Seit rund 30 Jahren besteht die Partnerschaft zwischen dem Kirchenkreis Köln-Süd und der Toba-Batak-Kirche im indonesischen Nordsumatra. Reinhard Radloff, der Synodalbeauftragte des Kirchenkreises für Weltmission und Partnerschaften, hat gemeinsam mit seiner Frau Rita die Freunde im fernen Indonesien besucht.
Anfänge und Lehrgeld
Die Partnerschaft zur Evangelischen Kirche in Nordsumatra entwickelte sich vor rund 30 Jahren, als der Sohn eines Sindorfer Pfarrers eine Stelle für seine Ausbildung als Mediziner im Ausland suchte. Damals entstanden erste Kontakte zu einem evangelischen Krankenhaus auf Sumatra. Daraus hat sich dann in Abstimmung mit der Kreissynode über die Jahre eine Partnerschaft mit dem Kirchenkreis Silindung der Toba-Batak-Kirche entwickelt, die mit rund vier Millionen Mitgliedern die größte protestantische Kirche Ostasiens ist.
Nicht alles klappte auf Anhieb: So wollten die indonesischen Bauern gerne eine Schweinezucht aufbauen. Als die Schweinepest grassierte, spendete der Kirchenkreis neue Schweine, die dann durch Vermehrung an andere Bauern weitergegeben werden sollten. Das hat nicht funktioniert. Auch die Idee, handgewebte Stoffe aus Sumatra in Deutschland zu vermarkten, scheiterte. „Wir haben immer noch Stoffe aus dieser Zeit hier liegen“, lacht Reinhard Radloff.
Wasser für alle
Inzwischen liegen die Schwerpunkte der Partnerschaftsarbeit in sogenannten physikalischen Projekten und im Bildungsbereich. Die Wasserprojekte laufen seit etwa fünf bis sechs Jahren sehr gut. In entlegenen Dörfern werden Brunnen gebohrt, das Wasser hochgepumpt, in einem Hochbehälter gesammelt, sodass es dann in die einzelnen Häuser in einem Dorf mit hundert bis zweihundert Einwohnern fließen kann. „Vorher musste das Wasser vorwiegend von Frauen in Eimern auf dem Kopf nach Hause getragen werden. Das ist nun eine große Erleichterung. Wir haben in Absprache mit unseren Partnern geguckt, dass das nachhaltig ist, dass also auch Geld gesammelt wird, falls die Pumpe mal kaputtgeht, und das klappt bisher gut.“
Bildung für alle
Vor rund zehn Jahren entstanden persönliche Schul- und Familienpatenschaften zwischen Familien aus den Gemeinden im Kirchenkreis Köln-Süd und Familien aus dem Kirchenkreis Silindung, wo beispielsweise die Schulausbildung der Kinder beim Tod des Vaters nicht mehr gewährleistet werden konnte. Zurzeit werden etwa 20 Schülerinnen und Schüler aller Schularten von Familien aus Kerpen, Erftstadt und Brühl direkt unterstützt. Das kostet zehn Euro im Monat, die dann jedes halbe Jahr nach Indonesien geschickt und verteilt werden. Dieses Jahr konnte Reinhard Radloff mit seiner Frau das Geld selbst übergeben: „Was sehr gut geklappt hat, und in den Augen war eine große Dankbarkeit zu sehen. Hinterher haben wir zusammen mit einem Mittagessen gefeiert, das war eine tolle Sache“, schwärmt Radloff. Inzwischen werden nicht nur Schüler, sondern auch Studenten auf diese Weise unterstützt.
Besuche unter Freunden
Gegenseitige Besuche sind die Grundlage jeder Partnerschaftsarbeit. Fast jedes Jahr ist eine kleine Gruppe von Frauen und Männern aus Sumatra zu Besuch im Kirchenkreis Köln-Süd. Alle zwei bis drei Jahre gibt es Gegenbesuche. „Die Aufnahme in den Familien ist hier wie dort immer sehr herzlich“, berichtet Reinhard Radloff, „da ist Freundschaft, Bruderschaft, Schwesterschaft gewachsen und trägt, trotz einer zwölfstündigen Anreise.“ Im Kirchenkreis Köln-Süd unterstützt ein Partnerschaftsausschuss mit aktiven Mitarbeitern aus verschiedenen Gemeinden die Kontakte zur Toba-Batak-Kirche auf Sumatra, das letzte Fest mit den indonesischen Gästen war das Gemeindefest in Wesseling. „Alle haben mitgezogen, die Gemeinde, der Pfarrer und die Jugendlichen, das war eine tolle Sache“, freut sich Reinhard Radloff.
Zukunftswünsche
Seit rund 16 Jahren ist Reinhard Radloff für die Partnerschaft zu den Menschen in Nordsumatra federführend verantwortlich. Über die Jahre hat sich ein gegenseitiges Vertrauen und Verständnis entwickelt. „Das ist auch wichtig bei der finanziellen Zusammenarbeit, nicht Angst haben zu müssen, dass Geld veruntreut oder falsch eingesetzt werden“, sagt Radloff. Ihn motiviert in erster Linie der Blick auf eine fremde Kultur, das Lernen voneinander und der spirituelle Austausch auch in gemeinsamen Gottesdiensten in Deutschland und Sumatra. Indonesien ist zu rund 90 Prozent muslimisch geprägt, nur in Nordsumatra ist es andersherum, hier sind 90 Prozent Christen, die Toba-Batak-Kirche wurde vor rund 150 Jahren von christlichen Missionaren gegründet.
Spaß an Land und Leuten
Reinhard Radloff kann sich gut vorstellen, die Partnerschaft mit Indonesien noch einige Jahre weiterzuführen und zu organisieren. Schon jetzt möchte er sich aber auf die Suche nach einem Nachfolger machen. Sein persönlicher Wunsch ist es, jüngere Leute mit ins Boot zu holen, „die Spaß daran haben das Land und die Leute kennenzulernen und langfristig die Leitung zu übernehmen.“ Dazu gibt es aktuell ein konkretes Projekt, um Jugendliche in den Gemeinden anzusprechen. Und in ungefähr zwei bis drei Jahren soll sich wieder eine größere Gruppe aus dem Kirchenkreis Köln-Süd aufmachen zu einem Besuch nach Silindung. Wer Lust hat, die Beziehungen zu den Menschen in Nordsumatra mitzugestalten, kann sich gerne beim Synodalbeauftragten melden unter: reinhard.radloff@gmx.de.
Foto(s): privat