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Ein Novum: Gerade ist mit „Erbschaftsfundraising“ ein Buch erschienen, in dem sich auch Kölner Profis aus evangelischer Sicht dem heiklen Thema nähern

»Gott aber kann machen, dass alle Gnade unter euch reichlich sei, damit ihr in allen Dingen allezeit volle Genüge habt und noch reich seid zu jedem guten Werk.« (2. Kor. 9, 8)

Brandneu erschienen beim Medienverband der EKiR ist dieser Tage die Leseprobe zu einem wirklich bahnbrechenden, weil in dieser Form zuvor nie aufgelegten Buch: „Erbschaftsfundraising – Mit Herzblut und Fingerspitzengefühl“ heißt es. Herausgeberin ist die systemische Organisationsberaterin Susanne Reuter, die außerdem auch an der – bei der Buchproduktion kooperierenden – Frankfurter fundraising akademie als Dozentin und Kursleiterin unterrichtet.



„In dieser Form gibt es so etwas nicht am Markt“
Ein Novum? In der Tat: „Als die Herausgeberin mich bat, einen Beitrag zu diesem Buch zu leisten, dachte ich: ‚Interessant, ein Buch zum Thema Erbschaftsfundraising zu schreiben.‘ Ein Novum – in dieser Form gibt es so etwas nicht am Markt. Man findet Abhandlungen über Techniken und Fundraising-Instrumente, aber die Ausführlichkeit, mit der hier die ethische, emotionale, gar philosophische Dimension des ›Testamentsspendens‹ betrachtet wird, ist einmalig. – und dringend notwendig!“, schreibt Melanie Stöhr, Fundraiserin beim Greenpeace e.V. – und in dem neuen Buch neben vielen anderen Autorinnen und Autoren mit hoch interessanten Beiträgen vertreten.

„Mit Herzblut und Fingerspitzengefühl“,
so lautet der Untertitel des Buches. Das ist nicht sentimental zu verstehen, sondern trägt den Besonderheiten des Themas Rechnung: „Erbschaftsfundraising berührt zwei äußerst sensible und persönliche Themen: Tod und Sterben“, schreibt Reuter in ihrem Vorwort. Und weiter: „Seit den 90er Jahren beschäftige ich mich mit dem Erbschaftsfundraising. Seitdem haben sich die Organisationen und die Handelnden im Fundraising enorm weiterentwickelt. Die Ansprüche an sich selbst und an das eigene Tun sind gestiegen, und auch die Spenderinnen und Spender erwarten weit mehr Professionalität von Fundraisern als noch vor Jahren.“
Diese notwendige Professionalität leistet das Buch vor allem durch die Auswahl seiner Autorinnen und Autoren: Neben vielen anderen kommen dabei auch zwei Kölner Profis zu Wort: Günter A. Menne, der Leiter des Amtes für Presse und Öffentlichkeitsarebit, den das Thema Fundraising im kirchlichen Bereich schon seit 15 Jahren in allen erdenklichen „Spielarten“ beschäftigt und Pfarrer Dr. Bertold Höcker, der als Oberkirchenrat in Nordelbien fünf Jahre lang Beauftragter für Fundraising seiner Landeskirche war. Er steuert im ersten Kapitel des Buches wichtige Aspekte zur „Theologie des Erbschaftsfundraising“ bei.

Denkanstöße aus theologischer, ethischmoralischer und juristischer Sicht
„Im ersten Kapitel finden Sie Orientierung und Antworten auf die Frage, worum es beim Erbschaftsfundraising eigentlich geht. Dieses Kapitel liefert Ihnen Denkanstöße und Leitlinien aus theologischer, ethischmoralischer und juristischer Sicht. Hinzu kommt die ganz persönliche Perspektive einer erfahrenen Fundraiserin“, beschreibt Reuter das Kapitel eins, in dem etwa Fundraiserin Judith Albert zu der Erkenntnis kommt: „Erbschaftsfundraising ist eine echte Herausforderung!“ Und Höcker definiert die thelogischen Grundlagen der Arbeit hier folgendermaßen: „Handlungen gemeinnütziger Organisationen und Stiftender sowie die Beschaffung von Unterstützungsleistungen (Fundraising) beruhen auf Werteentscheidungen, denen eine bestimmte Deutung von Wirklichkeit zugrunde gelegt ist. Diese Deutung bestimmt bewusst oder unbewusst alle Handlungen von Stiftenden und Fundraisern. Hinzu tritt eine die eigene Endlichkeit überschreitende Dimension von Beziehung zu Gott und Menschen, die in jeder Erbschaft eine Rolle spielt. Es lohnt sich daher, sich der Deutung von Wirklichkeit zu vergewissern, die die Dimensionen Gott, Mensch und Sinn reflektiert und daraus Entscheidungen ableitet, weil diese Deutungen für Erbschaftsfundraising relevant sind. Eine Theologie des Fundraisings beschäftigt sich mit den Grundlagen christlicher Welt- und Lebensdeutung sowie den in unserem Kontext notwendigen biblischen Voraussetzungen.“

