Julian Gerst ist 27 Jahre alt, Kirchenmusiker der Christus- und Thomaskirche in der Kölner Innenstadt und Teilnehmer der 18. Staffel des RTL-Casting-Formats „Deutschland sucht den Superstar“. Anfang Januar wählte ihn Dieter Bohlen, Maite Kelly und Mike Singer in die nächste Runde der populären Show. In einem Interview mit Claudia Keller berichtet er über seinen Auftritt, seine Zukunftswünsche und seine Liebe zur Popmusik.
Keller: Herzlichen Glückwunsch! Du bist in der aktuellen Staffel unser Mann bei „Deutschland sucht den Superstar“ und hast es Anfang Januar in die nächste Runde geschafft. Passen Kirche und Casting zusammen? Allein Kirchen- und Popmusik sind schon unterschiedliche Welten…?
Gerst: Mit Popsongs aufzutreten ist für mich nicht „etwas ganz anderes“ als Kirchenmusiker zu sein. Pop und Klassik kombiniere ich oft, bei der Begleitung von Gottesdiensten ist das genauso gut machbar wie bei der Leitung eines Chores. Im Bezirk Thomas-Christuskirche bin ich seit Anfang 2020 und hatte schon oft Gelegenheit, mit verschiedenen Stilrichtungen zu experimentieren und auszuprobieren, was für die unterschiedlichen Altersgruppen in der Gemeinde funktioniert. „Poppig“ kommt wunderbar an bei den Leuten! Ich sehe das eher als eine wertvolle Ergänzung in meinem Job. Nicht als Gegensatz.
Keller: Die Teilnahme an einer Castingshow wie DSDS ist trotzdem etwas Besonderes. Vor allem für dich als Kirchenmusiker, nicht nur, weil dieses Mal auf einem Rheinschiff gesungen wurde. Wie ist der Wunsch dazu entstanden?
Gerst: Vor sechs Jahren war ich schon einmal gemeinsam mit einer Freundin unter den Kandidaten bei DSDS. Wir sind abgelehnt worden. Vor einem Millionenpublikum so schlecht bewertet zu werden, hat mich als Musiker tatsächlich sehr belastet. Darum habe ich mich entschlossen, es noch einmal zu versuchen – anders und besser.
Keller: Für deinen Auftritt vor der Jury hast du dir Achtziger-Jahre-Songs ausgesucht, unter anderem „You’re My Heart, You’re My Soul“, den Dieter Bohlen selbst geschrieben hat. Dabei ist er als Jury-Mitglied für seine harten Urteile über die oft nervösen Kandidaten berüchtigt. Wieso hast du dich gerade für diese Stücke entschieden?
Gerst: Ich liebe diese Songs, Modern Talking und die Achtziger! Als Kind habe ich sie bei meinem Vater im Auto gehört und fand die Musik damals schon toll. Beim 80er-Jahre-Gottesdienste in der Christuskirche vergangenen Sommer habe ich dann verschiedene Lieder gespielt und gesungen, die durch die Akustik des Kirchraums wunderschön ergreifend klangen. Alle konnten direkt mitsingen… und ich habe einfach meine Liebe zu dieser Musik entdeckt! Außerdem finde, dass meine Stimme gut in diese Zeit passt.
Keller: Deine Gemeinde und Kollegen sehen das genauso. Die beiden Pfarrer Christoph Rollbühler und Tim Lahr sagen, dass sie begeistert sind von deiner Leidenschaft und dass du den Pop in die Kirche gebracht hast! Hast du schon darüber nachgedacht, ob sich aus der Show mehr ergeben könnte für dich?
Gerst: Vielleicht werde ich ja in weitere Formate eingeladen, wer weiß. Tatsächlich würde ich gerne mal bei einer Dating Show für Homosexuelle mitmachen. Und ich wünsche mir für die Zeit nach Corona mehr Auftritte auch außerhalb der Kirche. Auf dem Christopher Street Day zu spielen wäre ein Traum!
Keller: Jetzt bist du noch mittendrin im Auswahlverfahren und es schaut gut aus: Du bist als „echte Überraschung“ weitergewählt worden. Natürlich drücken wir dir die Daumen, dass du beim Finale im März dabei sein wirst! Falls es nicht ganz bis zum Ende reicht – ist das Kapital DSDS dann für dich abgeschlossen?
Gerst: Das weiß ich noch nicht. Sollte ich in den nächsten Runden nicht weiterkommen, kann ich mir auch vorstellen, mit 30 noch einmal als „Oldie“ zu gehen. Ein allerletztes Mal, nach dem Motto „Jetzt will ich’s wirklich wissen“. Bewerbungen sind nur bis zur Altersgrenze von 30 Jahren möglich. Aber das ist Zukunftsmusik! Erst einmal schauen, wie es im Februar weitergeht.
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Text: Claudia Keller
Foto(s): TVNOW/Stefan Gregorowius
Foto(s): TVNOW/Stefan Gregorowius