„Du bist mehr!“ lautet der Slogan der ökumenischen Öffentlichkeits-Kampagne der christlichen Kirchen in Frechen. Sie startet am 2. April und läuft bis zum 7. Januar 2007. Mit diesem Projekt werben alle acht katholischen Pfarr- und die vier evangelischen Gemeindezentren im Stadtgebiet gemeinsam für die Frohe Botschaft. Über deren Präsenz im Stadtbild, mit einigen konzertierten Aktionen, einem breitem Rahmenprogramm und vielen kleinen Schritten will man Gruppen und Menschen ansprechen.
Kampagne für die Zeit zwischen Weltjugendtag und Deutschem Evangelischen Kirchentag
„Wir wollen mehr Menschen mit Kirche und Gemeinde in Verbindung bringen“, sagte Hans-Günther Korr, katholischer Pfarrer an St. Audomar und St. Maria Königin, bei der Vorstellung des Projekts. Zielgruppen seien Kirchenmitglieder mit geringem Kontakt zur Gemeinde (das sind rund 85 Prozent der Getauften), Menschen, die noch grundsätzlich offen sind für Gott, Glauben und Kirche, junge Menschen mit geringen Kenntnissen der Frohen Botschaft und Suchende. „Mit unserer Kampagne füllen wir die Zeit zwischen dem letztjährigen Weltjugendtag und dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2007 in Köln. Wir bauen auf die positive Stimmung auf, die der Weltjugendtag auch in Frechen bewirkt hat. Wir wollen Kirche verstärkt in den Blickwinkel der Menschen bringen und sie im Stadtbild noch mehr verankern.“
Klares Profil der christlichen Kirchen in Frechen
Entstanden ist die Idee zu dieser Öffentlichkeits-Kampagne vor rund zwei Jahren auf einer kleineren Ebene, in dem – durch einen Gemeindepartnerschaftsvertrag verbundenen ökumenischen Gesprächskreis in Frechen-Königsdorf. Damals sei rasch deutlich geworden, dass man sie auf das gesamte Stadtgebiet ausweiten müsse, erläuterte Thomas Wolff, katholischer Pfarrer an St. Ulrich in Buschbell/Hücheln und St. Sebastianus in Königsdorf. Nach dem Weltjugendtag ging man an die inhaltliche Vorarbeit. „Die Ausgangslage“, so Korr aus katholischer Sicht, „ist die, dass jährlich rund 300 Christen die Kirchen in Frechen verlassen.“ Man registriere einen erheblichen Rückgang der Kirchenbesuchszahlen und auch die Kirchensteuereinnahmen würden weiter drastisch sinken, etwa bis 2015 um 50 Prozent im Vergleich zu 1998. „Die Frohe Botschaft verliert im öffentlichen Leben stetig an Bedeutung.“ Dabei verlange die soziale und wirtschaftliche Entwicklung eine Kraft, die unsere Welt zusammenhalte. „Die Hoffnung des Glaubens begründet Freude und Lebenskraft. Die Frohe Botschaft ist Angebot einer tragenden Lebensgrundlage“, sprach Korr für das Entscheidungsgremium, dem 15 Haupt- und Ehrenamtliche aus allen Frechener Kirchen- und Pfarrgemeinden angehören. Gemeinsam strebe man ein klares Profil der christlichen Kirchen in Frechen an, ein „Verankern unserer visuellen Zeichen“.
„Du bist mehr in der Gemeinschaft“
Der Slogan „Du bist mehr!“ soll als Impuls dienen, der die Tür zum Kontakt öffnet. Er soll den Menschen vermitteln, dass sie mehr sind „als ein Stoffwechselprozess, eine zufällige Nummer“, nämlich einzigartig. „Du bist mehr in der Gemeinschaft, Du bist wichtig, geliebt, gebraucht. Du bist geborgen…“, lautet die Botschaft. „Wir fragen nach dem, was die Leute angeht und beschäftigt“, so Pfarrer Bernd Stollewerk von der evangelischen Kirche Frechen. „Es werden harte Zeiten anbrechen“, verwies er auf die wirtschaftliche Situation, auf die Arbeitslosenzahl. „Vielen droht eine gewisse Resignation und Hoffnungslosigkeit. Mit dem Slogan wollen wir ein Gegenprogramm starten.“
Auch für Arbeitslose: „Gegen die Trostlosigkeit ankämpfen“
In diesem Zusammenhang sei auch geplant, eine Datenbank für Arbeitslose aufzubauen, informierte Helmut Schumacher, Pfarrgemeinderatsmitglied der katholischen Heilig Geist-Kirche. „Die Idee ist, Beschäftigungslosen in ihrer Fachdisziplin Arbeit anzubieten. Arbeit im Auftrag von Leuten, die wiederum kein Geld haben, um diese zu honorieren. Wir können den Arbeitslosen also keine Bezahlung anbieten. Dafür helfen wir ihnen, gegen die Trostlosigkeit anzukämpfen.“ Eben so, fügte Wolff hinzu, „wollen wir die Menschen über die sozialen Einrichtungen und Hilfsangebote der Kirchen in Frechen informieren, beispielsweise die Caritas, die Beratungsstellen, die Frechener Tafel“.