Die weiteren Kapitel
„Das zweite Kapitel wendet sich einem besonderen Blickwinkel zu: Hier führe ich in das systemische Denken ein und übertrage erprobte Herangehensweisen und Erkenntnisse auf das Erbschaftsfundraising“, schreibt Reuter. Und weiter:
„Viele Fundraiser und Fundraiserinnen wissen inzwischen, dass das Werben um Erbschaften einen langen Atem verlangt. Wie Sie es schaffen können, dass Ihnen der Atem auf der Langstrecke nicht ausgeht und die Begeisterung in der Organisation nicht der Frustration weicht, erfahren Sie im dritten Kapitel.
Dann ist es Zeit, den Blick nach außen zu richten – auf die potenziellen Zielgruppen. Wer könnte denn ein potenzieller Erblasser sein? Welche Aspekte spielen für die Identifikation eine Rolle? Wie erreichen wir unsere Zielpersonen und wie binden wir sie an unsere Organisation? Was müssen wir leisten, damit diese Menschen schließlich ‚Ja‘ zu unserem Anliegen sagen?
Und Sie finden ein Kapitel, das mit Ihnen in die Zukunft schaut: Darin geht es um die Fragen nach der Entwicklungs- und Lernfähigkeit einer Organisation. Wie lernen wir Neues, wie sichern wir nachhaltig unser erworbenes Wissen und unsere Erfahrungen, wie gehen wir mit Erfolg und Misserfolg um? Welche Möglichkeiten haben wir, unser Handeln zu optimieren?
Den Schluss bildet ein Ausblick, der mehr ist als ein Resumée der besprochenen Planungs- und Handlungsoptionen. Gemeinsam mit Wolfgang Nethöfel schlagen wir einen Bogen, der – ganz systemisch – zeigt, dass die Gesamtheit dieses Buches weit mehr ist, als seine Einzelteile vermuten lassen.“

„Weg vom verschämten Gestus, hin zum selbstbewussten Auftritt“
Das Thema Erbschaftsfundraising ist natürlich unabhängig von Institutionen oder Religionen, dennoch liegt gerade in diesem Buch ein deutlicher Schwerpunkt auf den kirchlichen Institutionen, so ist beispielsweise mit Dr. Martin Thomé ein katholischer Theologe und Wissenschaftsmanager vertreten, mit Dr. Wolfgang Nethöfel ein evangelischer Professor mit dem Fachgebiet Sozialethik an der Marburger Universität, weiterhin kommen hier unter anderem Fachleute aus den Arbeitsbereichen Diakonie und Caritas, ein Rechtsanwalt und ein Qualitätsmanager zu Wort. Das spezielle protestantische Verhältnis zu Geld jedoch nimmt eine Schlüsselstellung in diesem Buch ein. Menne beschreibt das so: „Die Ansprache von potenziellen Spendern ist häufig geprägt von einer depressiven ‚Almosentheologie‘, frei nach Mt 6,3: ‚Wenn du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut…‘. Da muss ein Paradigmenwechsel vollzogen werden in den Köpfen leitender Geistlicher, Verwaltungsleute und Vorstände – weg vom verschämten Gestus, hin zum selbstbewussten Auftritt aus der Kraft eigener Überzeugung.“

Auch „schlechte Angewohnheiten“ evangelischer Menschen werden thematisiert
Und Menne zieht sogleich die Konsequenzen: „Tatsächlich ist so etwas wie ein Relationship-Fundraising gefragt, also das Gewinnen von Freunden für das Thema Fundraising – im eigenen Haus.“ Denn leider wird gerade vielen Protestantinnen und Protestanten eher das Gegenteil recht bekannt vorkommen, aus Presbyteriums- und anderen Sitzungen, in der internen Kommunikation wie im externen Gespräch, was Menne folgendermaßen beschreibt: „Der permanent unterdrückte offene Diskurs fördert ein Klima des ängstlichen Zögerns. Er produziert Entscheidungsunlust und Stagnation. Und der Wunsch nach Kompensation solcher Frustrationserfahrungen drängt nach Ausdruck in einer schlechten Angewohnheit: der öffentlichen Dauerklage kirchlicher Repräsentanten über ‚Strukturen und Finanzen‘ und das sonstige Befinden. Darauf reagiert das Publikum nur noch genervt oder bestenfalls gelangweilt.“

Eine fatale Folge dieser „schlechten Angewohnheit“ ist das Desinteresse jener Menschen, die man ja eigentlich erreichen, besser noch: überzeugen möchte, denn: „Förderer wünschen sich gute Nachrichten statt selbstquälerischer Berichte über die Nöte der Organisation, die sie doch unterstützen. Engagement braucht Bestätigung! Gefragt sind Lösungen statt Problemanzeigen. Auch Gemeindeglieder wollen lieber Antworten hören, statt immer nur Fragen und Selbstzweifel: Gottesdienstbesucher sind Förderer! Was ist die Kirchensteuer anderes als ein freiwilliger Beitrag?“ So weit Günter Menne.

Neue (Ein-)Blicke vermittelt
Noch einmal Susanne Reuter: „Dieses Buch spricht Herz und Kopf an, ermuntert dazu, den Dingen auf den Grund zu gehen, sich seiner eigenen Gedanken und Vorstellungen, Bilder und Meinungen und insbesondere seiner inneren Haltung bewusst zu werden. Den Blick auch auf die Kollegen und Kolleginnen in der Organisation zu richten, um zu verstehen, welche Einstellungen und Gedanken sie bewegen (oder ablehnen). Aber auch auf die Anliegen und Bedürfnisse der potenziellen Förderer zu schauen, sie als Menschen wahrzunehmen, als komplexe Wesen, statt einer zu öffnenden Geldbörse.“

Wenn Sie mehr lesen wollen:
Bestellen Sie doch einfach das Buch. Es kostet 34 Euro, hat 220 Seiten und ist entweder im Buchhandel unter ISBN 978-3-87645-176-3 oder beim Medienverband ab Herbst erhältlich: www.shop.medienverband.de oder unter der Telefonnummer 0800/277 22 60

Text: AL
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