You are currently viewing Ehrenamtspreis für Elisabeth Rugaju aus der Nathanaelgemeinde

Ehrenamtspreis für Elisabeth Rugaju aus der Nathanaelgemeinde

Seit 2007 ist Elisabeth Rugaju aus Uganda Herz und Seele des Turmcafés in der Evangelischen Nathanael-Kirchengemeinde Köln-Bilderstöckchen. Für ihre ehrenamtliche Arbeit dort erhielt sie, gemeinsam mit weiteren Kölner Einzelpersonen, Gruppen und Unternehmen, am 25. September 2011 den Ehrenamtspreis „Köln engagiert“. Mittlerweile ist an ihrer Wirkungsstätte wieder der Alltag eingekehrt.

„Dat Elisabeth“ ist ja immer da“
Es gibt schönere Ecken in Köln als die rund um die Haltestelle „Escher Straße“ mit dem Autoverkehr, der über den Gürtel rauscht, der Postzentrale und eintönigen Mietshäusern. Nur ein paar Meter abseits des Autolärms, im Hof der Nathanaelkirche, findet sich jedoch eine gemütliche Oase: Im Bücherregal des „Turmcafé“ stehen Rosamunde Pilcher-Bände neben „Sesamstraße“-Büchern. An den Tischen sitzen drei Damen, trinken Kaffee und unterhalten sich über Diäten, das letzte BGH-Urteil und wer die Blumen der Gemeinde gießt.
„Ich stehe um sechs Uhr auf, mache morgens meinen Haushalt, dann gehe ich zur Elisabeth, ein Stündchen quatschen“, dann gehe ich wieder nach Hause“, berichtet eine der Damen an den Tischen. Sie hat das Turmcafé auf einem Spaziergang mit ihren Kindern entdeckt, aber die häufigste Kundschaft sind Gemeindeglieder. Senioren, die den Seniorentreff oder die Englisch-Gruppe besuchen, kommen vor oder nach ihren Treffen ebenso vorbei wie Besucher der Kleiderkammer. „Manchmal, so Pfarrerin Reinhild Widdig“, besuchen uns auch die Leute von der Müllabfuhr oder der Bezirkspolizist“. „Dat Elisabeth“ ist ja immer da“ pflichtet eine der Damen bei.

Rolf Domning hat gesagt, ich soll so weitermachen
„Dat Elisabeth“, Elisabeth Rugaju, werkelt hinter der Theke still, aber geschäftig. Sie schüttet Kaffee auf, brüht Chai Latte und brutzelt Rühreier. „Die Feier war sehr schön“ berichtet sie. „Ich habe mich mit Wolfgang Niedecken unterhalten (Ehrenamtspate 2011, Anm. d.Verf.), weil er auch ein Hilfsprojekt in Uganda hat, und Jürgen Roters habe ich meine Familie vorgestellt. Rolf Domning (Stadtsuperintendent und Jury-Vertreter) hat gesagt, ich soll so weitermachen“. Für den Preis vorgeschlagen wurde Elisabeth Rugaju von einem Gemeindeglied. Bis sie soweit kam, war es ein langer Weg.

Integrationsjob im Turmcafé
Stichwort Familie: Elisabeth Rugaju kam 2002 mit ihrem Mann Isaac und dem ältesten Kind aus Uganda nach Deutschland. „Wir wurden schnell als politische Flüchtlinge anerkannt, das war bei uns sehr deutlich“ erinnert sie sich. Kontakt zu anderen Familienmitgliedern und Freunden im Heimatland hat sie noch, aber besucht hat sie Uganda seitdem nicht mehr, weil es nicht sicher ist. „Wir hatten auch ein gutes Leben in Uganda“ berichtet sie. „Jetzt lebe ich eben in einer anderen Situation“. Nach einer Zwischenstation in Frankfurt zog sie mit ihrem Mann nach Köln, zunächst nach Kalk. Als das dritte Kind geboren wurde und sie eine größere Wohnung brauchten, wurde Bilderstöckchen ihre nächste Station. Hier nahm sie 2006 Kontakt zur Nathanael-Gemeinde auf, wo sie und ihr Mann auch kirchlich heirateten und die beiden jüngsten Kinder taufen ließen. 2007 übernahm sie einen Integrationsjob im Turmcafé. „Das ist so etwas wie meine zweite Familie geworden“ bestätigt sie.

