You are currently viewing Die Presbyteriumswahlen 2012: Wie war es denn in Wesseling?

Die Presbyteriumswahlen 2012: Wie war es denn in Wesseling?

Die Minusgrade blieben vor der Tür. Im Begegnungszentrum an der Apostelkirche umfing wohlige Wärme diejenigen, die die Namen ihrer Favoriten auf dem Stimmzettel für das neue Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Wesseling markierten. „Maximal zehn Kreuzchen, es dürfen auch weniger sein“, instruierte Berthilde Wörner vom Wahlvorstand eine Besucherin, bevor diese sich zu einer der beiden aufgebauten Kabinen begab. Währenddessen schmökerte nach erfolgter Stimmabgabe ein Vater mit seinem Sohn in einem Mottoradbuch, das sie inmitten des preiswerten Bücherangebotes im Foyer entdeckt hatten. Andere bedienten sich an dem vom Kirchen-Café-Team offerierten Kuchenbuffet und nahmen Platz an den freundlich hergerichteten Tischen im hellen Saal.

Kirchenmusik als verbindende Mitte
„Wir empfinden es als unsere Pflicht, wählen zu gehen. Bei jeder Wahl“, betonte ein älteres Ehepaar zwischen zwei Schlücken heißen Kaffees. Am Nebentisch unterhielt sich Dr. Gerd Rauser. Seit 1988 arbeitet er mit im Presbyterium mit und kandidierte jetzt erneut. „Ich bin mit Kirche und dem christlichen Glauben aufgewachsen“, so der 62-jährige Chemiker. „Das ist eine sehr prägende Erfahrung“, berichtete er von seinen Aktivitäten unter anderem als Leiter eines Kreises junger Erwachsener. Das war in Württemberg. Von dort kam er 1979 aus beruflichen Gründen nach Wesseling. Die hiesige Kirchengemeinde sei seine neue Heimat geworden. Seit Anfang an in der Kantorei dabei, sollte er sich bald in der Leitung der Gemeinde engagieren. In diesem Rahmen erinnert er sein frühes Engagement für die sogenannten Russland-Deutschen. „Wir haben sie zu uns eingeladen, sie in ihren Übergangsheimen besucht.“ Was ihm besonders am Herzen liegt? „Gottesdienste und Kirchenmusik als alle Gemeindeglieder verbindende Mitte des kirchlichen Lebens.“

Wahlbeteiligung lag bei sieben Prozent
In den zwei Wahllokalen der Gemeinde, im Zentrum an der Kreuzkirche und dem Begegnungszentrum im Norden, ging es eher ruhig zu. Obwohl die beiden Gottesdienste am Vormittag noch sehr gut besucht waren, traten beispielsweise an der Apostelkirche bis zum frühen Nachmittag lediglich 110 Menschen an die Wahlurne. Das konnte die gute Stimmung des Wahlvorstandes aber kaum drücken. Manuela Dreher, die den Vorsitz bekleidete, gab mit Birgit Bornheim und Wörner die Stimmzettel aus, informierte, beantwortete Fragen. Die Mitarbeit sei für sie selbstverständlich, sagten die drei Damen. Und Wörner freute sich, bei dieser Gelegenheit mit vielen Gemeindegliedern ins Gespräch zu kommen, „die ich sonst nur im Gottesdienst sehe“. Nach dem Schließen der Lokale um 16 Uhr wurden an der Kreuzkirche die Stimmen zentral und öffentlich ausgezählt. Insgesamt kam man auf 426. Eine ernüchternde Zahl, denn der Evangelische Kirchengemeinde Wesseling gehören insgesamt 6.800 Mitglieder an. „Die Wahlbeteiligung ist leider, wie in den vergangenen Jahren, als dürftig anzusehen“, bedauerte denn auch Pfarrer Ralph-Rüdiger Penczek. Sie liege bei knapp sieben Prozent.

Entscheidung für Kontinuität
Für zehn Plätze hatten sich 13 Kandidatinnen und Kandidaten beworben. Gewählt wurden Gisela Boelke, Ute Brandscheidt, Wiebke Cramer, Michael Kämmerer, Sabine Kaminski, Dr. Gerd Rauser, Rosemarie Reimann, Hardy Schlieter, Klaus Selinger und Markus Wieland. Außer Gisela Boelke und Markus Wieland wirkten die Genannten bereits im Wesselinger Presbyterium mit. Dies sei eine Entscheidung für Kontinuität, stellte Penczek fest. Er und Gerd Veit gehören als Pfarrstelleninhaber dem Presbyterium als „geborene“ Mitglieder an. Hinzu kommt Volker Koschnik als Mitarbeiterpresbyter. Alle Mitglieder des Presbyteriums werden am Sonntag, 4. März, im Gottesdienst um 9.30 Uhr in der Kreuzkirche in ihr Amt eingeführt.

Leitsatz „Kirche verbindet Menschen“
Penczek, Pfarrer an der Apostelkirche, blickte mit großer Wertschätzung auf die Arbeit vorhergehender Presbyterien. Gerade auch die älteren Mitglieder im Leitungsgremium hätten stets eine große Offenheit gegenüber Innovationen bewiesen. Beispielsweise habe man ganz verschiedene Formate von Gottesdiensten etablieren können. Ebenso nannte Penczek die Gründung der Musikschule „Musikbogen“ im Januar 2010. „Großartig, dass Menschen ein solches Ehrenamt übernehmen, viel Zeit investieren, mit viel Liebe und Sorgfalt mitarbeiten. Das ist ein großes Pfund für unsere Gemeinde.“ Auf das neue Presbyterium warte in Form einer Perspektivberatung und -entwicklung eine große Herausforderung, informierte Penczek. Dabei gehe es um Konzeption für die nächsten Jahre, um die „Leitgedanken unserer Gemeinde“. Vor sieben Jahren habe man den Leitsatz „Kirche verbindet Menschen“ formuliert. „Wir wollen Kirche so leben, dass Menschen jeglicher Couleur merken, dass sie bei uns willkommen sind.“

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich