Eindrücklicher hätte das Plädoyer für die Auferstehung und das Leben kaum ausfallen können. Die zu Beginn des Trauer-Gottesdienstes kargen Holzkreuze vor dem Altar waren am Ende über und über mit Blumen geschmückt. An Pfarrer Uwe Seidel erinnerten zwei Stolen, die über die Blumenkreuze gehängt worden waren. Die Rosen, Tulpen und Nelken waren von den Gemeindegliedern an die Kreuze geheftet worden.
Viele prominente Trauergäste
Bis auf den letzten Platz gefüllt war die Johanneskirche in Klettenberg bei der Abschieds- und Auferstehungsfeier der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Klettenberg für Uwe Seidel, der nach langer Krankheit im Alter von 70 Jahren am 19. Dezember 2007 gestorben ist. Neben zahlreichen Gemeindegliedern nahmen Vertreter des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Stadtsuperintendent Ernst Fey, Rolf Domning, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Mitte, Manfred Kock, Alt-Präses der rheinischen Kirche, und auch TV-Pfarrer Jürgen Fliege, den mit Seidel eine gemeinsame Zeit in einer Düsseldorfer Gemeinde verbindet, Abschied von dem Klettenberger Pastor, der in der Gemeinde, aber auch weit darüber hinaus, unauslöschliche Spuren hinterlassen hat.
Segelfreizeit, Beatmesse, Jugendwerkstatt….
Pfarrerin Gaby Masanek ließ die Klettenberger Jahre ihres Kollegen Seidel noch einmal Revue passieren und wandte sich zunächst an die Witwe Sabine, mit der Seidel 40 Jahre lang verheiratet war. „Uwe hat soviel Energie in die Gemeinde und den Kirchentag stecken können, weil seine Frau ihm den Rücken frei gehalten und die Familie gemanagt hat.“ Masanek nannte beispielhaft die Segelfreizeit für Jugendliche, die Beatmesse, die Gründung der Jugendwerkstatt Klettenberg, den Friedensgruß beim Abendmahl, die „Liturgischen Nächte“ bei den Kirchentagen, oder das „Forum Klettenberg“, bei dem Kirche und Kultur im Stadtteil eine Verbindung eingingen, als Impulse, die Seidel dauerhaft in die Klettenberger Gemeinde gesandt habe.
… Elektrik, Altarbeleuchtung
Von 1985 bis zu seinem Ruhestand im September 2000 war Seidel in Klettenberg tätig. Als gelernter Elektriker habe er, so Masanek, gleich nach seinem Amtsantritt die Beleuchtung in der Johanneskirche einer kritischen Prüfung unterzogen und gemeinsam mit dem Küster Strahler in die Decke eingebaut. Schwieriger gestaltete sich die Beleuchtung hinter dem Altar. Der Küster habe sich standhaft geweigert, für einen Kabelkanal ein Loch in den Altar zu bohren. Also habe Seidel – ganz Mann der Tat – selbst zur Bohrmaschine gegriffen. „Das Licht hinter dem Altar leuchtet immer noch so, wie Uwe sich das damals vorgestellt hat“, berichtete Masanek.
Ökumene
Sie erinnerte auch an Seidels unglaubliches „Händchen“ für Großveranstaltungen. „Er verstand es einfach, die Johanneskirche zu füllen. Oder Messehallen oder gar die Waldbühne beim Kirchentag in Berlin. Und immer gab er den Beteiligten das Gefühl, sie säßen ganz entspannt und diskret beim Gespräch mit ihm auf einem Sofa.“ Seidels langjähriger Mitstreiter in Sachen Ökumene vor Ort, Dechant Rochus Witton von der benachbarten St.-Nikolaus-Gemeinde, ließ sich aus gesundheitlichen Gründen entschuldigen. „Uwe war da kein bisschen dogmatisch und hat sich von der katholischen Kirche für deren Symbolik begeistern lassen“, erinnerte sich Masanek. Sichtbarstes Zeichen sei eine durch und durch katholische Madonnenfigur, die er vor einem Fenster der Johanneskirche platziert habe.
Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung
Und immer wieder sei es ihm um „Die großen Drei“ gegangen, um den Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung. Als einmal bei einer Kollekte der Klingelbeutel gerissen sei und die Münzen über den Boden der Johanneskirche gepurzelt seien, habe er ungerührt angemerkt: „Dann machen wir beim nächsten Mal eine Scheinkollekte. Da passiert sowas nicht.“
Und die Küche
Bei Seidels Abschieds- und Auferstehungsfest wurde für eine neue Küche gesammelt, weil die, mit der die Klettenberger lange über die Kirchentage gezogen sind, arg in die Jahre gekommen ist. Seidel hätte das gefallen, war sich Masanek sicher. Denn auch das habe Uwe Seidel immer gesagt: „Eine Gemeinde baut sich von einer Küche aus auf.“
Foto(s): Rahmann