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Superintendentin Susanne Beuth (l.) entpflichtete Pfarrerin Bettina Kurbjeweit.

„Du hast die Menschen mit ihren Schätzen wahrgenommen“: Superintendentin Susanne Beuth entpflichtete Pfarrerin Bettina Kurbjeweit

Die Kinder der evangelischen Kita in Klettenberg waren auf diesen Tag bestens vorbereitet. Galt es doch zum einen, das 50. Johannesfest der Gemeinde zu feiern, und zum anderen, Pfarrerin Bettina Kurbjeweit in den Ruhestand zu verabschieden. Ivo Masanek begrüßte die Gäste in der bis auf den letzten Platz besetzten Johanneskirche.

Er erinnerte an Dr. Eberhard Viertel und seine Frau Dr. Gelinde Viertel, die, mittlerweile hochbetagt, die Teilnahme am Johannesfest mit großem Bedauern abgesagt hatten. Das erste Johannesfest feierte die Gemeinde, als Viertel dort Pfarrer war. Anlass für die Premiere war ein Gegenbesuch aus Meisenheim. Zuvor hatten Mitglieder der Gemeinde die Tagesförderstätten für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf besucht. Daraus entstand in der Klettenberger Gemeinde der Club Kreuznach, eine Freizeitgruppe von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen, die sich einmal pro Woche in der Johanneskirche trifft.

Kurbjeweit wandte sich „mit ganz viel Herzklopfen“ an die Gottesdienstbesucher und -besucherinnen. Die scheidende Pfarrerin bezog sich auf das Gleichnis vom Schatz im Acker, Matthäus13,44. Dort heißt es: „Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft den Acker.“ Zunächst warf sie einen Blick zurück. „Vor neun Jahren habe ich hier angefangen.“ Vorher war sie Pfarrerin in Nippes. „Viel Freude hat mir der Club Kreuznach bereitet, den ich geleitet habe. Einmal die Woche haben sich da Menschen mit und ohne Behinderung einen schönen Abend gemacht.“ Auch im Frauenkreis war Kurbjeweit aktiv. „Da gab es immer donnerstags Kaffee und Kuchen. Ich habe viel gelernt von den alten Damen.“

„All die Menschen sind der Schatz“

Superintendentin Susanne Beuth nahm die offizielle Entpflichtung der Pfarrerin zum Anlass für persönliche Worte. „Zunächst einmal gilt dir der Dank für deine Arbeit in der Gemeinde. Du bist eine Schatzfinderin, weil du den wahren Schatz suchst. Das ist ein kleiner Aspekt vom Himmelreich. All die Menschen sind der Schatz. Und du hast die Menschen mit ihren Schätzen wahrgenommen.“ Auch Beuth warf einen Blick zurück. „Du warst 18 Jahre in Nippes und hast dich vornehmlich um Familienarbeit gekümmert. Hier in Klettenberg standest du dann vor der Herausforderung, Konfirmandenunterricht zu erteilen.“

Kurbjeweit stammt aus einem Dorf in der Eifel, in dem ihr Vater Pfarrer war. „Das war bestimmt nicht immer einfach“, sagte Beuth. Der Vater habe die Leute, die klingelten, beispielsweise konsequent in der Küche zum Essen eingeladen. Kinder hätten dann zurückstecken müssen. „Da ist eine Pfarrwohnung in Köln ein Schatz.“

Das Studium in Bonn und Amsterdam habe Kurbjeweit den Blick geweitet. In Nippes und Klettenberg sei die Welt alles andere als immer heil. Kurbjeweit habe die Klettenberger Gemeinde zu ihrer gemacht. Sie hat den Besuchsdienst geleitet, den Förderverein des Seniorennetzwerkes. „Geduld ist ihre Stärke. Auch beim Verfassen der Protokolle des Diakonieausschusses.“ Als Fürsprecherin der Schwachen sei sie bei ihrem Engagement für das Kirchenasyl aufgetreten.

Kurbjeweit verreist gern. Deshalb erhielt sie zu ihrem Abschied einen Koffer und einen Sonnenhut geschenkt. Pfarrerin Ulrike Gebhardt erinnerte sich an die gemeinsame Vergangenheit, etwa im Theologinnenkonvent. „Da haben wir einmal ein Selbstverteidigungstraining gemacht. Das war sehr lustig.“ Auch eine Fahrt zum Partnerkirchenkreis in Hongkong ist Gebhardt im Gedächtnis geblieben.

Der Traumarbeitsplatz von Kurbjeweit? Gebhardt wusste, wie der aussieht: „Ein freier Tisch am Fenster, mit nichts darauf außer der Bibel.“

Mit dem Eintritt in den Ruhestand darf Kurbjeweit weiter Gottesdienste halten, beerdigen und taufen. Aber sie muss nicht.

„Lass sie Menschen begegnen, die ihr ein Segen sind“, sagte Beuth. Auch Michael vom Club Kreuznach hatte ein Votum vorbereitet: „Eins will ich noch sagen: Die Rente ist nicht das Ende.“ Kurbjeweit lächelte: „Das will ich doch hoffen.“ Muss sie nicht, denn verabredet ist, dass sie die Gemeinde nicht spurlos verlässt. Sie wird weiterarbeiten. Nach Lust, Laune und ehrenamtlich.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann