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ecclesia 2008: Vortrag von Pfarrer Dr. Höcker über Totengedenkkultur in Kirchen am Beispiel der Gedenkfeiern für Unbedachte. Vernetzung der Aussteller und Arbeitserfolge

Überschaubar war der Publikumsandrang bei der „ecclesia“, der Fachmesse für Kirchenausstattung und Organisation in den Kölner Messehallen. Das war bei den Kölner Protestantinnen und Protestanten, die für ihre Institutionen warben, natürlich nicht anders als bei allen anderen Ausstellern. Aus Ämtern und Einrichtungen des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region päsentierten sich vor allem die AntoniterCityKirche mit ihren Angeboten – AntoniterCityTours, Kircheneintrittsstelle und Evangelische Informationsstelle – sowie der Diakonie Michaelshoven e.V. und das Diakonische Werk Köln und Region. Auch der Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer Köln und der Medienverband der Evangelischen Kirche im Rheinland waren an dem Stand 050 in der Messehalle 3.1 mit von der Partie.


„Vernetzung der Aussteller untereinander“
Annette Scholl, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Gemeinde Köln, hatte vergleichsweise leichtes Spiel: „Viele kennen die AntoniterCitykirche, die ja mitten in der Stadt liegt. Sie kommen gezielt an unseren Stand und erkundigen sich zum Beispiel nach Stadtführungen und Friedhofsrundgängen.“ Das hätte Stadtdechant Johannes Bastgen natürlich nicht nötig gehabt, aber der habe den Messestand der AntoniterCityKirche ebenso besucht wie der Ex-Bistumssprecher Dr. Manfred Becker-Huberti. „Die Besucher kommen größtenteils aus einer Enfernung bis zu 150 Kilometern“, hat Scholl festgestellt. Das seien weitgehend Fachbesucher. Sie hat aber auch noch einen anderen Aspekt ausgemacht: „Viele Gespräche auf dieser Messe dienen auch der Vernetzung der Aussteller untereinander.“ So wurde die Zeit genutzt, um sich mit den Nachbarn in der Messehalle zu unterhalten.

Arbeitserfolge präsentieren
Auch Eckhart Schubert, Pfarrer im Ruhestand und Leiter der Kircheneintrittsstelle an der AntoniterCityKirche, präsentierte seinen Arbeitsbereich. Er führt viele Gespräche mit Vertretern aus anderen Städten wie etwa Solingen und Nürnberg, die sowohl die Kölner Kircheneintritsstelle kopieren wollen als auch deren Erfolg. „Wir verzeichnen durchschnittlich noch immer einen Eintritt pro Werktag“, zieht Schubert eine zufriedenstellende Bilanz seiner Arbeit.
Susanne Maroldt, Leiterin der Evangelischen Informationsstelle an der Kölner AntoniterCityKirche, glaubt, dass in diesem Jahr „etwas weniger Besucher und Besucherinnen“ auf der „ecclesia“ gezählt wurden, aber: „Die Gespräche, die ich geführt habe, waren sehr intensiv.“ Die Evangelische Informationsstelle zeigte vor allem Geschenke für Taufen und Konfirmationen; Maroldt hoffte dabei vor allem auf Mulitplikatoren, die die Messe besuchen und für die Präsente in ihren Gemeinden werben.

Vortrag über Gedenkfeiern für Unbedachte
Mit einem Vortrag unter dem Titel „Neue (alte) Formen der Totengedenkkultur in Kirchen am Beispiel der Gedenkfeiern für Unbedachte“ stellte der evangelische Pfarrer Dr. Bertold Höcker auf der ecclesia eine Initiative der katholischen und evangelischen Pfarreien rund um den Neumarkt in der Kölner Innenstadt sowie des Kölner Bestatterverbandes vor. Höcker, Pfarrer der AntoniterCityKirche und Mitglied der Initiative, sprach über die „Gottesdienste für Unbedachte“. Einmal im Monat wird konfessionell gebundener Menschen gedacht, die anonym bestattet wurden. „Das Ordnungsamt meldet uns die Namen, die wir dann in ein Gedenkbuch schreiben. Dieses Gedenkbuch liegt zur Zeit in der katholischen Basilika St. Aposteln am Neumarkt.

Das Buch pendelt im jährlichen Wechsel zwischen St. Aposteln und der AntoniterCityKirche“, erklärt Höcker. In beiden Kirchen wird es neben den Taufsteinen aufbewahrt. „Die Pfarrer wären überfordert, wenn sie bei jeder Bestattung, die vom Ordnungsamt an die entsprechenden Gemeinden gemeldet würden, mitliefen“, so Höcker: „Vor allem die katholischen Kollegen haben dafür keine Zeit.“ Deshalb sei eine zentrale Gedenkfeier sinnvoller. Oft sei auch nicht klar, welcher Pfarrer zuständig sei, etwa, wenn der Tote in einem Altenheim oder obdachlos auf der Straße gestorben sei. In dem Gottesdienst werden die Namen der Verstorbenen verlesen. „Das sind zwischen 40 und 60 Menschen pro Monat“, so Höcker. Die werden vom Sozialamt so „preiswert“ wie möglich beerdigt. „Sie werden verbrannt und in einer Urne in einem Massengrab bestattet“, berichtet Höcker. Mit dem Verlesen der Namen gäbe man den Toten ein Stück Würde. Ausgeweitet wird der Personkreis, dessen gedacht wird, vorläufig nicht. „Mit den Orthodoxen haben wir da Probleme“, so der Pfarrer der AntoniterCityKirche: „Die weigern sich, in diesen Gedenkgottesdiensten in unseren Kirchen die liturgische Leitung zu übernehmen. Wir Evangelischen und die Katholiken wollen in der Ökumene aber nicht so weit zurückgehen, dass auch die Konservativsten mitmachen können.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Rahmann