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Motorradfahrer-Gedenkgottesdienst im Altenberger Dom

Ein bewegender Abschluss der Motorradsaison 41. Gedenkgottesdienst der Aktion Blauer Punkt für verunglückte und verstorbene Motorradfahrer

Rund um den Altenberger Dom parken dutzende Motorräder, immer wieder starten Motoren, deren Geräusch in den leisen Stellen der im Dom erklingenden Bluesmusik zu hören sind. Die Reihen im Dom sind voll besetzt, hinten stehen die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher. An den Seiten, neben den Bänken, auf jahrhundertealten Steinplatten, liegen Helme.

Gedenken

Viele der zahlreichen Gottesdienstbesucherinnen und Gottesdienstbesucher sind in schwarzes Leder gekleidet, dass knarzt, als sie sich zur Fürbitte erheben, um im Gebet der Verstorbenen zu gedenken. Viele der Gottesdienstbesucherinnen und -besucher wischen sich Tränen ab, während Pfarrer Ingolf Schulz, Beauftragter für die Motorradfahrer-Seelsorge in der Evangelischen Kirche im Rheinland, die Namen derer verliest, die in den vergangenen Monaten durch Unfälle oder Krankheit zu Tode gekommen sind.

Für sie alle wird zum Abschluss der Motorrad-Saison beim 41. Gedenkgottesdienst der Aktion Blauer Punkt, ein Zusammenschluss von Motorradfahrern verschiedener Konfessionen und Glaubensrichtungen aus dem Einzugsgebiet der Evangelischen Kirche im Rheinland, eine Kerze angezündet. Vier Helme symbolisieren die Gemeinschaft der Motorradfahrer, die sich zu dieser besonderen und für viele aufwühlenden Feierstunde eingefunden hat.

Gedenkfahrt „Herz“ von Köln nach Odenthal

Dem Gottesdienst vorangegangen ist eine Gedenkfahrt von Köln aus in Richtung Odenthal zum Dom mit rund 3.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die unter dem Motto „Herz!“ stand und von vielen Menschen am Straßenrand und vielen Autofahrern bemerkt wurde. Annika Hensler (17) aus Bergisch Gladbach-Schildgen ist mit ihrem Vater Thorsten Hensler und ihrem Bruder Felix (20) mitgefahren und begründet ihre Teilnahme am Gottesdienst schlicht: „Es genügt nicht, Blumen am Rand eines Unglücksortes aufzustellen. Mir ist es wichtig, den Verunglückten und Verstorbenen meinen Respekt zu erweisen.“

„Krass“, findet sie es, dass der Dom fast aus den Nähten platzt – die beiden jungen Leute verfolgen den Gottesdienst auf dem Boden sitzend, alle Bänke waren besetzt – und beeindruckend, dass dem Korso auf der Fahrt vom Kölner Militärring aus so viel Zuspruch zuteil wurde. „Die Menschen haben gewunken und gelächelt. Es ist gut, dass wir so noch einmal darauf aufmerksam machen konnten, dass wir alle Rücksicht aufeinander nehmen müssen. Die Solidarität tut gut.“

Predigt über Freundschaft

Pfarrer Ingolf Schulz geht in seiner Predigt auf ein ähnliches Thema ein: „Wenn ich die Karre meines Lebens an die Wand gefahren habe, und da ist ein Freund, der zu mir hält – dann weiß, ich habe ein ganz besonderes Geschenk erhalten. Diese Freundschaft wird zum Spiegelbild der Liebe Gottes.“ Jesus nachzufolgen, heiße „doch mal in die andere Richtung gucken, ob da jemand ist, der meine Freundschaft braucht“. Wie bei einem hochwertigen Werkzeug, das der Schrauberin/dem Schrauber jahrzehntelang gute Dienste leiste, müsse man als Mensch auch bei Freundschaften auf Qualität achten, so Schulz, selber seit Jahren Motorradfahrer.

Auch er habe einen guten Freund verloren, darum gehe ihm vor allem das Verlesen der Namen immer wieder sehr nahe, gibt der Pfarrer im Gespräch nach dem Gottesdienst zu. „Auch als Pfarrer steht man nicht über solchen Emotionen und Erinnerungen.“ Zum Schluss des Gottesdienstes erklingt das Lied von James Taylor „You’ve got a Friend“, es passt mit seiner Aussage perfekt in diesen Rahmen.

Abschluss der Motorradsaison

Für den Kölner Dirk Hermann (54), der mit seinem Freund Stephan Reuter (53) aus Neuss an der Fahrt teilgenommen hat, war der Gottesdienst eine Gelegenheit, die Motorradsaison noch einmal Revue passieren zu lassen. Beide sind sich einig, dass der Nachmittag mit Korsofahrt und Gedenkgottesdienst ein guter Abschluss war: „Es ist ein besonderes Erlebnis und gibt uns ein besonderes Gefühl. Das hat gut gepasst, und wir werden uns sicher lange daran erinnern.“

Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl