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Die Kirche und das Geld – am Beispiel der Gemeinde Pesch anschaulich gemacht.

Mit dem Thema „Die Kirche und das Geld“ beschäftigt sich der aktuelle Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Pesch. Finanzkirchmeisterin Gaby Orbach hat dabei die Grundbegriffe und -Vorgänge so anschaulich erläutert, dass wir dies mit dem Einverständnis der Gemeinde hier veröffentlichen wollen:

Kirchensteuer
Grundlage der Berechnung ist die Lohn- oder Einkommensteuer. Die Kirchensteuer wird prozentual davon berechnet. In der rheinischen Kirche – wie in den meisten
Landeskirchen- beträgt dieser Zuschlag (auch ‚Kirchensteuerhebesatz‘ genannt) 9%. Wenn man also im Monat 300 € Lohnsteuer zahlen muss, zahlt man 27 € als Kirchensteuer. Dabei ist es egal, ob man evangelisch oder katholisch ist. Der tatsächliche Kirchensteuerbetrag ist für die meisten Kirchenmitglieder allerdings noch geringer. Weil die Kirchensteuer vom Staat als ‚Sonderausgabe‘ anerkannt wird, wird beim Lohnsteuerjahresausgleich oder bei der Einkommensteuererklärung ein Teil davon wieder erstattet.

Wer muss Kirchensteuer bezahlen?
Kirchensteuerpflichtig sind nur Kirchenmitglieder. Da die Berechnung auf der Basis der Lohn- und Einkommensteuer erfolgt, zahlt natürlich auch nur der oder die Kirchensteuer, der über ein entsprechendes zu versteuerndes Einkommen verfügt, d.h. z.B. Kinder, nicht-verdienende Ehepartner oder ein großer Teil der Ruheständler trägt nichts zum Kirchensteueraufkommen bei. Man kann davon ausgehen, dass ’nur‘ etwa 35% der Kirchenmitglieder auch tatsächlich Kirchensteuerzahler sind.

Warum bekommt die Kirche immer weniger Geld?
Demografisch bedingter Mitgliederrückgang, fehlendes Wirtschaftswachstum, schlechte Arbeitsmarktsituation sowie Lohn- und Einkommensteuerentwicklung: das sind die
Gründe für den anhaltenden Rückgang der Kirchensteuereinnahmen. Für die nächsten drei Jahrzehnte rechnet der Finanzchef der rheinischen Landeskirche mit einem Mitgliederrückgang von drei auf zwei Millionen. Im Jahr 2004 hat die rheinische
Kirche 498 Millionen Euro aus Kirchensteuern erhalten. Das sind gut 43 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Die Schätzungen für das Jahr 2005 deuten auf einen weiteren Rückgang hin, geplant wird mit 483 Millionen Euro. – Innerhalb von zwei Jahren muss von der rheinischen Kirche also ein Rückgang der Einnahmen von 58 Millionen Euro verkraftet werden.

Für landeskirchliche Aufgaben gibt die rheinische Kirche rund 80 Millionen Euro aus – im Jahr 2005 sogar ein wenig mehr. Zu tragen ist beispielsweise die erhöhte Eigenbeteiligung der kirchlichen Schulen in Nordrhein-Westfalen. Die rheinische Kirche zahlt 1,8 Millionen Euro an ihr Diakonisches Werk. 2,6 Millionen Euro fließen in die Vereinte Evangelische Mission (VEM). Außerdem wird auch weiterhin Geld für den evangelischen Kirchentag, der im Jahr 2007 in Köln stattfindet, angespart.
Wieviel Geld braucht eine Gemeinde? oder Wie lange reicht die Kirchensteuer noch?
Wir verdeutlichen dies am Beispiel eines verheirateten Kirchensteuermitgliedes mit einem monatlichen Bruttoeinkommen von 3500 € und Steuerklasse III. Seine monatliche Kirchensteuer beträgt, nach einem Rechenbeispiel auf einer Infoseite der
Evangelischen Kirche im Rheinland 29,93 € (dieser Beitrag bezieht sich dann auf die gesamte Familie).

Was bezahlt die Evangelische Kirchengemeinde in Pesch davon?
Dabei lasse ich alle bereits genannten landeskirchlichen Aufgaben, Beiträge zum inanzausgleich der Kirchenkreise untereinander, Beiträge zur Finanzierung von Aufgaben des Stadtkirchenverbandes und des Kirchenkreises, die von diesem Betrag vorab schon einmal abgezogen werden außer Acht. Außerdem erhebt diese Liste keinen Anspruch
auf Vollständigkeit:
• zwei volle Pfarrstellen in Esch und Pesch
• die Unterhaltung einschließlich aller Nebenkosten der drei Gemeindezentren in Esch, Pesch und Lindweiler
• drei Hausmeisterinnen, zwei davon mit ‚halber‘ Stelle, die dritte Stelle mit einem noch geringeren Umfang
• eine Reinigungskraft mit einem geringen Stundenumfang
• Kirchenmusik (Orgeldienst und Chorleitung)
• eine sogenannte ‚Vorortkraft‘ in unserem Gemeindebüro mit einem Beschäftigungsumfang von 12 Wochenstunden
• eine Jugendleiterin mit einem Beschäftigungsumfang von 15 Wochenstunden
• bis zum Sommer 2005 noch eine pädagogische Mitarbeiterin mit einer’halben Stelle‘
• Fortbildungen für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
• Materialkosten für alle Arbeitsbereiche der Gemeinde
• Blumenschmuck
• Leasingraten für Fotokopierer
• Gemeindebriefe und sonstige Veröffentlichungen
• Telefonkosten
• Fahrtkosten

An dieser Stelle noch einmal der Hinweis, dass von den ca. 3.600 Gemeindegliedern in unserer Gemeinde auch nur etwa 35% – also ca. 1260 – tatsächlich Kirchensteuerzahler sind, denn weder Rentner, noch Kinder, noch Arbeitslose zahlen Kirchensteuer (sie zahlen ja auch keine Lohn- oder Einkommenssteuer!).  Auch wir mussten in den vergangenen 2 Jahren bereits 10% unserer Haushaltsmittel einsparen, das ist für unsere Gemeinde ein Betrag von 45.000€. Weitere Einsparungen – allerdings vermutlich und hoffentlich in geringerem Umfang – werden unumgänglich sein.

Trotz aller düsteren Prognosen und Spardiskussionen macht sich bei uns aber keine Resignation breit, sondern Wille und Kreativität neue Finanzierungskonzepte für unsere gute und notwendige Arbeit von der viele Menschen – und nicht nur evangelische Christen – auch über die Grenzen unserer Kirchengemeinde hinaus profitieren, zu entwickeln.

Tipps
Weitere interessante Beiträge zum Thema Geld aus dem Pescher Gemeindebrief.
sparen – sparen – sparen„. Gedanken zum Thema von Gertraud Lauenstein. Hier.

Was hat es mit dem „Zehnten“ auf sich?“ Pfarrer Klaus Termath führt im theolgischen Stichwort in den biblischen Gedanken des Zehnten ein. Hier.

Was ist das besondere Kirchgeld?“ Carl-Ludwig Voss informiert über das besondere Kirchgeld. Hier.

Text: Gaby Orbach/Gemeinde Pesch
Foto(s): Evangelische Kirchengemeinde Köln-Pesch