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Ein Abend in Erinnerung an den Kölner Stadtdechanten Robert Grosche

Katholisches Bildungswerk Köln, Stadtdekanat Köln und Evangelischer Kirchenverband Köln und Region ehrten den vor 50 Jahren verstorbenen Kölner Stadtdechanten Robert Grosche mit einer Soirée im Domforum. Vor rund 100 Gästen würdigten der aktuelle Stadtdechant Msgr. Robert Kleine und Stadtsuperintendent Rolf Domning den Geistlichen als herausragenden Theologen und wichtigen Vertreter der Ökumene.

"Wo steht die Ökumene?"
In einem wissenschaftlichen Vortrag setzte sich Professorin Dorothea Sattler von der Universität Münster zudem mit der Frage „Mandatum unitatis – Wo steht die Ökumene?“ auseinander. Darin bezeichnete Sattler die Einheit aller Kirchen als Grunddefinition des ökumenischen Gedankens. Den Leitsatz nach einer versöhnten Verschiedenheit gelte es zu erklären und umzusetzen, so die Direktorin des Ökumenischen Instituts der Katholischen Fakultät an der Universität zu Münster. Eine Talkrunde bestehend aus dem Philosophen und Theologen Prof. Dr. Ludger Honnefelder, dem langjährigen Leiter des Robert Grosche Kreises Köln, Dr. Hans-Georg Link sowie Markus Roentgen vom Referat für Spiritualität im Erzbistum Köln, griff das Sujet unter der Moderation von Domradio-Mitarbeiterin Angela Krumpen auf. Musikalisch abgerundet wurde die Veranstaltung von der Big Band des Erzbistum Köln, „Heavens Gate“.

"Echter Seelsorger, der den Glauben gelebt hat"
Stadtdechant Kleine griff bei der Würdigung ein Zitat von Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll auf, der Grosche als „ersten wirklich ökumenischen Priester Deutschlands“ bezeichnet hatte. „Er war ein echter Seelsorger, der den Glauben gelebt hat“, so Kleine. Stadtsuperintendent Rolf Domning verwies in seiner Rede auf Reformator Martin Luther und Grosche, die sich sowohl in ihrer geistigen Verwandschaft als auch in der Tatkraft ähnelten. Zwischen beiden Persönlichkeiten sei eine Brücke zu erkennen, erklärte Domning. „Die Aktion 'Köln stellt sich quer' im April dieses Jahres war ganz im Sinne von Robert Grosche“, verwies Domning auf das Bündnis von Kirchen, Parteien, Gewerkschaften und weiterer Institutionen, das im Frühjahr gemeinsam gegen den AfD-Parteitag im Maritim Hotel demonstrierte. Im Zuge seiner Rede erinnerte Stadtsuperintendent Rolf Domning zudem an eine amüsante Anekdote aus der populären Talkshow „Kölner Treff“, in der Moderatorin Bettina Böttinger ihn fälscherlicherweise als „Stadtsuperdechant“ ankündigte. „Wenn überhaupt, gebührt dieser Titel allein Robert Grosche“, so Domning unter dem Applaus der Anwesenden.

Zur Person
Robert Grosche wurde am 7. Juni 1888 in Düren geboren. Nach einem Studium der Katholischen Theologie an der Universität Bonn wurde er 1912 zum Priester geweiht. Im Zeitraum 1920 bis 1930 war er Studentenpfarrer an der Universität zu Köln. 1930 wurde Grosche Pfarrer in Brühl-Vochem. 1941 wechselte er nach Köln ins Pfarramt an Mariä Himmelfahrt. Das Amt des Stadtdechanten bekleidete der Geistliche ab 1943. 1945 wurde er Pfarrer an St. Gereon. Von 1954 bis zu seinem Tod war er Honorarprofessor an der Universität zu Köln und gab darüber hinaus die Vierteljahresschrift „Catholica“ heraus. Robert Grosche starb am 21. Mai 1967.

Text: Thomas Dahl
Foto(s): Thomas Dahl