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Superintendentin Susanne Beuth leitete die Sommersynode 2023 des Kirchenkreises

Dringlichkeit schafft Bewegung auf dem Weg zur Zukunft – Nachrichten von der Kreissynode des Ev. Kirchenkreises Köln-Mitte

Um nichts weniger als die Zukunft der Kirche in Köln-Mitte ging es bei der sommerlichen Kreissynode 2023 unter der Leitung von Superintendentin Susanne Beuth im Haus der Evangelischen Kirche zu der sich 52 stimmberechtigte Synodale eingefunden hatten. Das Thema Kirchenentwicklung zog sich als roter Faden durch die Beratungen.

Pfarrer CHristoph Rollbühler

Pfarrer Christoph Rollbühler brachte es im Laufe des Abends in seinem Impuls so den Punkt: „Dringlichkeit schafft Bewegung. Wir müssen den Transformationsprozess jetzt in Gang setzen.“

Auch im Synodengottesdienst am Nachmittag stand ein Thema im Fokus, das gerade – nicht nur im Kölner Raum – viele Menschen bewegt. Um die Bewahrung der Schöpfung, der Vielfalt der Arten und unseres Lebensraumes ging es im Ökologischen Abendgebet „Mensch, Erde! – Vielfalt statt Einfalt“ in der Kartäuserkirche. Das Format des Ökologischen Abendgebets gibt es seit rund einem Jahr in der Antoniterkirche, es geht darin um Nachhaltigkeit, um Möglichkeiten des Wandels. Es bietet aber ebenfalls Raum für Sorgen und Ängste. So auch in der Kartäuserkirche, wo die Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes eingeladen waren, davon zu berichten, was sie schmerzt, wenn sie an den Verlust der Vielfalt der Arten denken.

Vikarin Judith Schaefer

Vikarin Judith Schaefer hielt den Gottesdienst gemeinsam mit dem Team des Ökologischen Abendgebets. In ihrer Predigt erinnerte sie daran, die Schönheit der Schöpfung als Beweis der Liebe Gottes zu den Menschen zu deuten. Sie richtete zudem den Blick darauf, wie sehr die Menschen Raubbau an dieser Schöpfung betreiben. Mit vier Impulsen ging das Abendgebet zu Ende: Sei selbst der Wandel, den du dir wünschst, initiiere den Wandel, orientiere dich bei deinen Einkäufen Bio und Regional und fang dort an, wo dein Herz dich hinzieht. Fazit des Gottesdienstes: Niemand muss alles allein schaffen – davon sprach auch die Kollekte in Höhe von mehr als 380 Euro zugunsten des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). Der BUND setzt sich für eine Landwirtschaft ohne Pestizide ein und wurde gerne durch die Gottesdienstbesucherinnen und –besucher unterstützt.

Nach der Begrüßung der Gäste durch Superintendentin Susanne Beuth, darunter Landeskirchenrat Dr. Volker Haarmann, Maren Kockskämper, Dezernentin für Strategische Innovation bei der Evangelischen Kirche im Rheinland, Christoph Spahn, Organisationsentwickler und Strategiebegleiter der Kölner Organisationsentwicklung Iniciato, sowie Stephan Neugebauer, kommissarischer Verwaltungsleiter des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, startete die Synode zunächst mit Verabschiedung und Willkommen.

Pfarrer Armin Beuscher aus Köln-Lindenthal, Pfarrer Dietmar Zissoldt, tätig am Europakolleg Hürth/Wesseling und Pfarrerin Ina Schubart, tätig am Berufskolleg Kartäuserwall, wurden verabschiedet. Pfarrerin Dr. Dorothea Ugi, im Probedienst in Nippes, Vikar Daniel Phan, im Vikariat in Nippes und Vikar Elias Mögling, eingesetzt in Niehl/Riehl, hieß die Superintendentin in ihren Diensten willkommen.

Pfarrerin Dr. Dorit Felsch stellte anschließend das Konzept für eine Kasualagentur/Segensbüro vor. Dabei geht es darum, sich neben den vielfältigen Angeboten der Gemeinden mit neuen Konzepten an Menschen zu wenden, die bisher Taufe, Trauung, Trauerfeiern der Evangelischen Kirche nicht in Anspruch nehmen, obwohl sie evangelisch sind, erläuterte sie. Dies soll ein Angebot für ganz Köln und Region werden, sodass die Entscheidung Aufgabe der Verbandsvertretung des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region am 17. Juni ist, bei der die Agentur endgültig auf den Weg gebracht werden kann.  Im Anschluss ermunterte Pfarrer Tim Lahr die Anwesenden, sich gerne am nächsten Christopher Street Day in Köln der Gruppe der Evangelischen Kirche in Köln-Mitte anzuschließen.

Assessorin Miriam Haseleu

Und dann ging es um ein Thema, das mit vielen Emotionen einhergeht und sowohl Hoffnung als auch Sorge beinhaltet. Ein Thema, das beunruhigt, aber auch Chancen bietet, zu Diskussionen anregt. Assessorin Miriam Haseleu erinnerte daran, dass aus der Herbstsynode der Wunsch kam, sich stärker mit der Mitgliederentwicklung zu befassen. Denn immer mehr Kirchenaustritte wie auch die demografische Entwicklung setzen alarmierende Signale, nicht nur in der Evangelischen Kirche in Köln, sondern bundesweit.

