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Dokumentarischer Spielfilm über die „Barmer Theologische Erklärung“

„Wir erklären vor der Öffentlichkeit aller evangelischen Kirchen Deutschlands, daß die Gemeinsamkeit dieses Bekenntnisses und damit auch die Einheit der Deutschen Evangelischen Kirche aufs schwerste gefährdet ist. Sie ist bedroht durch die in dem ersten Jahr des Bestehens der Deutschen Evangelischen Kirche mehr und mehr sichtbar gewordene Lehr- und Handlungsweise der herrschenden Kirchenpartei der Deutschen Christen und des von ihr getragenen Kirchenregimentes. (…) Gemeinsam dürfen und müssen wir als Glieder lutherischer, reformierter und unierter Kirchen heute in dieser Sache reden. Gerade weil wir unseren verschiedenen Bekenntnissen treu sein und bleiben wollen, dürfen wir nicht schweigen, da wir glauben, dass uns in einer Zeit gemeinsamer Not und Anfechtung ein gemeinsames Wort in den Mund gelegt ist.“ So steht es in der Einführung der „Theologischen Erklärung zur gegenwärtigen Lage der Deutschen Evangelischen Kirche“ von 1934. Die „Barmer Theologische Erklärung“ gilt als Geburtsstunde der Bekennenden Kirche. Sie verfügt im Wesentlichen über sechs Thesen mit christologischem Ansatz.

„Du sollst nicht Angst haben“
Über Hintergründe und Auswirkungen der „Barmer Theologischen Erklärung“ informiert seit kurzem auch der dokumentarische Spielfilm „Du sollst nicht Angst haben – Barmen 1934“. Initiatorin und Produzentin ist Beate Haude, Schulreferentin im Evangelischen Kirchenkreis Wuppertal. Gerrit Nowatzki heißt der Regisseur des Films. Historisch und theologisch fundiert recherchiert, verknüpft er dokumentarisches Material mit szenischer Umsetzung. Als Protagonisten treten die drei 17-jährigen Wuppertaler Laiendarsteller Nelly, Julian und Tom auf. Sie begeben sich auf die Spurensuche nach „Ursachen und Folgen“ der „Barmer Theologischen Erklärung“ und erarbeiten deren Bedeutung für die heutige Zeit. Dabei wechseln sie zwischen den zwei Zeitebenen Gegenwart und 1934: Sie suchen historische Orte in ihrer Stadt auf, etwa die Gemarker Kirche und das ehemalige Pfarrhaus von Karl Immers, machen sich in Bibliotheken schlau, versuchen auf vielfältige Weise nachzuvollziehen, wie Menschen damals gedacht haben.

Wenig pädagogisches Material
„Es gibt zur ‚Barmer Theologischen Erklärung‘ nicht viel gutes pädagogisches Material. Nun können wir etwas anbieten“, freut sich Thomas vom Scheidt, Schulreferent im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region. Begrüßenswert sei dies gerade auch angesichts der Tatsache, dass das Thema zu den Schwerpunkten im Lehrplan „Evangelische Religionslehre“ für das Zentralabitur zähle. Zuletzt führte das Schulreferat zu dem Film eine religionspädagogische Fortbildung durch. Unter der Leitung von Thomas vom Scheidt beschäftigten sich 20 Teilnehmende, mehrheitlich in der Oberstufe unterrichtende Lehrerinnen und Lehrer, mit solchen Fragen: „Wie kann ich Schülerinnen und Schülern die Bedeutung der ‚Barmer Theologischen Erklärung‘ nahe bringen, wie lassen sich Bezüge zur heutigen Lebenswelt herstellen?“

Film zeigt auch Unstimmigkeiten
In der Fortbildung diskutierten die Teilnehmenden auch darüber, ob der Film für 16- bis 18-Jährige zu anspruchsvoll sein könnte. Einige betrachteten die vielen kompakten Informationen als eine große Herausforderung. Auch vom Scheidt spricht der Produktion eine „hohe Dichte“ zu. „Es ist ein sehr anspruchsvoller Film, weil er einen kritischen Blick auf die ‚Barmer Erklärung‘ wirft.“ Beispielsweise blicke er auf die Positionen verschiedener innerkirchlichen Gruppen und damit auf Unstimmigkeiten. Auch auf das, was in der Erklärung fehle. Schon früh wurde als „siebte These“ vermisst das „Bekenntnis zur Zusammengehörigkeit von Christen und Juden“: So wird in der Erklärung mit keinem Wort auf das Schicksal der Juden im Nationalsozialismus eingegangen. Der Film transportiere nicht urteilsloses Lob, sondern beleuchtet das komplexe Thema sehr detailliert, so der Schulreferent.

So etwas wie ein Forschungsauftrag
„Er bereitet durchaus Mühe“, bestätigt vom Scheidt. Lehrer wie Schüler müssten eine „fundierte, kritische Auseinandersetzung mit diesem wichtigen Dokument“ leisten. Zugleich verlange er nach einer eigenen tiefen Beschäftigung mit dem Thema. Was macht ihn so besonders? „Es gelingt dem Film sehr gut, die Schüler mit hinein zu nehmen und zu ziehen“, urteilt vom Scheidt. Er bilde so etwas wie einen Forschungsauftrag. „Man wird an die Hand genommen und muss sich trotzdem selbst damit auseinandersetzen.“

„Er hat mehr Zuschauer verdient“
Die DVD des Films kann in der Mediothek des Schulreferates und Pfarramtes für Berufskollegs des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region ausgeliehen werden. Zudem ist dort ein Ordner mit begleitenden Materialien verfügbar. Konzipiert von der Arbeitsgemeinschaft Zentralabitur des Evangelischern Schulreferates Wuppertal und unter Mitwirkung und Leitung Beate Haudes enthält dieser grundlegende und weiterführende Erläuterungen, Texte und Abbildungen. Das Angebot zur Ausleihe richtet sich laut vom Scheidt nicht allein an Lehrerinnen und Lehrer. Alle Interessierten dürften sich angesprochen fühlen. Also auch Pfarrerinnen und Pfarrer und Leitende von Gemeindegruppen. Auch wenn der Film sich in erster Linie an Jugendliche in der Sekundarstufe II wende, sollte er nicht auf diese Altersgruppe beschränkt bleiben. „Das wäre schade“, meinte vom Scheidt. „Er hat mehr Zuschauer verdient“, hält es der Schulreferent für sehr gut vorstellbar, den Film in der Erwachsenenbildung einzusetzen, in Gemeindeveranstaltungen mit jungen oder auch älteren Erwachsenen aufzuführen. Ebenso in Presbyterrunden. Denn auch Presbyterinnen und Presbyter würden laut Kirchenordnung mit Hinweis auf die „Barmer Theologische Erklärung“ eingeführt.

Viele Angebote in der Mediothek
Die Mediothek des Schulreferates und Pfarramtes für Berufskollegs des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region befindet sich im Haus der Evangelischen Kirche, Kartäusergasse 9-11, 50678 Köln. Kontakt über das Sekretariat, Helga Schwiedel, 0221/33 82-278 oder über die E-Mail Schulreferat@kirche-koeln.de. Dort können Lehrerinnen und Lehrer, Pfarrerinnen und Pfarrer für den Unterricht und für Gemeindeveranstaltungen außerdem Materialkoffer zu bestimmten Themenfeldern entleihen: Im Angebot sind derzeit Koffer zu den Themen „Was ist evangelisch?“, „Judentum“, „Islam“, „Bibel“, „Fußball“, „Kinderrechte“ und „Trennung, Trauer, Tod“.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich