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Dr. Ellen Ueberschäer, Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, hielt Stadtpredigt in der Antoniterkirche

Einen Bogen von einer lange zurückliegenden Zeit zur Gegenwart schlug Dr. Ellen Ueberschär, Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages in Fulda, bei ihrer Stadtpredigt in der Antoniterkirche.


Es ging um Gemeindegründungen. Da war zum einen die christliche Gemeinde der Thessalonicher, die in den Paulus-Briefen zum Thema wurde, und zum anderen die Gründung der Pfingstbewegung, laut Ueberschär die weltweit erfolgreichste Gemeindegründung des vergangenen Jahrhunderts. Und die evangelische Kirche dazu im Vergleich? Die Mitgliederzahlen sinken, die Mitarbeitenden sind überlastet und schimpfen auf die Kirchenleitung“, fuhr Ueberschär fort. Und was machen die? Verfassen Papiere, in denen die evangelische Kirche als Kirche der Freiheit definiert werde. Spiritualität etwa komme in diesen Schriften nicht vor.


Keine Trennung von Wort und Geist
Dann griff Ueberschär das aktuelle Leitthema der Stadtpredigt „Geist/Begeisterung“ auf und fragte: „Weht der Geist Gottes eigentlich noch in den ganz ,normalen‘ Kirchen und wohnt er auch noch dort? Ist die Kirche des Wortes vom Geist Gottes verlassen? Hat die Pfingstbewegung für sich den Geist reklamiert, und wir Kirchen im ,alten Europa‘ halten uns nur an das Wort?“ Ueberschärs Antwort auf die letzte Frage war unmissverständlich: „Nein!“ Und sie erinnerte an die Paulus-Briefe an die Thessalonicher, eine der ersten christlichen Gemeinden, im damaligen Mazedonien beheimatet. Dort finde man keine Trennung von Wort und Geist. Die Generalsekretärin berichtete, dass Paulus in dem Haus von Iason während eines Besuchs in der thessalonichischen Gemeinde untergekommen sei. Davon hätten die Bürger der Stadt gehört. Während Paulus sich vor der Verfolgung in einem Versteck verbarg, hätten die Bürger Iason vor die Tore der Stadt geschleift, um ihn zu foltern. Iason habe sich aber freikaufen können.


Die Liebe ist das zentrale Band
„Warum haben die Thessalonicher festgehalten an ihrem Glauben?“ fragte Ueberschär das Plenum in der halbvollen Antoniterkirche. „Sie haben Erfahrungen mit sich selbst gemacht, die über das Zuhören von spannenden Geschichten hinaus reichten. Es war der Heilige Geist, den sie mit einem Mal spürten“, gab Ueberschär die Antwort auf ihre eigene Frage unmittelbar. Und damit seien Wort und Geist für Iason und seine Freunde nicht mehr zu trennen gewesen. Den Geist Gottes erfahren zu können, heiße lieben zu können. Alles werde dem Geist Gottes zugetraut, aber auch alles werde ihm anvertraut. Und die christlichen Thessalonichier wüssten sich von ihm geliebt. Dessen seien sie sich ganz gewiss. Damit seien sie aber auch erwählt. Die Liebe sei das zentrale Band. Keine Familie, keine Ehe und keine Beziehung könne existieren ohne das „Ich liebe Dich“. Das sei einer der Hauptgründe zu leben. Wort und Geist seien eben nicht zu trennen, denn, so Ueberschär: „Wer nur die Worte hat, verliert den Geist. Und wer nur den Geist hat, verliert die Liebe.“ Spirituelle Erlebenisse gebe es viele, der eine lasse sich auch beim 50. Mal von „Amazing Grace“ berühren, der andere erlebe dies im Gebet. „Wichtig ist, dass diese Erlebnisse mit der jeweiligen Person zu tun haben“, so die Generalsekretärin. Diese Kraft mache die Menschen stark für die Liebe. Und der Ort, wo diese tiefe Erfahrung mit Gott zu erleben sei, könne jede Gemeinde sein: „Aber dieser Ort ist erst recht der Kirchentag.“


Jugendcamp zum Kirchentag im Rheinpark
Zum neuen Konzept der Stadtpredigten, das Citykirchenpfarrer Dr. Bertold Höcker verantwortet, gehört es, dass die „Prediger“ im Anschluss an den Gottesdienst ein soziales Projekt vorstellen, das ihnen besonders am Herzen liegt. Dr. Ellen Ueberschär präsentierte das Jugendcamp des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Köln. Vom 1. bis zum 10. Juni zelten Jugendliche im Alter von 16 bis 25 Jahren im Rheinpark in Nähe des Kölner Jugendprarks. Gerechnet wird mit mindestens 1000 Teilnehmenden. Für 159 Euro werden die Jugendlichen komplett verpflegt, erhalten eine Dauerkarte für den Kirchentag und bekommen ein unterhaltsames Programm vor dem Kirchentag geboten, der am 6. Juni beginnt.

Der Text der Predigt von Dr. Ueberschäer zum Nachlesen und Ausdrucken hier.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Rahmann