„Wir treffen uns heute zur vorletzten Synode des Kirchenkreises Köln-Süd“, sagte Synodalassessor Michael Miehe zu Beginn des Gottesdienstes als Auftakt der Synode in der Erzengel-Michael-Kirche in Michaelshoven. Pfarrer Miehe spielte an auf die geplante Fusion mit den Kirchenkreisen Köln-Nord und -Mitte, die zu Beginn des nächsten Jahres ansteht. Es gibt weitere Veränderungen. Auch die Gemeinden Rodenkirchen, Rondorf und Sürth-Weiß schließen sich zusammen. Die zukünftigen Pfarrer Simon Manderla und Gregor Wiebe sind gewählt. Sie feierten den Auftaktgottesdienst gemeinsam mit Herrn Miehe.
Zu den Beratungen im Berufsbildungswerk waren als Gäste Susanne Beuth, Superintendentin des Kirchenkreises Köln-Mitte, und Markus Zimmermann, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Nord, gekommen. Herr Zimmermann berichtete in einem Grußwort von der sehr guten Arbeitsatmosphäre in der Steuerungsgruppe, die die Kirchenkreisfusion vorbereitet. „Wir arbeiten ein Detail nach dem anderen ab. Geld ist wichtig, im Finanzausschuss läuft es gut. Der Haushalt für den neuen Kirchenkreis wird vorbereitet. Wir besuchen uns gegenseitig auf den Synoden und in den Pfarrkonventen. Wir bereichern uns durch die Profile, die die jeweils anderen Kirchenkreise einbringen. Ich nehme das in einer kleiner werdenden Kirche als ein Hoffnungszeichen. In unserem neuen Kirchenkreis wird der Geist wehen. Und zwar kräftig.“ Superintendentin Beuth erinnerte an die Synode des Kirchenkreises Köln-Mitte am Vorabend. Man habe zurückgeblickt auf die Geschichte des Kirchenkreises und in Kleingruppen „die Schätze gesammelt, die wir mitnehmen“. Sie überreichte Bernhard Seiger, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Süd, einen Karton mit Zetteln, auf denen die „Schätze“ notiert waren.
Personell gut ausgestattete Verwaltung
Herr Seiger warf anschließend einen Blick auf das Organisatorische. Es wird ab Oktober einen Bevollmächtigtenausschuss geben, in den jeder der drei Kirchenkreise jeweils fünf Laien und vier Theologen und Theologinnen entsendet. Markus Zimmermann wird Ausschussvorsitzender, Bernhard Seiger und Miriam Haseleu, Assessorin des Kirchenkreises Köln-Mitte, fungieren als gleichberechtigte Stellvertreter. „Die Suptur zieht zum 1.1.2026 um in die Kartause, die übrige Gemeindeverwaltung aus Köln-Nord und Süd-Mitte folgt im Dezember 2026 in das dann fertiggestellte Campusgelände. Bis dahin werden wir ein Jahr lang an drei Standorten arbeiten, aber das ist absehbar und digital kein Problem, solange man sich in den Fachabteilungen genug live trifft“, erklärte Seiger und fuhr fort: „Es geht natürlich auch um Geld. Die neue Kirchenkreisverwaltung wird zusammen weniger kosten als die beiden Verwaltungen alleine. Wir werden eine personell gut ausgestattete Verwaltung haben, in der Vertretungen in den Abteilungen vorgesehen sind und funktionieren. Für die inhaltliche Arbeit des Kirchenkreises Linksrheinisch gilt der Grundsatz: Wir wollen unsere bisherigen Schätze weiterführen und stärken und auch finanzieren. Dabei verändern sich alle natürlich auch. Und das ist gut.“ Der Superintendent ist optimistisch: „Ich glaube ans Gelingen und ans Machen! Ja, es kommt darauf an, zuversichtlich zu sein, gerade in schwerem Wasser und in undurchsichtigen Zeiten. Und das gilt jetzt konkret für die Fusion unseres neuen Kirchenkreises. Ich freue mich auf die gemeinsamen Wege!“ Ende Februar trifft sich erstmals die Synode des neuen Kirchenkreises zu einer Sitzung in Bergheim.