Maren Kockskämper machte in ihrem Vortrag insofern Mut, als sie betonte, die Evangelische Kirche im Rheinland ist jetzt schon divers aufgestellt: „Das ist sehr gut!“ Wichtig sei es, nun den richtigen Zeitpunkt für Veränderung wahrzunehmen, Kooperationen aufzubauen und

Maren Kockskämper

auch die für 2026 geplante Fusion der Kirchenkreise Köln-Nord, -Mitte und -Süd, die zur Gründung des Kirchenkreises Köln-Linksrheinisch führen wird, als Chance zu sehen. „Zukunft können wir nur gemeinsam gestalten. Es geht darum, uns zu fragen: Wie können wir bestehenden Strategien mehr Wirkung verleihen und sie aufeinander beziehen“, betonte sie. Kockskämper motivierte dazu, von anderen zu lernen.

„Machen sie sich gegenseitig hemmungslos nach! Wenn etwas gut funktioniert, lassen sie sich inspirieren und verändern sie es passgenau für ihre Gemeinden.“ Das große Tauffest am Rhein im vorigen Jahr sei ein gutes Beispiel eines großen nachahmenswerten Erfolges, denn: „Inzwischen gibt es viele solcher Tauffeste.“

Wie schwer es ist, liebgewonnene Aspekte der Kirche, die ja für viele Mitglieder auch ein Stück Heimat ist, loszulassen, wurde im Impuls der stellvertretenden Superintendentin Miriam Haseleu deutlich. „Die Auflösung des Vertrauten ist ebenso erschreckend, wie die Tatsache, von so vielen Menschen in Frage gestellt zu werden“, räumte sie ein. Im Abschied vom Bisherigen liege jedoch auch die Chance, dass etwas Neues entsteht und Transformation geschieht. Es gehe nicht darum, Altes zu verbessern, sondern etwas ganz Neues zu gestalten, neue Spielregeln und neue Denkmuster einzuüben, nicht mit der Vergangenheit, sondern mit der Zukunft als Bezugspunkt.

Diesen Gedanken griff Organisationsentwickler Christoph Spahn auf, als er die Synodalen bat, sich zu unterschiedlichen Themen in Diskussion zu begeben. Die Teilnehmenden hatten sich vorab schriftlich zu ihren Sorgen und Ideen für die Zukunft geäußert und gingen nun in den direkten, sehr lebhaften und engagierten Austausch. Dabei wurde klar, dass es eine große Vielfalt an Meinungen, aber auch an Gestaltungsideen und -möglichkeiten gibt. Gefragt wurde nach Spiritualität, nach neuen Räumen der Begegnung, nach Nöten und danach, wie man heute Menschen, unter anderem auf digitalen Wegen, erreicht. Eine Sorge: „Wie weit können wir uns als Kirche diesen neuen Wegen öffnen, ohne die vertraute Sicherheit zu verlieren, die wir den Mitgliedern schon so lange geben?“

Um hier weiterzudenken, stellte eine Gruppe den Antrag, den Kreissynodalvorstand zu bitten, eine Arbeitsgruppe einzusetzen. Diese soll sich vor der Fusion der Kirchenkreise mit Regionalisierungskonzepten beschäftigen, denn auch diese Fragen wurden geäußert: „Geht das Profil von Köln-Mitte in einer Fusion verloren? Oder sollte es nicht möglichst erhalten werden?“ Der Antrag wurde mehrheitlich angenommen.

Maren Kockskämpers Anregung, sich „gegenseitig hemmungslos Ideen zu klauen“ griff zum Ende der Synode Inga Osberghaus auf, als sie mit Pfarrer Thomas vom Scheidt über die Initiative „Mitte wird Grün“ berichtete. Vor zwei Jahren auf den Weg gebracht, hat das Netzwerk das Ziel, Ökologie und Nachhaltigkeit in den Kirchengemeinden zu verankern. So werde es im Sommer zum Beispiel in Nippes ein fleischfreies Gemeindefest geben, kündigte Osberghaus an und sagte: „Tauschen Sie sich gerne aus, um Köln-Mitte noch grüner zu machen.“

Die Aufhebung der Satzung des Synodalen Jugendausschusses, die durch die Zusammenlegung der Jugendreferate der vier Kirchenkreise mit dem Jugendpfarramt zum Jugendreferat Köln und Region, nicht mehr gebraucht wird, wurde fast einstimmig angenommen.

Der Evangelische Kirchenkreis Köln-Mitte setzt sich aus den sechs Gemeinden Köln, Niehl-Riehl, Nippes, Lindenthal, Klettenberg und Deutz/Poll zusammen. Geleitet wird der Kirchenkreis Köln-Mitte von Superintendentin Susanne Beuth gemeinsam mit dem Kreissynodalvorstand. Die nächste Synode im Kirchenkreis Köln-Mitte findet am Samstag, 18. November 2023, statt. Dann wird auch wieder über die Vergabe der Georg-Fritze-Gedächtnisgabe entschieden, die alle zwei Jahre an Menschen, bzw. Organisationen verliehen wird, die sich in Menschenrechtsfragen engagieren.

Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl / APK