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„Ein Meer voller Leben“: HöVi-Land ist auch in diesem Sommer wieder sehr lebendig

HöVi-Land ist ein Begriff, eine Marke. Seit 15 Jahren wissen vor allem Kinder aus den Stadtteilen Höhenberg und Vingst ganz genau, was sich dahinter verbirgt. Aber auch Erwachsene in den beiden Stadtteilen, und mittlerweile weit darüber hinaus, können mit HöVi-Land etwas anfangen. Die ökumenische Ferienfreizeit auf der großen Wiese hinter dem Vingster Freibad steht in diesem Jahr unter dem Motto „Ein Meer voller Leben“.

Anfangs 80, heute 500 Kinder
Petra Kempe, Jugendleiterin der Evangelischen Kirchengemeinde Höhenberg-Vingst, war vor 15 Jahren maßgeblich daran beteiligt, dass aus der Idee eine Institution wurde. Die sozialen Probleme in Höhenberg und Vingst wurden und werden vor allem in den Sommerferien deutlich: Die Schulen sind geschlossen, und bei vielen Familien reicht das Geld nicht für einen Urlaub. So entstand der Gedanke, den Kindern eine sinnvolle Alternative zu bieten. Zusammen mit dem katholischen Pfarrer Ansgar Puff entwickelte Kempe das HöVi-Land, ein tägliches Freizeitangebot mit Spielen und Ausflügen für Kinder von sechs bis 14 Jahren. Angefangen hatte es mit 80 kleinen Besucherinnen und Besuchern, heute sind es rund 500 Pänz, die regelmäßig mitmachen.

Ein mittelständisches Unternehmen mit zahlreichen Sponsoren
Drei Wochen lang steht Jahr für Jahr die Zeltstadt in den Sommerferien auf der großen Wiese. Neben Petra Kempe gehören noch Pfarrer Jörg Wolke von der Evangelischen Kirchengemeinde Höhenberg-Vingst, der katholische Pastoralreferent Thomas Burgmer und der Sozialraumkoordinator und Jugendstadtteilmanager Andreas Hildebrand zu dem vierköpfigen Leiterteam. Sie koordinieren den Einsatz von 84 jugendlichen Betreuern und etwa 250 ehrenamtlichen Helfern.
HöVi-Land ist mittlerweile ein mittelständisches Unternehmen geworden. „Rund 110.000 Euro“, so Hildebrand, kostet die Ferienfreizeit Jahr für Jahr – ohne die ehrenamtliche Mitarbeit und Sachspenden. Die Hälfte davon bezahlt die Stadt, etwa 20 Prozent werden durch die Teilnehmerbeiträge der Kinder, 15 Euro pro Kind und Woche, gedeckt. Der Rest wird durch Spenden finanziert. „In diesem Jahr unterstützt uns die HIT-Stiftung. Sie bezahlt die Kosten für die Lebensmittel“, sagte Hildebrand. Jeden Tag werden immerhin 600 Mahlzeiten für Kinder und Betreuer zubereitet. Aber auch GAG, Lions-Club und viele andere unterstützen regelmäßig HöVi-Land. Und natürlich die evangelischen und katholischen Christinnen und Christen aus den beiden Stadtteilen. Die Vingster Karnvalsgesellschaft betreut schon seit vielen Jahren die Technik in der Zeltstadt und stellt den „HöVi-Express“, einen großen Planwagen, zur Verfügung. „HöVi-Land ist ein sehr gutes Beispiel für die enge Vernetzung und das hohe Engagement der Menschen in den beiden Stadtteilen“, betonte Hildebrand.

