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Die Ökumene festgeschrieben – Partnerschaftsvereinbarung in Dellbrück-Holweide

Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) erheben für sich den Anspruch, Menschen zusammenzuführen. Und so war das KVB-Museum in Thielenbruch ein mehr als gut gewählter Ort, um einen ökumenischen Partnerschaftsvertrag zu unterschreiben.

Zuvor trafen sich die Angehörigen beider Konfessionen zu einem Ökumenischen Kirchentag in der imposanten Halle der KVB inmitten von alten Straßenbahnen. An Informationsständen stellten sich zahlreiche Initiativen beider Gemeinden vor. Für die musikalische Unterhaltung der Gäste sorgte der Posaunenchor Heilix Blechle, die Josephsbläser, die katholischen und evangelischen Kantoreien, der Projektchor Holweide, der Gospelchor "Voice TABS" und die Dellbrücker Symphoniker. Schließlich strömten alle zum Abschluss-Gottesdienst, in dem der Vertrag unterzeichnet wurde.

Das Motto "Du siehst mich"
Der Kirchentag stand unter dem Motto "Du siehst mich". Dieses Motto nahmen die Pfarrer in ihrer dreigeteilten Predigt auf. Es sprachen Pfarrer Otmar Baumberger und Pfarrer Klaus Völkl von der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Dellbrück/Holweide und Bernd-Michael Fasel, leitender Pfarrer an den Pfarreien St. Joseph und St. Norbert in Dellbrück sowie St. Mariä Himmelfahrt und St. Anno in Holweide. Fasel erinnerte sich an seine Jugend. "Du siehst mich. Wie schrecklich. Ein Auge ist, das alles sieht, auch was bei dunkler Nacht geschieht. Das war eine rohe Botschaft, vor der man Angst haben musste." Aber schließlich habe er sich von dem drohenden Gottesbild befreit. Aber noch als Pfarrer habe er anfangs geglaubt, er müsse alles mitbekommen. "Mit 360-Grad-Blick." Auch davon habe er sich schließlich befreit. "

Ökumene wird bereits intensiv gelebt
Einmal sind bei mir in der Ostermesse nacheinander vier Messdiener kollabiert. Nach dem Schlusssegen habe ich der Gemeinde gesagt ,Vier kollabierende Messdiener hatte ich noch nie.' Da schallte es aus der Gemeinde ,Fünf!' Ich hatte einen nicht mitbekommen." Das Gelächter im Publikum war konfessionsübergreifend. Fasel leitete über zu Psalm 139: "Gott hat mich erschaffen. Er weiß, was in mir vorgeht. Er weiß auch um meine bedrückenden Seiten. Ich bin bei Gott geborgen. Gott zeigt Wege auf, damit wir nicht immer um uns selbst kreisen." Baumberger erklärte: "Ich fühle mich mit Euch geborgen in diesem ganz anderen Raum." Die Ökumene in Dellbrück und Holweide werde bereits intensiv gelebt. Zum Beispiel in der Flüchtlingsarbeit. Und das Wichtigste: "Man kennt sich hier und trifft sich ständig auf der Straße." Es müsse nicht alles angeglichen werden. "Jesus Christus sagt: Du darfst kommen. Du bis unbedingt dabei. Alle, die zu uns kommen, sind mit uns Gemeinde. Wir sind ein Haus für alle Heiligen und Sünder."

Lange über den Vertragstext getüftelt
Fasel erinnerte daran, dass die Christen und Christinnen der beiden großen Konfessionen sich schon seit langem immer wieder besuchten und sich beim jeweils anderen zu Hause fühlten. Was hätte also näher gelegen, als dieser Verbundenheit in einem Vertrag Ausdruck zu verleihen. Bei einem Treffen im Oktober 2015 haben der katholische Pfarrgemeinderat und das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde beschlossen, die Gemeinschaft in einer Partnerschaftsvereinbarung fest zu machen. Der Arbeitskreis Ökumene und der eigens gegründete Arbeitskreis Partnerschaft haben in vielen Sitzungen über den Text diskutiert. Ende des vergangenen Jahres haben die Leitungsgremien der Gemeinden dann zugestimmt. Als Leitwort gilt: "Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist.“ (Eph 4,5).

Den Weg der Ökumene weitergehen
Diesem Pauluswort folgend sind die unterzeichnenden Gemeinden seit langer Zeit auf einem fruchtbaren gemeinsamen Weg. In dem Bewusstsein, dass wir gemeinsam unseren Glauben an den einen Gott bezeugen sollen, schließen wir miteinander diese Partnerschaftsvereinbarung. Darin bestärkt und leitet uns das Gebet Jesu: ,Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.' (Joh 17,21)." Ganz praktisch bedeutet das: "Mit der Partnerschaftsvereinbarung sollen durch die Unterschrift der Verantwortlichen die gewachsene Verbundenheit und die ökumenischen Aktivitäten Verbindlichkeit bekommen und weiter vertieft werden. Das Ziel ist es, diesen Weg unabhängig von Personen weiter zu gehen." Pfarrer Völkl nannte viele gelungene Beispiele für das gemeinsame Wirken in den Stadtteilen: "Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen, an Buß- und Bettag, die Eliasprozession, am Weltgebetstag, Taizégebete und ökumenische Gottesdienste am Pfingstmontag. Aber es gibt noch viel mehr: Ökumenischer Stadtteil-Kirchentag, Lebensmittelausgabe für Bedürftige, Ökumenischer Hospizdienst, Kölsch Hätz, HoSe (Holweider Selbsthilfe), Ökumenischer Kirchenbus, Ökumenische Flüchtlingshilfe, Ökumenische Orgelwanderung und Hilfe und gegenseitiger Besuch bei Gemeindefesten, um nur Einiges zu nennen."

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann