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„Die Welt in die Musik der Kirche integrieren“: Die Kirchenmusikerin Barbara Bannasch wechselt von der evangelischen Gemeinde Hürth nach Köln-Zollstock

Nach zwölf Jahren hat sich Barbara Bannasch von der Evangelischen Johannes-Kirchengemeinde Hürth-Gleuel verabschiedet. Am 1. Juli begann sie ihre neue Tätigkeit als Kirchenmusikerin in der Melanchthonkirche der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Zollstock. Mit einem „lachenden und einem weinenden Auge“, wie sie sagt, verlässt sie ihre alte Wirkungsstätte. Im musikalischen Bereich hat sie dort viel bewegt und aufgebaut, ihre neue Aufgabe reizt sie aber sehr. „Auf Zollstock und die schöne Orgel dort habe ich schon länger ein Auge geworfen“, erzählt die 46-Jährige.

Gefesselt von Orgelmusik
Musik spielte schon immer die Hauptrolle in ihrem Leben. Mit fünf Jahren begann sie Blockflöte zu spielen, mit neun Jahren schon schrieb sie eigene Musikstücke intuitiv auf. „Musiktheorie kannte ich damals noch nicht“, schmunzelt die Musikerin. Mit elf Jahren dann verfolgte sie auf der Empore einer Kirche ihr erstes Orgelkonzert. „Ich war sofort gefesselt!“ Zunächst lernte sie aber Gitarre und Klavier, bevor sie mit 18 Jahren anfing, auf der Orgel zu spielen. 1982, kurz vor dem Abitur, legte sie die C-Prüfung für Kirchenmusik ab. „Ich habe mehr Orgel gespielt als Mathe gebüffelt“, erinnert sie sich. Eine Ausbildung zur B- oder sogar A-Musikerin hätte sie gereizt, „es hat aber nicht geklappt. Damals gab es viele Bewerberinnen und Bewerber für wenige Studienplätze.“ Im Nachhinein ist sie darüber nicht traurig. „Ich bin froh, dass ich nicht hundertprozentig an die Kirche gebunden bin. So habe ich meine Freiräume, was mir sehr wichtig ist.“

Eigene Kompositionen schon in der Kindheit
Dass sie aber Kirchenmusikerin werden wollte, stand für sie schon sehr früh fest. „Ich hatte einen hervorragenden Konfirmandenunterricht, da bin ich der Kirche sehr nahe gekommen. Und Orgel- und Chormusik in der Kirche haben mich ebenfalls sehr beeindruckt.“ Durch eigene Kompositionen, die sie seit ihrer Kindheit erarbeitet hat, hat sie sich die Freiräume geschaffen, die ihre weitere Arbeit immer wieder befruchtet haben. „Mein Ziel war und ist es, die Welt in die Musik der Kirche zu integrieren“, betont sie.

Musik mit Kindern und Bandprojekte
Ihre erste Station als Kirchenmusikerin war in Erftstadt-Lechenich, wo sie von 1984 bis 1996 arbeitete. Dann kam Bannasch nach Hürth-Gleuel. Der dortige Kirchenchor besteht seit 1953, Mitte der Neunziger Jahre waren aber nur noch fünf Sängerinnen und Sänger aktiv. Mit Elan und Engagement brachte die Musikerin den Chor wieder ans Laufen und konzentrierte sich zudem auf die musikalische Arbeit mit Kindern. Unter ihrer Leitung entstanden ein Kinderchor, ein Flötenkreis und eine Gitarrengruppe. Aus diesen Gruppen heraus entwickelten sich auch die Bandprojekte, die Bannasch ebenfalls anbot. Kinder, Jugendliche und Erwachsene übten das Zusammenspiel in der Gruppe, und mit „GodsWill“ hat sich in der Gemeinde eine Band etabliert, die auch über Hürth-Gleuel hinaus bekannt ist. „Die Gruppe hat 2003 beim Stadtjubiläum von Hürth, aber auch schon im Kölner MTC gespielt“, erzählt Bannasch nicht ohne Stolz. Die heutigen Bandmitglieder haben teilweise bei ihr im Kinderchor angefangen. Ein „gelungenes Experiment“, meint Bannasch rückblickend.

Freie Hand bei der kirchenmusikalischen Arbeit
Immer wieder hat sie die kirchenmusikalische Arbeit in der Gemeinde auch durch eigene Kompositionen bereichert. Kinderkantaten, ein Kindermusical zum 40-jährigen Bestehen der Martin-Luther-Kirche oder die Liederreihe „Cantical – Unsere Welt“ gehörten zu den Projekten, die Bannasch verwirklicht hat. Dabei hatte sie immer freie Hand“, betont sie, auch wenn, etwa bei der 2001 uraufgeführten „Schöpfungsdiaphonie“, einige Chormitglieder „die Musik als ein bisschen struppig empfanden“, schmunzelt Bannasch.

Pläne für die neue Aufgabe
In Zollstock, ihrer neuen Wirkungsstätte, hat sie eine Stelle mit 11,5 Stunden pro Woche und will dort musikalisch von der Orgel ausgehen. „Orgelmusik, vielleicht auch kombiniert mit ungewöhnlichen Dingen“, sagt sie, etwa Licht, elektronische Musik oder Action-Painting. Drei Chöre gibt es bereits in der Gemeinde, einen Kammerchor, einen Gospelchor und einen Singkreis. Einen davon wird sie wohl übernehmen, aber zunächst will sie sich alles in Ruhe anschauen und anhören. Musikalische Angebote für Kinder gibt es aber noch nicht in Zollstock, da möchte sie schon gerne einiges bewegen, Projekte entwickeln und „die Kreativität anderer Menschen herauslocken“.

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