Eigentlich sind die „Wise Guys“ ja schon ziemlich schlaue Jungs. Aber man kann ja immer noch klüger werden. Beispielsweise bei einem Besuch in der Jugendwerkstatt Klettenberg. Dort informierten sich die a-capella-Sänger Clemens Tewinkel, Daniel Dickopf, Edzard Hüneke, Marc Sahr und Ferenc Huska über die Arbeit mit Jugendlichen, die auf dem regulären Arbeitsmarkt benachteiligt sind. Grund für den Besuch war eine Spende der Wise Guys in Höhe von 16.000 Euro, die der Jugendwerkstatt bereits im vergangenen Jahr überwiesen worden war. Wie das Geld verwendet wurde und was die Jugendwerkstatt Klettenberg seit 25 Jahren Jugendlichen anbietet, lesen Sie hier.
Wise Guys: Spende von 16.000 Euro
„Alle zwei Jahre geben wir in der Mülheimer Stadthalle ein Konzert mit dem Titel ,Totalnacht‘. Da singen wir traditionell 70 Lieder. Die Einnahmen stellen wir sozialen Projekten zur Verfügung. Jetzt wollen wir mal nachschauen, was mit dem Geld in der Jugendwerkstatt passiert ist“, erklärte Dickopf, der mit Tewinkel, Hüneke und Sahr „quasi um die Ecke“ im Hildegard-von-Bingen-Gymnasium zur Schule gegangen ist.
Jugendwerkstatt: Betreuung für 400 Jugendliche
Sandra Vohl, Diplom-Sozialarbeiterin und Leiterin der Jugendwerkeinrichtung, gab umfassend Auskunft. 400 Jugendliche werden im Moment von 28 hauptamtlichen Mitarbeitenden und 15 Honorarkräften betreut. Die größte Gruppe sind 350 junge Männer und Frauen, die die so genannten „ausbildungsbegleitenden Hilfen“ in Anspruch nehmen. Diese Jugendlichen haben zwar eine Lehrstelle in gewerblich-technischen Berufen, laufen jedoch Gefahr, ihre Prüfungen nicht zu bestehen. „Dann erhalten sie bei Ihnen sozusagen Nachhilfeunterricht?“ fragte Tewinkel. „Ja“, antwortete Vohl und ergänzte: „Dabei geht es meistens um Mathematik. Wir fördern die Jugendlichen, die meist nachmittags und abends zu uns in unsere neuen Räume am Gottesweg in Zollstock kommen. Die Erfolgsquote ist hoch. Fast 100 Prozent der Jugendlichen schaffen die Prüfung.“
Für Jungs ohne oder mit sehr schlechtem Schulabschluss
Noch intensiver ist die Arbeit mit den 16 Jugendlichen, die täglich in die Jugendwerkeinrichtung in das ehemalige Jugendzentrum an der Rhöndorfer Straße kommen. Sie kommen dort in der Autowerkstatt und der Lackiererei erstmals mit dem Berufsleben in Kontakt. „Das sind Jungs ohne oder mit einem sehr schlechten Schulabschluss. Über das Medium Kfz machen wir ihnen wieder Lust aufs Lernen. Wir versuchen entweder, sie in eine reguläre Ausbildung zu vermitteln, oder sie raffen sich noch mal auf und holen ihren Schulabschluss nach“, berichtete Sandra Vohl.
Werkstatt in Nippes muss geschlossen werden
Schlecht sieht es aus für den dritten Standort der Jugendwerkstatt Klettenberg auf dem ehemaligen Clouth-Gelände in Nippes. „Die Werkstatt wird Ende des Jahres geschlossen“, erklärte Dr. Utz Ingo Küpper, Vorsitzender des Fördervereins und damit seit zwei Wochen Nachfolger des Klettenberger Pfarrers Ivo Masanek. Grund für die Schließung sei, dass die Bundesagentur für Arbeit die Zuschüsse für die „Berufsvorbereitenden Maßnahmen“ an die Jugendwerkstatt gestrichen habe. 54 Plätze in Nippes fallen damit weg.
Vor 25 Jahren von evangelischer Gemeinde gegründet
Die zum Teil hochwertige Ausrüstung der Werkstatt soll an eine ähnliche Einrichtung in Aachen für ein Jahr verliehen werden. Danach, hofft Küpper, geht es in Köln weiter. Schließlich blicke man auf eine lange Tradition zurück: Vor 25 Jahren startete die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Klettenberg auf Initiative des Finanzkirchmeisters der Gemeinde, Uwe Keßler, sowie dem Pfarrer und späteren Superintendenten Eckart Schubert dieses Projekt, das sie in der Bauphase betreuten, später waren die Pfarrer Eberhard Viertel und Uwe Seidel dafür zuständig. Vor zehn Jahren wuchs der Gemeinde die Arbeit über den Kopf, ein Trägerverein wurde gegründet. Und der ringt nun nach Kräften mit den zuschussgebenden Instanzen um das immer knapper werdende Geld.
Foto(s): ran