Elias Rinsche ist als Vertreter der jungen Generation berufenes Mitglied der Kreissynode. Er bekam Raum eingeräumt für ein Statement der jungen Generation, wie es seit ein paar Synoden in Köln-Süd üblich ist. Er kritisierte, dass die Jugend zu lange in der Kirche nicht gehört worden sei. „Wir werden ignoriert. Wir demonstrieren für Klimaschutz, gegen Rechtsextremismus, für die Rechte von queeren Personen. Was uns fehlt, ist nicht die Vision. Uns fehlt die Möglichkeit, uns einzubringen.“ Es brauche eine Kirche, die junge Menschen ernst nehme. „Nicht als Zielgruppe für irgendein Projekt, sondern als Teil der Kirche. „Wir wollen Entscheidungen mit treffen und nicht nur Jugendgottesdienste feiern.“ Rinsche rief die Synodalen auf, in ihren Gemeinden dafür zu werben, in zwei Jahren mit vielen Jugendlichen zum Kirchentag nach Düsseldorf zu fahren. Das stieß auf große Zustimmung.
Klimaschutz, Gebäudebedarfsplanung, Gebäudestrukturanalyse, strategische Ausrichtung
Hauptthema der Synode war „Klimaschutz, Gebäudebedarfsplanung, Gebäudestrukturanalyse, strategische Ausrichtung“. Synodalassessor Miehe führte ins Thema ein. Die Landessynode hatte 2022 beschlossen, dass die Kirchengemeinden bis zum 31. Dezember 2027 entscheiden müssen, welche Gebäude langfristig für die Gemeindearbeit benötigt werden. Gebäude, die weiter genutzt werden sollen, müssen bis 2035 treibhausgasneutral ertüchtigt werden. „Alle Gebäude müssen mit erneuerbarer elektrischer Energie versorgt werden“, warf Miehe einen Blick in die Zukunft. Und das vor dem Hintergrund, dass den Gemeinden in den nächsten Jahren immer weniger Geld zur Verfügung stehen wird. Die Zuweisungen an die Gemeinden werden seitens des Kirchenverbands wegen der erheblichen Umlageerhöhungen an die Landeskirche voraussichtlich jährlich um 1,5 Prozent gekürzt werden. „Damit strecken wir die Zeit, in der wir noch Rücklagen haben, von 2030 auf 2040.“ Es gehe darum, den Gebäudestand zu erfassen, energetisch zu beurteilen und Entscheidungen zu treffen anhand der Faktenlage. „Wir haben im Kirchenkreis viele relativ kleine Gemeinden mit überschaubarem Gebäudebestand.“ Fragen seien zu beantworten: Wann wurde das Gebäude gebaut, wieviel Nutzfläche steht zur Verfügung? Von wann sind die Fenster? Wie hoch ist der Investitionsbedarf für die energetische Ertüchtigung? Miehe verwies auf eine Excel-Tabelle aus dem Kirchenkreis Köln-Nord, die genutzt werden könne.
