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Die Doppelspitze im Evangelischen Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch: Superintendent Torsten Krall mit Superintendentin Kerstin Herrenbrück

Die Wahl zur Doppelspitze – Ein historischer Schritt für den Kirchenkreis. Nachrichten von der Kreissynode des Ev. Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch

Die Synode des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch hat mit großer Mehrheit Torsten Krall und Kerstin Herrenbrück zur Doppelspitze in ihre neuen Ämter gewählt. In dieser Form ist er der erste Kirchenkreis in der Evangelischen Kirche in Deutschland mit zwei Superintendent:innen im Amt. Möglich wurde dies durch das sogenannte Erprobungsgesetz, das von der Kirchenleitung genehmigt wurde.

Torsten Krall, geboren 1970, wuchs in einem kleinen Dorf nahe Mönchengladbach auf. Er studierte Theologie in Heidelberg, Berlin und Bonn. Seit 2004 ist er Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Dünnwald. 2020 wurde er zum Synodalassessor gewählt und 2022 zum Superintendenten des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch ernannt. 

Kerstin Herrenbrück ist Pfarrerin in Köln-Höhenhaus, seit über 24 Jahren in der kirchlichen Arbeit tätig und seit 2022 Synodalassessorin des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch. Seit diesem Zeitpunkt haben sie und Krall die Doppelspitze „ein bisschen erprobt, ein wenig erfahren“ und traten motiviert „für eine richtige, echte Doppelspitze“ an.

Mit einer überwältigenden Mehrheit von knapp 90 % wählten die Synodalen das Duo zu ihrer Doppelspitze in der Leitung des Kirchenkreises. Der Kirchenkreis setzt mit dieser Wahl ein deutliches Zeichen für neue Wege in der kirchlichen Leitung. 

Ein neues Kapitel durch das Erprobungsgesetz

Das Erprobungsgesetz, welches die Wahl dieser Doppelspitze möglich machte, wurde von der Kirchenleitung entwickelt, um Pilotprojekte und neue Leitungsmodelle in der kirchlichen Struktur zu ermöglichen. In diesem Rahmen darf der Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch als erster innerhalb der Rheinischen Landeskirche ein Modell mit zwei gleichberechtigten Superintendent:innen erproben. „Die Doppelspitze ist offiziell eine Erprobung“, erklärt Krall. „In acht Jahren stehen nicht nur die Personen, sondern auch das ganze Modell zur Wiederwahl.“ Eine Besonderheit dabei ist, dass das Amt des Assessors bzw. der Assessorin entfällt, da beide Superintendent:innen als stimmberechtigte Mitglieder sowohl im Kreissynodalvorstand als auch in der Kreissynode vertreten sind. Einzig die Vertretung bei der Landessynode erfolgt durch nur eine Person aus der Doppelspitze.

Wahlen weiterer Ämter und Berufungen

Sebastian Baer-Henney

Die Synode wählte Pfarrerin Kerstin Herrenbrück und Pfarrer Torsten Krall als Doppelspitze in das Amt der Superintendentin und des Superintendenten. Pfarrer Sebastian Baer-Henney aus der Ev. Kirchengemeinde Mülheim am Rhein wurde in seinem Amt als Skriba bestätigt. 

Als neue stimmberechtigte Synodalälteste wurden Katja Gärtner, Christa Hastedt und Hartmut Melenk für die Amtszeit bis 2032 gewählt. Dr. Thomas Dräger wurde zum Synodalältesten für die Amtszeit bis 2028 gewählt. Die stellvertretenden Synodalältesten für die Amtszeit bis 2032 sind Andrea Grafenschäfer, Anette Ludolphy und Jörg Schröder.

Kreativer Auftakt mit einem Gottesdienst in der Kartäuserkirche

Der Abendmahlsgottesdienst in Kartäuserkirche  vor der Synode.

Die Synode wurde mit einem Gottesdienst in der Kartäuserkirche eröffnet, der von Pfarrer Heiko Kruse (Evangelische Kirchengemeinde Mülheim am Rhein), Vikarin Rebekka Rüger (Köln-Höhenhaus) und Vikar Joscha Halm (Köln-Dellbrück/Holweide) gestaltet wurde. Der Abendmahls-Gottesdienst, der eine ruhige und besinnliche Atmosphäre schuf, stellte das Thema Frieden in den Mittelpunkt.