Motto: „Ein Meer voller Leben“
In 25 Gruppen mit jeweils 20 Kindern wuseln die Pänz über das Gelände. Sie haben, passend zum Motto, Namen wie „Robben“, „Eisbären“, „Feuerfische“ oder „Seesterne“ Es gibt jede Menge kreative Angebote und Workshops, es wird gespielt und getobt. Im großen Materialzelt und dem Container daneben warten Mal- und Bastelutensilien, Federballschläger und Bälle in allen Größen sowie verschiedene Spiele. Die Pänz können fliegende Fische basteln, „Meeres-Memory“ spielen oder CD-Hüllen gestalten. „Die einfachsten Spiele sind aber meistens am beliebtesten“, stellt Renate Haun fest. Sie hat die Aufsicht im Materialzelt. Außerdem finden jeden Tag Ausflüge und Fahrten statt, beispielsweise in den Zoo, zum Löschboot der Feuerwehr in Deutz, zum Sportmuseum, zum Bleibergwerk in Mechernich zum Minigolf-Spielen oder zum „Sealife“ in Königswinter. „In den drei Wochen müssen wir gut 300 Termine koordinieren“, erzählte Hildebrand.
Wie aus einem Katalog können sich die Gruppenleiterinnen und -leiter im Vorfeld ihr Programm zusammenstellen. Die Tagespläne, Neuigkeiten oder Änderungen werden jeden Tag aktuell an einer großen Holzwand in HöVi-Land ausgehängt. Und jeden Freitag versammeln sich alle um die große Bühne zum großen Wochen-Abschlussfest. Die Gruppen führen vor, was sie in der Woche gelernt und einstudiert haben, und die Leiterinnen und Leiter Kempe, Wolke, Burgmer und Hildebrand verkleiden sich als Neptun mit Perücke oder Rauschebart.

Klassische HöVi-Karriere: Vom Kind im Kinderwagen zur „Schnupperleiterin“
Bei den Kindern kommt die Vielfalt und Abwechslung gut an. „Es gibt hier viele tolle Sachen, die man machen kann“, schwärmte der elfjährige Timo aus Höhenberg. Robin (11) gefällt vor allem, dass man „so viele neue Freunde kennenlernt“. Für Rosario (11) stehen Sport und Bewegung im Mittelpunkt: „Der Spielplatz und das Fußballturnier sind das beste!“ Sie alle sind nicht das erste Mal mit dabei. Fast alle Kinder, die HöVi-Land mitgemacht haben, kommen wieder, „bis sie die Altersgrenze erreicht haben“, so Hildebrand. Dann warten sie ungeduldig darauf, als Gruppenleiter wiederkommen zu können. Mit 15 Jahren kann man ,Schnupperleiter‘ werden, mit 17 Jahren Gruppenleiter“, erklärt Hildebrand. 85 Prozent aller derzeit aktiven Betreuerinnen und Betreuer haben als Kinder selbst an der Freizeit teilgenommen. Miriam Paetzold ist eine von ihnen. „Beim ersten HöVi-Land haben wir sie noch im Kinderwagen über das Gelände geschoben, jetzt ist sie als Schnupperleiterin mit dabei“, erzählte ihr Vater, der Arzt und SPD-Stadtverordnete Michael Paetzold. Er selbst ist auch jedes Jahr mit von der Partie. In seinem Urlaub kümmert er sich als „Lager Doc“ in einem Zelt um die kleinen und größeren Blessuren der Kinder und Jugendlichen. Und natürlich hilft er überall, wo Hilfe gebraucht wird.

„Bewegendes Alter“: SeniorInnen im HöVi-Land
Von der Vernetzung und dem Engagement im Veedel profitieren aber nicht nur die Kleinen. Auch die Seniorinnen und Senioren machten in diesem Jahr wieder einen Abstecher ins HöVi-Land. Zum zweiten Mal organisierten die Gemeinden, die Seniorennetzwerke aus Vingst, Höhenberg und Ostheim sowie verschiedene andere Gruppen ein Seniorenfest unter dem Motto „Bewegendes Alter“ auf dem Gelände hinter dem Vingster Freibad. Musik und Mitmachaktionen sorgten für Stimmung und gute Laune bei den rund 500 Besucherinnen und Besuchern. „Es tut gut zu sehen, dass sich so viele Menschen für andere einsetzen – egal, ob für Kinder oder für ältere Menschen“, freute sich Pfarrerin Andrea Vogel über den Einsatz vieler Menschen. Die Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Höhenberg-Vingst wurde im Juni zur neuen Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch gewählt. Glückwünsche dazu gab es beim Seniorenfest auch von ihrem katholischen Kollegen Pfarrer Franz Meurer.

Text: Jörg Fleischer
Foto(s): Fleischer