„Viele Daten liegen in der Verwaltung vor“, sagte der Assessor. „Der Knackpunkt ist die Bedarfsanalyse. Es geht nicht um die Frage, wie erhalten wir auf Teufel komm raus jedes Gebäude? Sondern: Wie wird das Gebäude derzeit genutzt? Bitte operieren Sie da nicht mit Fantasiezahlen. Schätzen Sie den künftigen Bedarf realistisch ein. Ist eine Vermietung oder Nutzungsüberlassung möglich? Die Energieverbräuche kennen wir längst. Welche Gebäude können wir treibhausgasneutral umbauen? Welche Kosten sind zu erwarten? Externe Beratung ist wahrscheinlich notwendig.“ Das Moschinski-Finanztool gelte es zu nutzen, auch wenn es Schwächen habe. Miehe weiß, dass auch Emotionen im Spiel sind: „Wir gehen durch unsere Gebäude mit dem Blick der Liebe. Wir müssen aber die rosarote Brille absetzen und einen nüchternen Blick auf die Gebäude werfen. Transparenz heißt das Gebot der Stunde in den Presbyterien. Wir schaffen das. Es gibt Beispiele. Wir können nicht unbeweglich bleiben, weil wir die Steine erhalten wollen und dabei die Menschen verlieren.“
Der Presbyter Hartwig Steege aus Sindorf berichtete, wie man ganz konkret mit der Apostel-Paulus-Kirche in Heppendorf umgegangen sei. Dort habe man zum Schluss durchschnittlich vier Gottesdienstbesuchenden pro Sonntag gezählt. Der Anstoß zu einer Analyse sei durch den Kreissynodalvorstand erfolgt. Die Analyse habe man gemeinde- und gebäudebezogen durchgeführt. Man habe sich zum Beispiel die Gemeindegrenzen angeschaut, die Entwicklung der Mitgliederzahlen und die Altersstruktur. Unmittelbar neben der Apostel-Paulus-Kirche hat die Kontrast-Jugendhilfe eine Dependance. An die Sozialeinrichtung habe man bisher schon Räume vermietet, und diese sei auch bereit, das aufgegebene Kirchengebäude zu nutzen.
Arbeitsgruppe im Kirchenkreis Köln-Nord, die sich mit der Gebäudeanalyse beschäftigt hat
Jörg Krautmacher, Presbyter aus Ehrenfeld, und Ronja Voldrich, Pfarrerin aus Bergheim, berichteten von ihren Erfahrungen in einer Arbeitsgruppe im Kirchenkreis Köln-Nord, die sich mit der Gebäudeanalyse beschäftigt hat. Vor fünf Jahren haben Gemeinden im Kirchenkreis damit begonnen zu fusionieren. „Das hatte damals finanzielle Gründe“, erklärte Krautmacher. Dann habe man die sich abzeichnenden Fusionsräumen in der Arbeitsgruppe betrachtet. „Wir haben einen Ballungsraum im Osten und im Westen Gemeinden, die sehr weit auseinanderliegen.“ Die Arbeitsgruppe habe eine große Karte des Kirchenkreises entworfen und darauf alle Gebäude mit Legosteinen gesetzt. Dann habe man die Gemeinden gebeten zu erklären, welche Gebäude erhalten bleiben sollen, welche auf der Kippe stehen und welche abgegeben werden sollen „Die Stärke der Arbeitsgruppe war, Menschen aus den Gemeinden zusammenzubringen“, erinnerte sich Ronja Voldrich. „Vertrauensbildend“, so Krautmacher, „hat gewirkt, dass alle Gemeinden über das Moschinski-Tool Einblicke in die Gebäudedaten der anderen Gemeinden hatten.“ Voldrich öffnete ein Zeitfenster: „Wir würden gern mit vielen gemachten Hausaufgaben in den neuen Kirchenkreis gehen. Viele Gemeinden sind fast fertig.“ Die Synode Köln-Süd einigte sich darauf, den Prozess der Gebäudeanalyse und der Gebäudebedarfsplanung so zeitnah wie möglich abzuschließen.
Die Synode stellte den Jahresabschluss 2024 fest mit einer Bilanzsumme in Höhe von 2.377.809 Euro und einem positiven Bilanzergebnis in der Ergebnisrechnung in Höhe von 153.598 Euro. Der Überschuss in gleicher Höhe wird verwendet wie folgt: 30.000 Euro gehen an Projekte außerhalb des Kirchenkreises, 100.000 Euro werden an die Gemeinde ausgeschüttet und 23.598 Euro werden verwendet als Ergebnisvortrag.
Der Evangelische Kirchenkreis Köln-Süd
Der Evangelische Kirchenkreis Köln-Süd umfasst insgesamt 16 Gemeinden. Dazu gehören: Brüggen/Erft, Brühl, Frechen, Horrem, Hürth, Kerpen, Köln-Bayenthal, Köln-Raderthal, Köln-Rodenkirchen, Köln-Zollstock, Lechenich, Liblar, Rondorf, Sindorf, Sürth-Weiß und Wesseling.
Foto(s): Stefan Rahmann/Frauke Komander