Im Gottesdienst wurde auch der plötzliche Tod des Finanzleiters Marvin Kohlert gewürdigt, der die Synodalen mit großer Trauer und Bestürzung zurückließ. Die Gedenkfeier findet am 13.11. um 9 Uhr in der Kreuzkirche in Köln-Buchheim statt.

 

Eröffnung und Begrüßung der Synode

Oberkirchenrätin Wiebke Janssen

Im Haus der Evangelischen Kirche setzte sich die Synode mit ihren Beratungen fort. Superintendent Torsten Krall eröffnete die Plenarsitzung und begrüßte alle Anwesenden und Gäste. 

Grußworte sprachen Elisabeth Grumfeld für den Katholikenausschuss der Stadt Köln, die neue Studienleiterin der Melanchthon-Akademie, Antje Rienecker, die Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Köln gGmbH, Martina Schönhals, Superintendent Bernd-Ekkehart Scholten vom Nachbar-Kirchenkreis Leverkusen sowie Oberkirchenrätin Wibke Janssen seitens der Landeskirche. 

 

Finanzbericht und Beschlüsse zum Haushalt

Finanzkirchmeister Jörg Rehnitz stellte die zentralen Punkte vor, die den Haushalt beeinflussen. Ein wesentlicher Bestandteil ist das Projekt „Beymeister“, das in den kommenden zwei Jahren gefördert werden soll, sowie die Personalkosten für die Doppelspitze.

Im Anschluss präsentierte Rehnitz den Finanzbericht des Kirchenkreises und erläuterte die Bilanz des Jahresabschlusses. Er führte die Synodalen durch die wichtigsten Eckpunkte des Haushalts für die Jahre 2025 und 2026. Zur Entlastung des Superintendenten und der Superintendentin in ihrer Funktion als Doppelspitze sind 1,5 Stellen vorgesehen: Eine davon wird durch den Evangelischen Kirchenverband Köln & Region finanziert, während eine 0,5-Stelle durch Rücklagen gedeckt wird.

Die Synode verabschiedete schließlich die Haushaltsentwürfe für 2025 und 2026. Im Ergebnisplan für das Jahr 2025 ist ein Gesamtertrag von 1.147.332 EUR und ein Gesamtaufwand von 1.238.539 EUR vorgesehen. Für das Jahr 2026 sind Erträge in Höhe von 1.139.726 EUR und Aufwendungen in Höhe von 1.272.154 EUR geplant.

Die kreiskirchliche Kollekte wird zweckgebunden für die Unterstützung der Projekte „Erprobungsraum Kalk kennen“ und „Erprobungsraum Mütopia“ sowie für das Ökumenische Netzwerk Asyl in der Kirche in NRW e.V. eingesetzt.

Bericht des Superintendenten Krall und der Assessorin Herrenbrück

Superintendent und Assessorin berichteten gemeinsam über ihre Arbeit als Doppelspitze und betonten, wie wichtig es sei, eine „Kirche, die auf Demokratie und Verständigung setzt“, zu gestalten. Sie begrüßten die Synodalen als Zeichen dafür, dass die Kirche gemeinsam gestaltet werden kann und aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen aktiv angegangen werden.

Kerstin Herrenbrück

Ein Schwerpunkt des Berichts lag auf der Aufgabe, den „zunehmenden Spaltungstendenzen entgegenzuwirken“. Sie betonten, wie entscheidend es sei, Antisemitismus sowie Islamfeindlichkeit entschlossen entgegenzutreten, und berichteten über die Teilnahme vieler Kirchenmitglieder an Gedenkveranstaltungen zum 9. November in Köln. Das gemeinsame Auftreten von Christen und Muslimen, empfangen von einem hebräischen Gebet vor der Synagoge, sei „ein Zeichen des Friedens und der Verständigung“. Ebenso wurde das Engagement für die queere Gemeinschaft hervorgehoben: „Was für ein Erlebnis war es, beim diesjährigen CSD auf einem Truck der Queeren Kirche mitzufahren… bunt und schrill – in der großen Vielfalt der Liebe.“ Der Kirchenkreis wolle als „safe space – ein sicherer Ort“ für alle Menschen dienen und sich gegen jede Form der Diskriminierung stellen.

