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Die Ruhe bewahren: Kölner Allianz für freie Sonntage mit neuer Website

„Manchmal stelle ich mir vor, wir schafften tatsächlich die Sonntagsruhe ab, machten den Sonntag zu einem gewöhnlichen Werktag … Wer weiß: Vielleicht hätten die Menschen bald schon vergessen, wie das war, als es noch einen Ruhetag gab. Alle Wochentage wären gleich, man ginge von Montag bis Sonntag zu Arbeit, und das wäre normal. Doch irgendwann – in vielleicht zwanzig, dreißig Jahren – würden meine Enkel herausfinden, dass der Sonntag mal arbeitsfrei war. Ein Tag, an dem die Menschen durchatmen konnten, zum Nachdenken kamen, etwa im Gottesdienst. Ein Tag, an dem man Familienfeste feierte, sich mit Freunden verabredete oder im Garten ein Buch las.“ So beginnt das Statement des Stadtsuperintendenten des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region, Rolf Domning, auf der neuen Internetseite „Die Ruhe bewahren – Kölner Allianz für den freien Sonntag„.



„Und ich würde mich schämen dabei“
„Wie die das wohl fänden, dass wir den Sonntag aufgegeben haben?“, fragt Domning weiter nach seinen Enkelkindern. „Dass für sie deshalb ein Tag wie der andere ist, die Woche keinen Mittelpunkt mehr hat, keinen Ruhepol? Was würden die Menschen in zwanzig, dreißig Jahren dazu sagen? Vielleicht klänge es so:
‚Wie? Es gab so einen Tag, Jahrhunderte lang – und ihr habt ihn abgeschafft, einfach so? Warum habt ihr das denn bloß getan?‘
Dann müsste ich antworten:
Damit wir endlich die ganze Woche über einkaufen dürfen.
Damit die Maschinen besser ausgelastet sind.
Damit wir auch sonntags zum Frisör können.
Und ich würde mich schämen dabei. “ So weit das sehr persönliche Statement des Stadtsuperintendenten, das sich auf der neuen Website neben den Stellungnahmen der Vorsitzenden des Katholikenausschusses, Hannelore Bartscherer, Christa Nottebaum von ver.di, Bezirk Köln, Andreas Kossiski, vom DGB-Köln/Bonn, und verschiedenen anderen Zeitzeugen findet.

Hintergrund und Material
Zum Hintergrund: Obwohl die staatliche Sonntagsgarantie als Grundrecht verankert ist, nimmt Sonntagsarbeit in Deutschland zu. Heute sind nach Daten des Mikrozensus fast elf Millionen Erwerbstätige branchenübergreifend davon betroffen – drei Millionen mehr als noch Mitte der 90er Jahre. Immer mehr Wirtschaftsbereiche werden für die Arbeit an diesen Tagen vereinnahmt. Dieser Entwicklung zur „Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft“ stellen wir uns entgegen. „Wir fordern den freien Sonntag als gemeinsamen Zeitanker für die Menschen“, sagen die Initiatoren dieser Kölner Kampagne und haben gleich mehrere Möglichkeiten geschaffen, für diese und mit dieser Initiative selbst aktiv zu werden: Zum einen gibt es online eine Unterschriftenliste für die Befürworter des Projekts. Zum anderen stellen sie Material bereit, um zu informieren – oder sich selbst erst einmal „schlau“ zu machen. Zum Beispiel den Text „Gegen den Rhythmus – krank durch Arbeit“ der Bundesallianz für den freien Sonntag, die „Zehn Argumente für den arbeitsfreien Sonntag “ der Evangelischen Kirche in Deutschland, ein Interview mit Andreas Kossiski vom DGB Köln, die Stellungnahme zum Koalitionsvertrag von SPD und B90/ Die Grünen zur Sonntagsöffnung in NRW der ver.di Köln, die Gemeinsame Erklärung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz von 1999 namens „Menschen brauchen den Sonntag“ oder die Stellungnahme der Bundesallianz für den freien Sonntag zum Bundesverfassungsurteil 12/2009.

Joy Fleming, Hartmut Engler Ingrid Noll, Joana und andere
Aber auch Vergnügliches findet sich unter den „Materialeien“ auf der neuen Internetseite, wie der Song „Mein Sonntag“ auf YouTube: Im Zusammenhang mit den Sonntags-Aktionen in Hessen ist das Lied „Mein Sonntag“ von Clemens Bittlinger entstanden, der gesanglich prominent unterstützt wird, unter anderen von Bluessängerin Joy Fleming, Hartmut Engler von PUR, Schauspieler Walter Renneisen, Krimiautorin Ingrid Noll, Sängerin Joana, Liedermacher Gerhard Schöne.

Text: Kölner Allianz für den freien Sonntag/AL
Foto(s): Kölner Allianz für den freien Sonntag