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Ehrenamtliche Mitarbeitende gesucht

Sie haben Sorgen oder Ängste – und es ist niemand da, dem sie sich anvertrauen können? Für diese Situationen gibt es in Köln die Evangelische TelefonSeelsorge (0800 1110111) und die Katholische TelefonSeelsorge (0800 2220222). An jedem Tag eines Jahres, rund um die Uhr, also auch in der Nacht, nehmen dort geschulte Mitarbeitende Anrufe entgegen. Bei ihnen finden Sie Gehör. Diese nehmen sich Zeit für Ihre akuten Nöte. Diese suchen mit Ihnen gemeinsam nach Lösungen. „Die TelefonSeelsorge versucht den ´Tunnelblick´ der Betroffenen zu weiten. Wir ermutigen die Anrufenden, noch mal anzurufen, und geben Hinweise auf Beratungsstellen“, so Pfarrerin Gabriele Koye. Sie leitet die Evangelische TelefonSeelsorge Köln, eine Einrichtung des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Die Anrufe sind kostenfrei, Anrufende müssen ihren Namen nicht nennen. „Anonymität und Verschwiegenheit sind die höchsten Güter, die wir haben“, betont Koye. Leiterin der Katholischen TelefonSeelsorge Köln ist die Diplom-Psychologin und katholische Theologin Annelie Bracke. Die beiden Kölner TelefonSeelsorgen verfügen zwar über getrennte Organisationen. Jedoch kooperieren die beiden Einrichtungen miteinander und sind sie in der Leitung „miteinander verschaltet“.

Angst vor dem Verlust der Arbeit
„2009 haben wir in unserem Einzugsgebiet von 1,8 Millionen Menschen zusammen 35.000 Anrufe registriert“, so Bracke. „Das sind mit circa hundert Anrufe täglich etwas weniger, als in den Vorjahren.“ Insgesamt sei die Zahl der „Scherz“-Anrufe zurückgegangen, die der ernst gemeinten gestiegen. Unverändert gehe es laut Koye um die „großen Lebensthemen“: Familie und Beziehung, Einsamkeit, Trauer, psychische und/oder physische Krankheit, Schwierigkeiten im sozialen Umfeld und anderes. Zugenommen habe die Angst vor dem Verlust der Arbeit, vor dem Zerfall der Familie oder Partnerschaft, vor Armut. Im Frühjahr, angestoßen durch die öffentliche Diskussion, habe man auch einen Anstieg der Anrufe zum ohnehin stark vertretenen Thema sexueller Missbrauch festgestellt. Dabei habe es sich selten um sexuellen Missbrauch im kirchlichen Umfeld gehandelt.

Anrufe aus dem Zug
„Einen großen Raum nimmt das Problem der Einsamkeit ein“, konstatiert Bracke. „Es begegnet uns in allen Facetten.“ Das betreffe auch Menschen, die nach erster Einschätzung davon unbetroffen scheinen. Beispielsweise Ehepartner, deren Kommunikation sich nur noch auf Streit beschränkt. Schüler, die unter „Mobbing“ leiden, und selbst in ihrem Elternhaus keinen Ansprechpartner finden. Die allein stehende Rentnerin, die ihr geliebtes Haustier abgeben muss, weil sie das Futter nicht mehr bezahlen kann. Ingesamt, stellen Bracke und Koye für alle Generationen fest, werde „immer weniger miteinander“ gesprochen. „Die Menschen verlernen offenbar, wie man miteinander spricht, wie man einander zuhört.“ Eine Veränderung der Gesprächskultur belege auch folgendes: „Uns rufen Menschen über Handy an, während sie im Zug sitzen oder sich an anderen belebten Orten aufhalten“, so Koye. Dass um sie herum andere Personen das Gespräch mithören oder der Mitarbeitende in der Zentrale den Anrufenden aufgrund des Umgebungslärms kaum verstehen könne, werde häufig ausgeblendet.

Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht
In der Evangelischen TelefonSeelsorge Köln ist den letzten Jahren die Zahl der Ehrenamtlichen aus verschiedenen Gründen geschrumpft. Koye nennt unter anderem Alter, Arbeitsplatzwechsel und Umzug. Waren es früher bis zu 80 aktiv Mitarbeitende, sind es aktuell 55. „Dadurch erfahren sie ein Stück weit eine höhere Belastung. Es klappt, aber wir müssen das auffangen“, sagt Koye. Daher such die Evangelische TelefonSeelsorge Nachwuchs. „Wir suchen Frauen und Männer, die sich für andere Menschen interessieren und sich auf sie einstellen können“, so Koye. Voraussetzungen sind psychische Belastbarkeit und eine Kenntnis der eigenen Grenzen. Die Ausbildung zur ehrenamtlichen Mitarbeit findet an Werktagabenden und Wochenenden statt. Sie dauert ein Jahr und umfasst circa 120 Zeitstunden. Zu den Ausbildungs-Schwerpunkten gehören „die Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgeschichte, Grundkenntnisse in helfender Gesprächsführung und praktische Einübung in die Telefonberatung“.

Gemeinschaft im großen Team
Während der ehrenamtlichen Mitarbeit ist die Betreuung und fachliche Weiterbildung obligatorisch. So beläuft sich der monatliche Zeitaufwand für den eigentlichen Einsatz, für Supervision und Fortbildung auf insgesamt 20 Stunden. Ein grundlegendes Motiv für eine ehrenamtliche Mitarbeit ist laut Koye „bei den meisten immer noch die Entscheidung, dass man etwas für andere tun möchte“. Gleichwohl erhielten die Mitarbeitenden auch etwas zurück. Beispielsweise lernten sie die Gemeinschaft in einem großen Team schätzen. Die Mitarbeit in der TelefonSeelsorge fördere eine persönliche Weiterentwicklung. Rückmeldungen belegen, dass ihre Tätigkeit den Ehrenamtlichen „insgesamt etwas bringt in Familie, Partnerschaft und Beruf“. „Sie lernen, in ihrem sozialen Umfeld, im Beruf, im Kontakt mit Menschen anders hinzuhören, anders zu kommunizieren“, sagt Bracke. „Man kann sich einen großen Schatz aufbauen“, lädt Koye Interessierte ein. Die durchschnittliche Verweildauer beträgt laut Koye acht Jahre. „Aber wir feiern auch regelmäßig höhere Mitarbeit-Zeiten.“

Interessierte wenden sich bitte an die
Evangelische TelefonSeelsorge Köln
Postfach 250 104
50517 Köln
Telefon: 0221/317159
telefonseelsorge@kirche-koeln.de
www.ev-telefonseelsorge-koeln.de

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich