Das Ökumenische Kirchenmusikfestival Köln ist eine Veranstaltungsreihe, die immer schon Großes geboten hat. In diesem Jahr aber sind die Angebote besonders vielfältig, umfassend und beeindruckend: Allein die Tatsache, dass für das sechste Festival dieser Art vom Veranstalter, dem Ökumenischen Kantorenkonvent Köln, zehn Kompositionsaufträge erteilt wurden – und dementsprechend auch zehn Uraufführungen stattfinden -, ist beeindruckend.
Musikalische Wanderungen, Olivier Messiaen und die Rolle der Kirchen
Doch das ist noch lange nicht alles: In rund 100 Veranstaltungen mit 2000 Mitwirkenden gibt es vom 5. bis 21. September nicht nur zahlreiche Konzerte in Kirchen und an anderen Orten, sondern beispielsweise auch eine Orgel- und eine musikalische Wanderung – also Orgelwanderungen durch Köln mit Führungen und Konzerten an bedeutenden Instrumenten und eine interkulturelle Stadtführung durch kompentente Führer mit passenden musikalischen Solisten und Ensembles. Zum Beispiel die musikalische Stadtführung „Vom OB bis zum Erzbischof“ am Samstag, 13. September, ab 18 Uhr mit Stadtführer Günter Leitner – Treffpunkt ist das Kölner Rathaus, die Unkosten betragen 10 Euro.
Außerdem wird im Rahmen des 6. Ökumenischen Kirchenmusikfestivals Köln der komplette Orgelwerk-Zyklus von Olivier Messiaen in sieben Konzerten an unterschiedlichen neuen Orgeln durch prominente Interpreten aufgeführt. Es gibt einen Tag der Jugend-Musik, der mit einem Abschlusskonzert das Ende eines zweimonatigen Workshops markiert, es gibt Ausstellungen, eine Klang-Rauminstallation, Rituale und Experimente… Mit alledem zeigen sich die evangelischen und katholischen Kirchen Kölns nicht nur als Konzert-Orte, sondern auch immer als offene Kirchen mit vielen Gesprächsangeboten.
Drinnen und draußen
Ausgehend vom Titel „Drinnen und draußen“ werden inhaltliche, künstlerische, soziale, spirituelle, historische, demographische, theologische, musikgeschichtliche und architektonische Aspekte miteinander in Bezug gesetzt.
„Drinnen und draußen“ meint neben Konzerten und anderen Veranstaltungen auf höchstem Niveau mit einem spannungsreichen Bogen von alter bis neuester Musik in den historischen Sakralbauten Kölns eine Öffnung hin zu Musik, die gemeinhin nicht als das erste Betätigungsfeld von Kirchenmusik angesehen wird: dies schließt die Kooperation beispielsweise mit jungen Kölner Komponisten, die vielleicht bisher noch nie für „kirchliche Ensembles“ geschrieben haben genauso mit ein, wie etwa die Beschäftigung mit der Soul- und Rockmusik.
„Draußen“ ist eine Einladung an „externe Partner“ für gemeinsame Veranstaltungen wie etwa an Medienkünstler, sich in Raum- und Klanginstallationen mit den besonderen Räumen auseinanderzusetzen. Die Aktion „8 Wochen Offene Jugendchöre“, über rechts- wie linksrheinische Kölner Stadtteile verteilt, gehört ebenso zum „draußen“ wie die Kooperation mit bildenden Künstlern zu Ausstellungsprojekten fernab der ausgetretenen religionspädagogischen Pfade.
„Drinnen und draußen“ meint auch: „On- und Off-Festival“ mit hochkarätigen singulären Veranstaltungen, mit „Klassikern“, „Namen“ und Highlights“ wie Giuseppe Verdi oder Giachino Rossini in der Kölner Philharmonie, ein Abend mit Deutschen Erstaufführungen von Arvo Pärt, oder das Konzert „“Warum hat die Sonne einen Aschenrand“ von Giselher Klebe, eine Auftragskompositionen von Amnesty International.
Geschichte und Zielsetzung des Festivals
Das „Kirchenmusikfestival Köln“ findet seit 1997 in etwa zweijährigem Rhythmus statt und verbindet hochkarätige Konzerte in den berühmten Kirchen Kölns durch die namhaften Chöre, Solisten, Orchester und Dirigenten und experimentelle Raum-Performances.
Das „Kirchenmusikfestival Köln“ beschäftigt sich dabei schwerpunktmäßig mit aktueller Musik, sucht den Kontakt zu Komponistinnen und Komponisten, hat immer eine Reihe von Kompositionsaufträgen und Uraufführungen aufzuweisen und bietet in diesem Jahr zum ersten Mal experimentelle Klang-Raum-Installationen junger Kölner Künstlerinnen und Künstler an. Bei alledem werden bewusst sowohl die Grenzen sogenannter „religiöser Musik“ als auch die Kreise der „üblichen Ausführenden“ durchbrochen. Das Festival wird von einem kreativen Miteinander sehr vieler Beteiligter in der Planung, Finanzierung und Durchführung getragen, seit 2004 kooperiert beispielsweise auch der WDR mit dem Kirchenmusikfestival.
Eins von vielen: Das „Projektmodul Olivier Messiaens“
Anlass zu dieser Würdigung beim 6. Ökumenischen Kirchenmusikfestival Köln ist der 100. Geburtstag dieses wohl bedeutendsten eigenständigen Komponisten des vergangenen Jahrhunderts. Dabei werden den Kompositionen des großen Mystikers und Experimentators Olivier Messiaen sozusagen kontrapunktisch Werke anderer Komponisten gegenübergestellt – programmatisch passend oder komplett gegensätzlich. Ausgeführt von einer „Elite“ der Organistenszene, die sich nicht zuletzt im Bereich der Musikhochschule und aufgrund der exzellenten Orgelneubauten und -restaurationen in Kölner Kirchen während der letzten zehn Jahre hier angesiedelt hat.
Gerade das Orgelwerk von Messiaen gehört zu den wegweisenden Meilensteinen der Musik des vergangenen Jahrhunderts und verbindet mittelalterliche Mystik mit komplexen indischen Rhythmen, streng organisierte Serialität mit der Freiheit natürlicher und/oder verfremdeter Vogelstimmen, tiefe Spiritualität mit synästhetischer Farb-Musik-Klangkompositionsweise. Alle Konzerte werden an- und zwischen-moderiert, um den Besuchenden Hör- und Verständnishilfen zu schaffen. Einen Überblick über alle sieben Konzerte des Messiaens-Zyklus‘ im Internet hier.
Das komplette Programm
des 6. Ökumenischen Kirchenmusikfestivaln Köln in all seiner Vielfalt ist im Internet hier zu finden
Foto(s): Kirchenmusikfestival