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Ein neuer Glockenturm für Hürth

Das lange Warten hat für die evangelische Kirchengemeinde Hürth ein Ende. Am Dienstag, den 19.07.2022, wurde endlich der lang ersehnte Glockenturm aus Straßburg im Elsass an den Villering geliefert.

Seit fast fünf Jahren schweigen dort die 18 Glocken des einstigen Glockenspiels. Die Steuerungsanlage war in die Jahre gekommen und eine Reparatur nicht mehr möglich. So entschied das Presbyterium nach Beratung durch die Glockensachverständigen der Landeskirche im Jahr 2018, das Glockenspiel zu erneuern und gleichzeitig auch im Tonumfang zu erweitern. 

Die Statik macht Probleme

16 neue Glocken, darunter zwei grafisch besonders gestaltete Läuteglocken sollten neu gegossen werden. Ebenso musste ein komplett neuer Turm entworfen und gebaut werden. Den Auftrag erhielt die Straßburger Glockengießerei André Voegelé. Dort wurden im Mai 2019 die beiden Läuteglocken im Beisein einiger Gemeindevertreter*innen gegossen. 

Ursprünglich sollte bereits Ende 2019 der neue Turm stehen. Allerdings gab es zahlreiche Probleme mit der Berechnung der Statik und auch dem lehmigen Untergrund am Aufstellort des Turmes. So feierte man im September 2019 statt einer Einweihung des Turmes einen Begrüßungsgottesdienst für die beiden Läutegocken, die für einige Wochen dann auch in der Kirche ausgestellt waren und von Interessierten aus nächster Nähe betrachtet und zum Klingen gebracht werden konnten. Auch die Corona-Pandemie warf dann noch einmal die Arbeiten und somit auch die Aufstellung des Turmes deutlich nach hinten. 

Der insgesamt über 5 Tonnen schwere und 11 Meter hohe Turm, welcher den Wabengrundriss der Kirche aufnimmt, steht bereits seit Oktober letzten Jahres fix und fertig auf dem Hof der Firma Voegelé in Straßburg. Innerhalb der sechseckigen Turmkonstruktion sind an einer aufsteigenden Spirale die Glocken befestigt. Zwischendrin hängen die Schöpfungsglocke und die Vater-Unser-Glocke, die freischwingend geläutet werden können. Auf dem Firmenhof fand im Oktober 2021 auch schon die erste Abnahme durch die Glockensachverständige der Landeskirche, Frau Birgit Müller, statt, von der auch das französische Fernsehen und die örtliche Presse im Elsass berichteten.
Nachdem im Frühjahr diesen Jahres endlich ein positiver Bescheid der Prüfstatiker vorlag, begannen im Mai die Tiefbauarbeiten auf der Wiese vor der Kirche. Wegen der besonderen Bodenverhältnisse wurde die Baugrube des Fundaments größer und tiefer als ursprünglich gedacht. Eine 0,5m dicke Schicht Schotter wurde eingebracht, um für zusätzliche Standfestigkeit zu sorgen. Darauf wurde der erste Teil des insgesamt fast einen Meter dicken Betonfundaments gegossen.

Einweihung noch in diesem Jahr

Nachdem noch einige Vorarbeiten erledigt wurden, konnte der komplette Turm im Juni mit einem Lastenkran an Ort und Stelle gehoben werden. Die anwesenden Gemeindeglieder waren begeistert und genossen sichtlich das Schauspiel des schwebenden Glockenturms. „Nach all den Erfahrungen im Vorfeld haben wir uns nicht getraut, schon einen Termin für die Einweihung festzulegen. Aber die wird auf jeden Fall noch in diesem Jahr sein!“, so der Vorsitzende des Presbyteriums Manuel Busch. Auch Pfarrerin Christiane Birgden, die als Anwohnende in nächster Nähe zu dem neuen Carillon wohnt, freut sich schon auf den Klang der alten und neuen Glocken. Harmonisch ist das neue „evangelische Geläut“ auf die Glocken der katholischen Nachbarkirche St. Jospeh abgestimmt, so dass diese demnächst gemeinsam in ökumenischer Harmonie erklingen können. Wenn alle noch ausstehenden Arbeiten beendet sind, erklingt das neue Carillon, wie auch schon das ursprüngliche Glockenspiel, wieder morgens, mittags und abends mit jeweils verschiedenen kirchlichen und auch weltlichen Melodien. 

Text: Manuel Busch
Foto(s): Manuel Busch