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Die Nacht – Der Raum – Die Stille. Lange Nacht der Kirchen in Köln 2003

Keine Events, allein sakrale Räume und Stille – so lautet das Angebot der ersten „Langen Nacht der Kirchen“ in der Kölner Innenstadt. Am Freitag, 21. November 2003, stehen von 20 bis 2 Uhr auf evangelischer Seite die Antoniterkirche, die Christus- und die Kreuzkirche offen. Katholischerseits sind St. Andreas, St. Aposteln, St. Georg, St. Gereon, St. Maria im Kapitol, St. Maria in der Kupfergasse, St. Maria Lyskirchen, Groß St. Martin, Minoritenkirche, St. Pantaleon, St. Peter, St. Ursula sowie die Sakramentskapelle des Domes (Eingang Nordportal) beteiligt.

Zurück geht das Projekt auf eine Anregung Fritz Schrammas. Der Oberbürgermeister hatte Stadtdechant Dr. Johannes Westhoff gefragt, ob die bereits in anderen Städten erfolgreich angebotenen Kirchen-Nächte nicht auch etwas für Köln seien. Westhoff thematisierte diese Idee im Kreis von katholischen Innenstadt-Seelsorgern, die Planungen begannen. „Wir kamen zu dem Ergebnis“, erinnert sich Christoph Biskupek, Pfarrer an St. Aposteln, „dass Köln bereits über zahlreiche ´Lange Nächte´ der Museen, Theater und so weiter verfügt.“ Die würden sich in der Regel durch eine große Programmfülle und ihren „Event-Charakter“ auszeichnen.

„Gemeinsam mit der evangelischen Kirche wollen wir uns aber nicht einfach einreihen, sondern bewusst absetzen, etwas eigenes darstellen“, betont Biskupek, „wir haben ein nüchternes Konzept: Allein die offenen Kirchen sind das Programm.“ Es lädt zunächst zur Begegnung mit den sakralen Räumen ein. „Wir wollen diese einzigartigen Bauwerke wirken lassen. Sie besitzen genügend Aussagekraft und Ausstrahlung“, verweist Biskupek zum einen auf deren Geschichte, Architektur und Kunstwerke. Andererseits wolle man die mystische Atmosphäre der Kirchen befördern, etwa mit Weihrauch und dem Verzicht auf elektrisches Licht. Einen besonderen Aspekt der Veranstaltung sieht Biskupek in der Möglichkeit „zur Begegnung mit sich selbst und vielleicht mit Gott“. In dieser „Inszenierung des Weglassens“ wolle man insbesondere die Stille erfahrbar machen. „Wir bieten Besinnung statt Unterhaltung, Orte, wo man sich in Ruhe niederlassen kann. Wo man nicht angesprochen, besäuselt oder bespielt wird.“ Gleichwohl werde niemand allein gelassen. „In jeder Kirche stehen unaufdringlich Ansprechpartner für Fragen, auch seelsorgerischer Art, bereit.“

Die „Lange Nacht“ richtet sich an alle: An Menschen, die einen besonderen „Gottraum“ suchen, an solche, die nicht schlafen können, an Nachtschwärmer… „Wir sind aufgeregt, ob die scheinbare Programmlosigkeit nicht zu Irritationen führt“, bekennt Biskupek. Damit das Projekt in Köln eine Zukunft habe, seien aber nicht Tausende von Teilnehmenden nötig. „Wenn Menschen sagen, das hat uns gut getan, werden wir das sicherlich wiederholen.“ Weitere Informationen unter www.nachtraumstille.de.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): nachtraumstille