Auch der sensible Umgang mit den Ergebnissen der FORUM-Studie, die eine vertiefte Prävention und Aufarbeitung im Bereich sexueller Grenzverletzungen fordert, wurde angesprochen. Der Superintendent und die Assessorin betonten die Bedeutung der eingerichteten Stabsstelle, der Beratungsstellen und Vertrauenspersonen, die Betroffenen als Erstkontakt zur Verfügung stehen. „Wir möchten sicherstellen, dass alle Menschen, die in irgendeiner Weise betroffen sind, bei uns Beratung und Schutz finden.“

Torsten Krall

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Notwendigkeit, die kirchlichen Strukturen zukunftsfähig zu gestalten. Der Superintendent und die Assessorin reflektierten die wachsenden Anforderungen und Aufgaben im Amt des Superintendenten und stellten fest, dass die „Doppelspitze offiziell eine Erprobung“ sei. Der Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch ist der erste innerhalb der Rheinischen Kirche, der dieses Modell einführt. Sie betonten, dass das Modell zunächst auf acht Jahre begrenzt ist und dann gemeinsam evaluiert werden soll, um zu prüfen: „Hat das wirklich etwas gebracht? Fällt es uns leichter, bei den Menschen zu sein?“ Dieses Pilotprojekt erlaubt es, neue Wege der Leitung auszuprobieren, ohne den Anspruch zu erheben, alle Antworten zu kennen.

Der Superintendent und die Assessorin betonten abschließend, dass sie sich verpflichtet fühlen, „die Aufgaben zu erkennen“ und sich dafür einzusetzen, eine moderne, flexible Kirche zu gestalten, die nahe an den Bedürfnissen der Menschen ist und offen für Veränderungen bleibt. Sie dankten den Synodalen für das Vertrauen und schlossen mit der Hoffnung, dass die Synodalen genauso gespannt wie sie selbst seien, was noch alles gemeinsam erreicht werden kann.

Den vollständigen Bericht von Torsten Krall und Kerstin Herrenbrück lesen Sie hier.

Gebäudebedarfsplanung: Zukunftsvisionen für Gebäude und Gemeinden

Ein bedeutendes Thema der Synode war die Gebäudebedarfsplanung, die bis 2027 abgeschlossen sein soll. Der Kirchenkreis hat die Gesellschaft für Projektentwicklung sowie die Antoniter Siedlungsgesellschaft beauftragt, den Prozess zu begleiten. Ziel ist es, eine langfristige Strategie zu entwickeln, die angesichts steigender Kosten und rückläufiger Kirchensteuer sicherstellt, dass Gebäude bedarfsgerecht und sinnvoll genutzt werden. Erste Bewertungen zur Gebäudenutzung wurden bereits erhoben und sollen im Sommer 2025 abgeschlossen sein.

Regionen: Strukturelle Zusammenarbeit zur Stärkung der Gemeindearbeit

Ein weiterer zentraler Punkt war der Prozess der Regionalisierung, der in den vergangenen Monaten durch mehrere Workshops aktiv gefördert wurde. Ziel ist es, die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden zu stärken, Ressourcen effizienter zu nutzen und ein belastbares Netzwerk aufzubauen.

Herrenbrück betonte: „Vor einem Jahr haben wir beschlossen, künftig in Regionen zu arbeiten – also über die Grenzen einzelner Gemeinden hinaus zu denken. Damals war es ein ambitioniertes Ziel, und heute stehen Entscheidungen zur Struktur an. Doch wir mussten feststellen, dass es mehr Zeit braucht, auch Ängste zu hören und zu verstehen. Für konkrete Strukturen war es einfach noch zu früh. Es ist gut, dass wir uns die Zeit nehmen – und auch weiter nehmen werden.“

Frau Herrenbrück erläuterte den aktuellen Stand des Regionalisierungs-prozesses: Aus jedem Presbyterium wurden haupt- und ehrenamtliche Mitglieder benannt, die in den regionalen Steuerungsgruppen mitarbeiten. Jeweils zwei Vertreterinnen und Vertreter aus diesen Steuerungsgruppen werden gemeinsam mit der Superintendentin bzw. dem Superintendenten die Steuerungsgruppe auf Kirchenkreisebene bilden und den Prozess weiter begleiten.