Auch nach den Familiengottesdiensten ist es voll
Es traf sich gut, dass die damalige Betreuerin des Turmcafés gerade umzog und Elisabeth Rugaju dem Café in ihrem Integrationsjob neues Leben einhauchte. „Es hat mir Spaß gemacht, mit den älteren Leuten zu reden. Die Leute haben sich gefreut, dass sie hier jetzt frühstücken konnten und viele haben mich auch über Afrika ausgefragt“ erinnert sie sich. „Ich freue mich auch, wenn die Kinder auf ihrem Schulweg hier vorbeikommen und mal an die Fensterscheibe klopfen“.
Täglich von 9.30 bis 12 Uhr ist das Turmcafé geöffnet, parallel dazu steht auch die Kirche, für protestantische Kirchen nicht selbstverständlich, offen. „Frau Rugaju hilft uns entscheidend, eine einladende Gemeinde zu sein“ lobt Reinhild Widdig. „Die Senioren kommen gerne, und es ist internationaler geworden“.
Als das halbe Jahr des Integrationsjobs vorbei war, mochte sich Elisabeth Rugaju nicht von ihrer neuen Wirkungsstätte trennen: „Ich habe hier so viel erlebt und so viele Freunde gefunden“, erinnert sie sich. Darum betreut sie das Café weiterhin ehrenamtlich. Mittlerweile wurde mit Hilfe anderer Ehrenamtler die Küche renoviert und erstrahlt in freundlichem Lindgrün. Eine neue Kücheneinrichtung überließ ihr ein Gemeindeglied. „Hier ist immer Betrieb: Mittwochs kommen Mütter von der Krabbelgruppe, montags der Seniorenclub, freitags viele Kinder, weil sie wissen, dass sie hier immer einen Kakao kriegen, aber auch nach den Familiengottesdiensten ist es voll. Wenn viel zu tun ist, hilft mir Maria“.

„Es gibt mir viel Kraft, wenn mich die alten Leute loben“
„Als ich nach Deutschland kam, sagte mir eine Freundin, dass ich Cartoons im Fernsehen gucken muss, um die Sprache zu lernen, weil die da deutlicher sprechen“ schmunzelt Elisabeth Rugaju, die außerdem Englisch, Swahili und einige Heimatdialekte spricht. Das Kinderprogramm war ihre erste Stütze beim Deutschlernen. Aber sie suchte auch bewusst Kontakt:“Wo ich auch gewohnt habe, haben mein Mann und ich immer erst einmal eine Kirchengemeinde gesucht“ betont sie. Vorurteile oder Diffamierungen hat sie nicht erlebt. Wer ins Café kommt und sieht, wie selbstverständlich afrikanische Migranten und deutsche Senioren zusammensitzen merkt, dass über Integration hier nicht gesprochen werden muss. „Ich wollte mich integrieren, wenn man Kinder hat, muss man das“ weiß Elisabeth Rugaju. Aber sie ist auch dankbar dafür, dass sie in der Gemeinde so akzeptiert wurde, wie sie war und ihre viel Positives entgegengebracht wurde. „Es ist eine lebendige Gemeinde. Die Menschen haben mir hier Stolz und Mut gegeben. Es gibt mir viel Kraft, wenn mich die alten Leute loben. Mein großer Traum ist, dass die Menschen überall auf der Welt lernen, zu respektieren.“

Text: Annette von Czarnowski
Foto(s): Annette von Czarnowski