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„Die Sonne schickt uns keine Rechnung“ – 20 Jahre Photovoltaik-Anlage in Bocklemünd

Die gute Laune bei den Bocklemünder Protestanten und Protestantinnen ist unabhängig von den Launen der Natur. Wer wüsste das besser als Renate Graffmann? Sie war schließlich lange Jahre vor ihrem Ruhestand Pfarrerin in der Auferstehungskirche. „Wenn die Sonne scheint, freuen wir uns über den Strom, den unsere Photovoltaik-Anlage auf dem Dach erzeugt. Und wenn es regnet, freuen wir uns auch, weil unser Regenwassertank neben der Kirche gefüllt wird.“

Die Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) wird in diesen Tagen 20 Jahre alt. Das nahm die Gemeinde zum Anlass für einen besonderen Gottesdienst, einen Empfang und eine Gedenktafel-Enthüllung. Doch der Reihe nach.

Einsatz von Franziska und Wolfgang Kayser
Pfarrer Torsten Sommerfeld begrüßte zum Gottesdienst Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, Ernst Fey, ehemaliger Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Nord, und Hanno Sparbier-Conradus, Umweltbeauftragter der Evangelischen Kirche im Rheinland. Ganz besonders begrüßt wurden natürlich Franziska und Wolfgang Kayser, die sich vor 20 Jahren für die Installation der PV-Anlage stark gemacht hatten.

Solarkraft galt damals als unergiebig
„Wir waren die erste Kirche im Kölner Stadtgebiet, die eine PV-Anlage auf ihrem Dach installierte und wurden Vorreiter für viele solcher Projekte, die heute zum Standard gehören", sagte der Umweltbeauftragte des Kirchenkreises Köln-Nord, Wolfgang Kayser, und erinnerte an die Anlaufschwierigkeiten. „Der Vorschlag, Energie zu sparen und sich an erneuerbaren Quellen zu probieren, galt damals als eine Idee, die zwar nett gedacht, aber in der Realität nicht umsetzbar war. Das lag nicht am bösen Willen der an der Entscheidung Beteiligten, sondern einfach daran, dass Solarkraft damals noch als unergiebig galt und viele es sich nicht so recht vorstellen konnten. Da hielt man sich lieber an das, was man kannte, ganz egal, ob es nun die bessere Alternative war oder nicht. Dennoch haben wir nicht locker gelassen und mit der damaligen Pfarrerin Renate Graffmann und dem damaligen Stadtsuperintendenten Manfred Kock Mitstreiter gefunden, die sich für die Idee stark machten.“

Große Überzeugungsarbeit für die PV-Anlage
Am Ende drohte das Projekt dann schlicht am Geld zu scheitern. Aber eine Erbschaft der Gemeinde legte den Grundstock. Kayser berichtete aus jener Zeit: „Es sollte 100.000 Mark kosten, die Anlage auf dem Dach anzubringen. Zum Glück hinterließ uns das verstorbene Gemeindeglied Peter Dickhardt 50.000 Mark. Die konnten wir als solides Startkapital nutzen und das Abenteuer Sonnenenergie in Angriff nehmen.“ Eine Gedenktafel an der Auferstehungskirche wurde im Anschluss an den Gottesdienst enthüllt. Sie erinnert an den großzügigen Spender. Ernst Fey erinnerte sich sehr genau, wie das damals war, als die Bocklemünder die PV-Anlage auf ihr Dach setzten. „Zunächst mal waren wir alle skeptisch. Dann haben die das einfach mal gemacht, und damit Geld verdient. ,Mensch‘, dachte ich, ,das wollen wir in Ossendorf auch‘.“ Fey brachte einen entsprechenden Vorschlag im Presbyterium ein. Und siehe da: Das wollte nicht. „Es hat ungeheure Überzeugungsarbeit gebraucht, bis ich das Presbyterium so weit hatte, dass sie zugestimmt haben.“

Mehr als die Hälfte der Kirchendächer mit Solarenergie
Mittlerweile stehen auf weit über der Hälfte der Kirchendächer im Kirchenkreis Nord-Nord PV-Anlagen. Guido Stephan, Geschäftsführer der Antoniter Siedlungsgesellschaft (ASG), warf einen Blick in die Zukunft: „Wir als Immobiliengesellschaft wissen um unsere Verantwortung für die Zukunft. Wir betreiben sechs Photovoltaik-Anlagen und acht solarthermische Anlagen in unseren Gebäuden. 2021 fällt die Einspeisevergütung für Strom weg, der von PV-Anlagen produziert wird. Dann treten wir als ASG gegenüber den Mietern als Stromverkäufer auf. Das wird dann ein ganz neues Geschäftsfeld.“ Stephan schloss sein Grußwort mit einer Binsenweisheit, die in Zeiten knapper Kassen wirklich weise daherkommt: „Die Sonne schickt uns keine Rechnung.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann