Ganz entspannt stehen Martin Staemmler-Michael und Andreas Virginas im Hof des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region. Frederick ist leider schon weg, er musste zum Handballtraining. Dabei ist er gerade noch die letzte Etappe – aus dem rechtsrheinischen Forsbach in die Kölner Südstadt – mit einer Fahrradrikscha gefahren, die einen beachtlich weiten Weg hinter sich hat: Aus Wehlen an der Elbe kommt sie, vier Monate haben die Planungen der Radfahrerkirche Wehlen gebraucht, bis die Idee: „Wir fahren mit der Rikscha von hier, aus der Sächsischen Schweiz nach Köln zum Kirchentag“ Gestalt annahm, mit Sponsorengeldern eigens für dieses Ziel die Rikscha gekauft und die 250 Menschen mobilisiert werden konnten, die es brauchte, um die immense Strecke in einer Art „Rikscha-Staffellauf“ zu bewältigen. Am 13 Mai ging es in Wehlen los, am 5. Juni waren die Fahrerinnen und Fahrer im Ziel: Fristgerecht und pünktlich am Vorabend des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentags, am 5. Juni. 24 Orte lagen an der Strecke, 24 Tage dauerte die Tour, 250 Menschen traten abwechselnd in die Pedale, 700 Kilometer weit war die Strecke.
Quer durch Deutschland gefahren
Nein, einfach war es nicht: „Sie ist ganz schön schwer, die Rikscha“, erzählt Virginas, der die erste Etappe ab Wehlen gefahren ist. „Ich hatte immer Angst um den hinteren Reifen“, ergänzt Pfarrerin Erika Juckel aus der Evangelischen Kirchengemeinde Forsbach-Rösrath, die das Trüppchen und „ihren Fahrer“, den Forsbacher Konfirmanden Fredrick auf der letzten Etappe begleitet hat: auf dem eigenen Fahrrad. Und doch, es hat sich gelohnt: „Die Rikscha fährt quer durch Deutschland und verbindet Gemeinden und Menschen. Täglich wechselt die Besatzung. Wir überwinden Grenzen, und neue Beziehungen entstehen. Es bewegt sich was!“ hatten sich die Jungs von der Radfahrerkirche Wehlen vorgenommen. Genauso kam es. Und so soll es auch auf dem Kirchentag weitergehen: „Wir möchten die Rikscha nutzen, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen“, betont Virginas. Und Staemmler-Michael – der die zündende Idee zu dem ganzen Unternehmen hatte – ergänzt: Wir werden einen Stand auf dem Markt der Möglichkeiten haben.“ Dort kann man sich nicht nur über die Radfahrerkirche Wehlen informieren, sondern auch Fahrten buchen: „Wer Interesse hat, meldet sich in Halle 4.1 am Stand N17“, sagt Virginas und überlegt, auch Fahrgäste von der Messe über die andere Rheinseite bis zum Dom zu bringen. Doch: „Das kommt auf die Verkehrsverhältnisse an“, überlegen die Organisatoren. Und sind froh, erst mal in Köln angekommen zu sein, begrüßt vom Superintendenten des Kirchenkreises Köln-Mitte, Rolf Domning. Der ist selbst Fahrradfahrer und zeigte sich sichtlich beeindruckt von der weiten Anreise, die die Truppe aus der Sächsischen Schweiz hinter sich hat.
Weitere Pläne
Natürlich ist die Rikscha nicht nur ein Hingucker auf dem Kirchentag: Wieder zu Hause, wollen die Organisatoren weiterhin die evangelische Kirche ins Gespräch bringen: Als Werbeträger für die Radfahrerkirche, als mögliches Jugendprojekt, in dem möglicherweise junge Fahrerinnen und Fahrer Touristen durch die landschaftlich schöne Sächsische Schweiz kutschieren – und vielleicht von der Jungfernfahrt des Gefährts erzählen werden: Damals, zum 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag nach Köln.
Foto(s): AL