„Alle Pfarr- und Kirchengemeinden haben sich bereit erklärt, pro Gemeindeglied 50 Cent beizusteuern. Das macht insgesamt 17.500 Euro“, nannte Korr einen wesentlichen Finanzierungsposten der Kampagne. Damit würden alle Kirchenvorstände und Presbyterien zum Ausdruck bringen: „Wir machen da mit! Wir setzen bewusst ein Zeichen, trotz aktueller, notwendiger Sparmaßnahmen.“ Aber natürlich sei man auf weitere Mittel angewiesen, auf öffentliche Zuwendungen sowie Spenden von Unternehmen, Geschäfts- und Privatleuten.
Vorfreude und Begeisterung
„Eine solche Kampagne bleibt ein Wagnis. Wir wissen nicht, was dabei rum kommt. Aber das Abenteuer gehört mit dazu“, stellte Wolff fest. In den Gemeinden herrsche bereits eine spürbare Vorfreude und Begeisterung: „Inzwischen ist das Ganze, noch vor dem offiziellen Startschuss, zum Selbstläufer geworden.“ Stollewerk bestätigte: „Die Aktion hat bisher schon sehr viel Kraft gekostet. Aber auch viel Freude bereitet. Unabhängig von der noch ungewissen Resonanz herrscht eine tolle ökumenische Arbeitsatmosphäre. Das Verhältnis unter den Frechener Kirchengemeinden ist noch besser geworden. Es wurde auf eine breitere Basis gestellt. Das ist quasi schon die erste Frucht unserer Kampagne.“
Start der Kampagne
ist Sonntag, der 2. April 2006, ein verkaufsoffener Sonntag in Frechen. Zunächst finden um 14 Uhr in vier Kirchen kurze ökumenische Gottesdienste statt. Von diesen, den vier Himmelsrichtungen zugeordneten Kirchen St. Maria Königin, St. Severin, Evangelisches Gemeindezentrum Bachem und St. Audomar, pilgern die Teilnehmenden zum Frechener Rathausplatz. Dort beginnt um 15 Uhr eine Aussendungsfeier, die gegen 15.30 Uhr mit einem Segensritus schließt. Während dieser Feier wird auch das aus vier Teilen (Kreuz, Schiff, Sonne, Himmel) bestehende Logo zusammengesetzt. Je eines dieser Elemente ist zuvor Bestandteil der Gottesdienste und wird von vier Pilgergruppen aus dem Kirchenraum ins Stadtzentrum gebracht. „Wir beginnen sozusagen im normalen ´Milieu´ und gehen dann raus zu den Menschen“, erläutert Wolff. Schumacher führt aus: „Wir wollen nicht in den Kirchen darauf warten, dass die Menschen zu uns kommen. Wir wollen mit Veranstaltungen selbstbewusst raus gehen, dahin, wo die Menschen sind, wo sie leben, arbeiten, spielen. Etwa in die Quarzwerke, auf den Fussballplatz, auf den Markt. Wir haben ein Angebot zu machen. Wir können den Leuten Orientierung geben.“ Dabei wolle man nicht die Kirchen, sondern die Frohe Botschaft, den Inhalt, in den Vordergrund stellen, unterstrich Wolff. „Wir wollen das Christ-Sein betonen. Wir gehen in die Öffentlichkeit, sind als Christen präsent. Und als Kirche haben wir keine Probleme, auch mit Kritik umzugehen.“
Breite Angebotspalette bis 7. Januar 2007
Die Kampagne umfasst Aktionen wie ein großes Osterfeuer auf dem Meller-Hof in Königsdorf (16. April, 21 Uhr), einen Gottesdienst zur WM anlässlich eines Jugend-Fußballturniers auf der Sportanlage Habbelrath (27. Mai, 15 Uhr), einen Gottesdienst am Tag der offen Tür in den Hüchelner Quarzwerken (9. September, 11 Uhr), einen Pilgerweg von Grefrath zum Marienfeld mit dem „Papst-Hügel“ (15. September) sowie ein offenes Advents-Singen im Christlichen Jugenddorf (CJD) in Bachem (10. Dezember). Vorgesehen sind außerdem diverse Begleitveranstaltungen zu unterschiedlichen „Themen, die die Menschen interessieren könnten“, etwa Arbeit und Arbeitslosigkeit, Sucht, Wellness, Karneval, Beziehungen, Magie und Sterben. Diese Veranstaltungen werden mit wechselnden Kooperationspartnern durchgeführt und sollen die kirchliche Sicht ergänzen.
Die Termine der diversen Aktionen und Begleitveranstaltungen finden sich in einem Flyer, der zum 2. April erscheinen soll, sowie immer aktuell auf der Homepage www.kirchen-in-Frechen.de
Foto(s): Engelbert Broich