus bekannte „Matthäus-Kantorei“ verzichtet künftig auf ihren Namen.
Bis 2017 soll es auch eine gemeinsame Verwaltung der beiden Gemeindebüros geben. Bis dahin können sich Gemeindeglieder noch an das Büro in Hürth-Efferen und an das Büro in Hürth-Gleuel wenden. Und auch für das Presbyterium ergibt sich eine Änderung: Da nunmehr aus zwei Presbyterien eins geworden ist, wird dieses bis zur nächsten Presbyteriumswahl im Jahr 2016 zum sogenannten „Bevollmächtigtenausschuss“ ernannt.
Noch gibt es also „Matthäus-Menschen“ und „Johannes-Menschen“, aber mit der Zeit wird eine gemeinsame Identität entstehen, davon sind die Beteiligten überzeugt. Diakone, Pfarrerinnen und Pfarrer machen gerne mal den „Kanzeltausch“, um möglichst viele Menschen der neuen Großgemeinde kennenzulernen.

Die neuen Bezirke
Die neue Evangelische Kirchengemeinde Hürth hat seit dem 1. Januar 2015 drei Gemeindebezirke: Zum Pfarrbezirk I gehören Hürth-Mitte, Hürth-Hermülheim, Alt-Hürth und Hürth-Knapsack. Zum Pfarrbezirk II gehören Hürth-Gleuel, Hürth-Berrenrath, Hürth-Altstädten-Burbach, Hürth-Sielsorf und Hürth-Stotzheim. Zum Pfarrbezirk III schließen sich Hürth-Efferen, Teile von Hürth-Hermülheim, Hürth-Kendenich, Hürth-Fischenich und Hürth-Kalscheuren zusammen. Die neue Homepage www.evangelisch-in-huerth.de wird derzeit neu gestaltet.

Text: Jutta Hölscher
Foto(s): Jutta Hölscher