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Ein Serenadenkonzert im Innenhof des Hauses der Evangelischen Kirche stimmte auf den DEKT ein

An einem lauen Sommerabend stimmten sich rund 170 geladene Gäste mit einem Serenadenkonzert im Innenhof des Hauses der Evangelischen Kirche auf den Evangelischen Kirchentag ein: Dort, wo normalerweise Autos parken, bestimmte nun die Farbe Orange das Bild. Im Innenhof der „Kartause“ flatterten orangfarbene Fahnen am weiß getünchten Gebäude im Wind. Die Gäste schritten sogar auf einem ausladenden orangefarbenen Teppich zu ihren Plätzen. Selbst die Flammen der Fackeln hatten einen Stich in dieser Farbe und passten gut zu dem Ambiente. Damit war für jeden Fußgänger auf der Kartäusergasse klar, bei dem Serenadenkonzert unter freiem Himmel, zu dem der Evangelische Kirchenverband Köln und Region eingeladen hatte, handelte es sich um eine Veranstaltung des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentages. Schließlich ist Orange die Farbe des Kirchentages. Und: Es war das erste Mal, dass der schöne Innenhof des ehemaligen Kartäuserklosters zu einer musikalischen Veranstaltung genutzt wurde. Die Idee dazu stammte vom Leiter des Amts für Presse und Öffentlichkeitsarbeit, Günter A. Menne: Ein „alter Traum“ wurde damit jetzt endlich wahr, wie der Hausherr, Stadtsuperintendent Ernst Fey, erzählte.

Durchatmen vor Beginn des Kirchentags
Eine gelassene, gelöste Stimmung lag in der Luft, kein Wölkchen war am Himmel zu sehen. In dieser idealen Atmosphäre ging die Rechnung des Superintendenten Ernst Fey auf: „Mit dem Konzert wollen wir unsere Seelen und Herzen in Stimmung bringen, um dann mit Schmackes in den Kirchentag zu rutschen.“ Viel Prominenz aus der evangelischen Kirche und aus der Politik hatte Fey eingeladen, um mit ihm zusammen vor dem Ansturm der Kirchentagsgäste noch einmal durchzuatmen. Unter den Besuchern waren Bischof James Jones aus Liverpool, England, Nikolaus Schneider, Präses der Evanglischen Kirche im Rheinland, Altpräses Manfred Kock und Josef Müller, stellvertretender Oberbürgermeister von Köln.

„Hervorragende Organisation mit hoch motivierten Menschen“
Überrollt habe er sich in der Vorbereitung auf den Kirchentag nie gefühlt von den Aufgaben und dem organisatorischen Kraftaufwand, erklärte Fey dem WDR-Moderator Jürgen Wiebicke, der mit Witz und Charme durch den Abend führte. „Es war eine exzellente Vorarbeit und hervorragende Organisation mit hoch motivierten Menschen.“ Die Teamarbeit war Programm. So manche Idee entstand auch unter – allerdings „gemäßigtem“ – Alkoholeinfluss, zum Beispiel die des orangefarbenen Teppichs. Bei einer Weinprobe sei sie entstanden, gab Fey zu. „Aber wir konnten noch einen klaren Gedanken fassen“, versicherte er und schmunzelte.

Musikalisch vom 16. Jahrhundert bis ins späte 20. Jahrhundert
Nach dieser launigen Einstimmung lauschten die Gäste den warmen, gleichwohl ausdrucksstarken Klängen des Kölner Hornquartetts (Theo Molberg, Charles und Kathleen Putnam sowie Joachim Pöltl) und des Streichquartetts „FoUr Strings“ mit Sebastian Soete, Nina Dittko, Jelena Likusic und Freya Deiting. Die Ensembles boten ein Programm mit Werken von Mozart, Homilius und Dvorak und anderen, die einen Bogen vom 16. Jahrhundert bis ins späte 20. Jahrhundert spannten. Mit dieser Auswahl wollte der musikalische Leiter Wolf-Rüdiger Spieler einen „Kontrapunkt“ zur Kirchenmusik setzen.

Rezitationen und kleine Interviews
Zwischen den musikalischen Darbietungen gaben die Rezitationen von Magdalene Imig Denkanstöße. Sie las etwa aus „Pilatus“ von Friedrich Dürrenmatt und aus „Drei Vater unser“ von Günter Grass. Professor Dr. Volker Neuhaus hatte die Texte nicht zufällig gewählt, sondern nach einer theologischen Übereinstimmung gesucht. Einem gebrochenen Menschen erscheint Gott etwa in dem Werk von Dürrenmatt. Und die Prosa von Grass handelt von Gewalt unter den Menschen. „Gewalt gibt es in der Welt und in uns selber“, räumte auch der Präses Nikolaus Schneider ein. „Aber damit muss man lernen umzugehen. Und zwar so, dass keine Grenzen überschritten werden.“ Moderator Wiebicke entlockte Schneider das Geständnis, dass er vor seiner Predigt zur Eröffnung des evangelischen Kirchentages am nächsten Tag doch etwas nervös sei. Kurz vor solchen „Auftritten“ mit hoher Medienpräsenz müsse er den Gang zur Toilette antreten, gab er zu. „Ich hab‘ mich schon mal umgeschaut, wo sie ist“, sagte er und erntete Applaus.

Am Ende bedankte sich Superintendent Fey bei den vielen engagierten Helfern und Helferinnen, die den Evangelischen Kirchentag gestaltet haben. Vom Kirchentag erhofft sich Fey, eine „Erinnerung voller Fröhlichkeit, aber auch ernsthafte Gedanken über Gottes Wort“.

Text: Bianca Wilkens
Foto(s): Wilkens