Während der Kreissynode arbeiteten die Synodalen in Kleingruppen, die den jeweiligen Regionen zugeordnet waren, intensiv an zwei zentralen Fragen:

1. Was hat uns im Prozess gut getan? Was hat den Prozess vorangebracht?

2. Was brauchen wir noch? Welche Unterstützung benötigen wir?

Das Ergebnis dieser Kleingruppenarbeit wird nun als „Hausaufgabe“ der Leitung des Kirchenkreises anvertraut, um die gewonnenen Erkenntnisse und Vorschläge in den weiteren Prozess einfließen zu lassen und die nächsten Schritte gezielt zu planen.

Pfarrstellenrahmenplan

Gemäß dem Pfarrstellenrahmenplan der Landeskirche beträgt der Umfang der Pfarrstellen des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch bis zum Jahr 2030 insgesamt 28,11 Pfarrstellen. Davon entfallen 5,96 Stellen auf funktionale Dienste, wodurch 22,15 Stellen für den parochialen Dienst in den Gemeinden verbleiben. Die Kreissynode beschloss die vorgelegte Rahmenkonzeption für den parochialen Dienst im Zeitraum 2025 bis 2030 und nahm den Personalbericht 2024 zur Kenntnis.

Berichte der Synodalbeauftragten und weitere Beschlüsse

Neben den Hauptthemen legten auch die Synodalbeauftragten ihre jährlichen Berichte vor, in denen sie über die Erfolge und Herausforderungen ihrer jeweiligen Arbeitsbereiche informierten. 

 

In diesem Jahr wird der Gemeindebericht der Evangelischen Kirchengemeinde Lindlar besonders gewürdigt. Der Gemeindebericht der Evangelischen Kirchengemeinde Lindlar hebt Anpassungen durch personelle Veränderungen und pandemiebedingte Herausforderungen hervor. Eine Kooperation mit einer benachbarten Gemeinde wurde eingegangen, und trotz des Verlusts einer Kirchenmusikerin bleibt die Kirchenmusik ein zentraler Bestandteil, unterstützt durch neue Chorleiterinnen.

Die Gottesdienste wurden strukturell verändert, was zu mehr Besuchern führte. Eine Diakonenstelle wird eingerichtet, und die Gottesdienstbegleitung erfolgt vorübergehend durch Gemeindeglieder. Zudem wird das Gebäude in Schmitzhöhe aufgrund der geringen Nutzungsmöglichkeiten von der Gemeinde getrennt.

Abschluss und Ausblick

Die Sitzung wird mit einem Dank der Superintendentin und des Superintendenten geschlossen. Besonders gewürdigt wird die Arbeit von Geschäftsführer Peter Ebenfeld sowie der Verwaltungsmitarbeitenden, die maßgeblich für die Organisation und das gute Klima der Synode verantwortlich waren. Zudem gilt der Dank dem Kirchenverband für die Bereitstellung der Räumlichkeiten und die technische Unterstützung.

Die nächsten Synoden des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch finden am 13. Juni 2025 (Bürgerzentrum Steinbreche Refrath) und am 8. November 2025 (Haus der Evangelischen Kirche, Köln) statt. 


Ev. Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch

Der Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch umfasst mehr als der Name auf den ersten Blick aussagt: von dem rechtsrheinischen Teil der Millionenstadt Köln erstreckt sich der Kirchenkreis über Rösrath und Bergisch Gladbach hinaus bis nach Kürten im Rheinisch-Bergischen Kreis und Lindlar im Oberbergischen Kreis. Auch der Altenberger Dom gehört zum Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch.

Der neue Kreissynodalvorstand des Ev. Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch

 

Text: Ebels
Foto(s): Ebels